Stellten die Arbeit des Beirats für Menschen mit Behinderungen vor: Antje Pakusch, Christian Somnitz, Gudrun Wäschenbach, Werner Ludwigs-Dalkner und Christine Wagner (v.l.) Foto: tw
CUXHAVEN tw ∙ Sie haben oft mit unüberwindbaren Hürden zu kämpfen – Menschen mit einer oder mehreren Behinderungen. Das reicht von mangelnder Infrastruktur, wie fehlenden oder kaputten Fahrstühlen, Treppen ohne Rampen über fehlende beziehungsweise zugeparkte Leitstreifen für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen bis hin zu sozialen Barrieren durch Diskriminierung oder Unverständnis für die Belange von Menschen mit Behinderungen.
Sachverständiges Gremium
Dabei helfen, dass diese Barrieren weniger werden und irgendwann vielleicht gar nicht mehr bestehen, will der Beirat für Menschen mit Behinderungen in der Stadt Cuxhaven. Er soll dazu beitragen, dass die Belange von Menschen mit Behinderungen in den kommunalen Entscheidungsprozessen mehr berücksichtigt werden, und fördert die Inklusion in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen. Er steht als sachverständiges Gremium den Ratsmitgliedern und der Verwaltung der Stadt zur Verfügung.
Satzung legt Aufgaben fest
Vor rund 20 Jahren im Juli 2005 wurde zum ersten Mal der Beirat für Menschen mit Behinderungen in der Stadt mit 15 Mitgliedern gewählt. Seit August letzten Jahres hat der Beirat auch eine Satzung, die erstmals genau seine Aufgaben festlegt. „Jetzt haben wir Klarheit, wofür der Beirat steht“, so die Vorsitzende Christine Wagner, „etwa welche Einflussmöglichkeiten wir haben und wo es Schnittstellen gibt“. Und die neue Satzung biete auch eine gute Grundlage für Menschen, die sich in den Beirat einbringen und in ihn gewählt werden wollen. Als besonders positiv bewertet Wagner, dass der Beirat jetzt einen beratenden Sitz im Sozialausschuss hat. „So haben wir die Möglichkeit, Anliegen persönlich vorzustellen und können Fragen gleich beantworten.“
Als positives Beispiel nannte sie bei einem Pressegespräch bei der Lebenshilfe Cuxhaven – an dem neben ihren Stellvertretern Gudrun Wäschenbach und Werner Ludwigs-Dalkner auch Antje Pakusch und Christian Somnitz von der Stadt Cuxhaven teilnahmen – die Eindeichung der Wolskermarsch in Sahlenburg mit einem voraussichtlichem Baubeginn 2027/2028.
Positives Beispiel
„Wir wurden von Anfang an mit einbezogen“, so Wagner, die auch Schultheiß Jürgen Schubel und dem Planungsbüro für die Zusammenarbeit dankte. So sei etwa nach Fertigstellung die Aussichtsplattform auch über Rampen erreichbar und Sehbehinderte können sich „das Gebiet durch Übersichtstafeln und Leitsysteme für Sehbehinderte mit der Hand erarbeiten“.
„Eine schöne Zusammenarbeit“, so Wagner. „Wir konnten wirklich dazu beitragen, dass der Deich barrierefrei wird.“ Sie wies auch darauf hin, dass, wenn es um Aufenthaltsqualität geht, auch die Barrierefreiheit eine große Rolle spielt.
„Das wird richtig toll“, sagte Wagner. „Und ist wichtig für Einheimische wie Touristen“, fügte die stellvertretende Vorsitzende Gudrun Wäschenbach hinzu. Ein Highlight bei den Planungen ist für Wagner der neu entstehende Spielplatz, der über zwei Wege barrierefrei zu erreichen ist und auch mit unterfahrbaren Spielgeräten ausgestattet wird. „Wir haben uns gewünscht frühzeitig mit einbezogen zu werden“, so Wagner. „Wir wurden gefragt und ernst genommen. So ist es perfekt für den Beirat.“
Ein positives Beispiel auch für Ludwigs-Dalkner. „Wir kommen aus einer Zeit, wo gebaut wurde und wir nicht gefragt wurden. Jetzt stehen wir in einem positiven Austausch mit Stadt und Verwaltung“, sagt er und freut sich, dass bei einem Großteil in Politik und Verwaltung die Belange von Menschen mit Behinderungen schon mitgedacht würden.
Eine Zusammenarbeit, die auch beim „Deichband“ im Bereich der Deichstraße erfolgreich verlaufe.
Weitere Themen, die den Mitgliedern des Beirats am Herzen liegen, gibt es noch einige, wie etwa barrierefreie Mülltonnen, oder eine zweite Klappliege mit Liftsystem in der WC-Anlage am Wochenmarktparkplatz.
Die Mitglieder des Beirats wollen aber auch die Menschen sensibilisieren und Verständnis für das Gegenüber wecken. Wagner machte zudem deutlich, dass es viele Beeinträchtigungen gebe, die nicht sichtbar sind. Das betreffe nicht nur Sehbehinderte oder Gehörlose, sondern auch Menschen mit neurologischen Erkrankungen.
Europäischer Protesttag
Wagner wies zudem auf den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hin. Am 5. Mai sind Karina Sturm und Anne Gerstorf, Autorinnen des Buchs „Stoppt Ableismus – Diskriminierung erkennen und abbauen“, in der Stadtbibliothek zu Gast. Ableismus bezeichnet dabei das Verhalten von Menschen Betroffenen gegenüber, die sie auf deren Behinderung reduzieren und dadurch als minderwertig kennzeichnen. Der Begriff verdeutlicht, dass Menschen mit Behinderung unter Stereotypen leiden, die sie abwerten.
Die Ziele des Beirats laut Satzung
Ziel der Arbeit des Beirates ist es laut Satzung, „dass die gleichberechtigte Teilhabe im Sinne des Artikel 3 Abs. 3 S. 2 Grundgesetz, die Inhalte des Niedersächsischen Behindertengleichstellungsgesetzes (NBGG) und der UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt und damit eine selbstbestimmte Lebensführung ohne Diskriminierungen ermöglicht werden. Der Beirat hat insbesondere das Ziel, Barrieren zu beseitigen, die Menschen mit Behinderungen an einer gleichberechtigten Teilhabe am Leben in der Gesellschaft hindern, Diskriminierungen auszuschließen und Ursachen für mögliche Benachteiligungen zu beheben“.