Das hauptamtliche Team der Hanel-Senioren-Stiftung: Andrea Matthies, Jill Rohde, Stiftungsgründerin Anita Hanel, Verena Kovalik, Edith Honermeier und Bodo Böttger (v.l.) Foto: tw
LANDKREIS tw ∙ Manchmal kann es so einfach sein, jemandem zu helfen und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Diese Erfahrung machte Anita Hanel vor acht Jahren. Sie war mit einem 73-Jährigen, dem es finanziell nicht gut ging, Schuhe einkaufen. Ein für sie sehr bewegender Moment. Und einer, der ihr zeigte, wie wichtig ihre Hanel-Senioren-Stiftung ist, die sie 2016 ins Leben rief. Denn auch heute noch sind es die kleinen Gesten, mit denen sie und ihre Mitstreiter oft so viel erreichen. Ihr Ziel ist es, Senioren, die in Altersarmut leben, etwas Würde und Lebensfreude zurückzugeben und auf das Thema Altersarmut aufmerksam zu machen. Denn sie findet, dass man bei diesem Thema nicht wegschauen darf.
Ein Thema, dass in den letzten Jahren an Aktualität gewonnen hat, beziehen doch immer mehr Menschen im Rentenalter Grundsicherung. Allein im letzten Jahr waren 691.820 Menschen davon betroffen, mit einem Plus von 63.250 Menschen ein Anstieg von zehn Prozent in einem Jahr. Vor allem die Älteren hätten Angst als Sozialschmarotzer zu gelten, wenn sie um Hilfe bitten, so Hanel. Um sie versuche sie zu kämpfen und ihr Vertrauen zu gewinnen.
Aus vielen Begegnungen weiß sie, wie sehr sich die Senioren schon über Kleinigkeiten, wie warme Pantoffeln für den Winter oder einen Blumenstrauß, freuen. Sie erzählt von der Wunschbaumaktion, die sie jedes Jahr vor Weihnachten durchführt. „Das macht schon sehr nachdenklich und betroffen, wenn man die Wünsche liest“, so Mitarbeiterin Verena Kovalik. Finden sich dort doch oft Wünsche wie Kaffee, Orangen oder Handschuhe. „Sachen, die für uns ganz normale Dinge sind.“
Anita Hanel würde sich freuen, wenn sich Menschen über 65 Jahre, die nur eine kleine Rente haben, eine Grundrente oder Wohngeld beziehen, selbst bei ihr oder ihrem Team melden würden.
Um den Kontakt zu erleichtern, gibt es montags bis freitags eine offene Sprechzeit von 10 bis 12 Uhr, bei der man ganz unverbindlich bei der Hanel-Senioren-Stiftung in der Neustraße 16, mitten in Cuxhaven, vorbeischauen kann. „Kommen Sie gerne auf einen Kaffee vorbei – wir freuen uns.“ Dabei sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, dass die Tür erst einmal verschlossen scheint. Denn zum Team gehört auch Katze Mimi und sie könnte sonst unbeobachtet schnell mal rauslaufen. „Doch wir sehen, wenn jemand vor der Tür ist, und machen sofort auf.“
Rund 40 Ehrenamtliche aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven unterstützen ihre Arbeit. Freiwillige können zudem Patenschaften übernehmen, etwa für Einkäufe, Spaziergänge oder kulturelle Veranstaltungen. „Menschen, ohne die wir den Laden nicht am Laufen halten könnten.“ Um ihnen den Rücken freizuhalten, brauche es aber auch ein hauptamtliches Team, zu dem neben Bodo Böttger, ihrem Stellvertreter im Vorstand, Edith Honermeier, Verena Kovalik, Jill Rohde und Andrea Matthies gehören.
Ihr und ihrem Team ist es dabei ganz wichtig sich für jeden einzelnen Zeit zu nehmen und in Kontakt zu bleiben. „Es ist unser Anliegen, die Senioren nicht nur einmal zu begleiten.“ Und das bedarfsgerecht, schnell und ohne bürokratischen Aufwand.
Zum Angebot gehört neben materieller Soforthilfe, auch Mittagsverpflegung oder Hilfe, wenn es etwa um Behördenangelegenheiten geht, wie etwa die Beantragung von Grundrente. Dabei kann sie auf ein großes Netzwerk zurückgreifen, dass sich gegenseitig unterstützt, wie etwa das Freiwilligenzentrum Cuxhaven, die Formularfüchse und die Engagierte Stadt Cuxhaven.
Doch Anita Hanel weiß, dass es neben der materiellen Armut noch eine weitere gibt – die Einsamkeit. Die Menschen würden oft aus Scham nicht über ihre Geldsorgen sprechen und deshalb auch nicht zu Angeboten wie etwa Seniorentreffs gehen, weil selbst der Euro für die Tasse Kaffee fehle.
Deshalb hat sie das Projekt „Gemeinsam statt Einsam“ ins Leben gerufen. So gibt es etwa jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat im Mehrgenerationen-Haus ein Frühstückstreffen oder es wird zu Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten eingeladen. Wer hierfür einen Fahrdienst benötigt, wird abgeholt.
Eine große Rolle spielen auch die Telefonlotsen, die versuchen, die älteren Menschen aus ihrer Einsamkeit herauszuholen. Sie halten den Kontakt, und nehmen sich für jeden jede Woche eine halbe Stunde Zeit, um mit ihm oder ihr zu reden und zuzuhören. Für eine erste Kontaktaufnahme sind die Telefonlotsen montags bis mittwochs von 10 bis 12 Uhr unter (04721) 66 512 61 zu erreichen. „Wir brauchen auch noch Ehrenamtliche, die gerne mit älteren Menschen sprechen, zuhören können und gerne telefonieren“, so Hanel.
Sie selbst nimmt sich ebenfalls immer wieder Zeit für „Gespräche im Strandkorb“, eines ihrer Lieblingsprojekte. Dort sprechen sie oder andere Ehrenamtliche gemütlich bei Kaffee und Kuchen mit einem Gast. „Das sind tolle Gespräche“, erzählt sie begeistert, erfahre sie doch, was die Menschen alles erlebt hätten. Und erfahre auch, wo etwas fehlt und die Stiftung helfen kann.
Ein weiterer Faktor, der zu Isolation und Einsamkeit führt, ist die fehlende Mobilität. Hier hilft der Fahrservice „mobilität 65+“ für Senioren in Altersarmut, etwa wenn es ums Einkaufen geht oder man Freunde besuchen möchte. Auch hier würde sich Hanel über weitere Ehrenamtliche freuen, die bereit sind, das Projekt zu unterstützen.
Die Stiftung ist neben Ehrenamtlichen zudem auf Spenden und Sponsoren angewiesen. Auch um eine Kampagne zu starten, die das Thema Altersarmut in den Mittelpunkt rückt. Denn leider sei das Thema nicht „schick“. Viele würden sich nicht gerne damit auseinandersetzen. Aber es sei ein Thema, dass jeden treffen könne und vor dem man sich nicht verstecken sollte.
Was die Hanel-Senioren-Stiftung alles auf den Weg bringt, wie sie hilft, aber auch wie man die Stiftung selbst unterstützen kann, erfahren Interessierte unter www.senioren-stiftung.de oder telefonisch unter (04721) 39 620 73.