Der kleine Findling Fiete wurde in einem Körbchen nach Neuenwalde gebracht, um dort versorgt zu werden Foto: jt
CUXHAVEN jt ∙ „Als ich morgens die Haustür öffnete, traute ich meinen Augen kaum“, sagte Gerhild Siemer. Da lag doch tatsächlich ein junges Eichhörnchen auf den Steinen. Offensichtlich war es aus dem Kobel unter dem Dachfirst gefallen, der schon seit mehreren Jahren von Eichhörnchen genutzt wird.
„Von unseren Nachbarn wissen wir, dass die ausgewachsenen Eichhörnchen es tatsächlich schaffen, senkrecht an der Hausmauer hoch und runter zu klettern. Gesehen haben wir es persönlich noch nicht und dachten daher, der Kobel sei in diesem Jahre leer. „Als wir das Kleine fanden, war von der Mutter weit und breit nichts zu sehen. Zum Glück wies das Eichhörnchenbaby keine Verletzungen auf und guckte uns mit treuen braunen Augen an. Sofort fiel mir auch ein Name ein: Fiete sollte es heißen. Wir betteten das junge Tier in ein Bastkörbchen und legten eine Walnuss mit hinein. Aber es wusste gar nichts damit anzufangen. Zum Glück erinnerten wir uns an Marit Behrens von der Wildtierhilfe Neuenwalde und riefen sie an. Wir sollten gleich mit dem Kleinen zu ihr kommen. Eine kuschelige Pudelmütze diente als Bettchen und auf der Autofahrt kam bereits Bewegung in das kleine Lebewesen. Es öffnete die Augen und der Blick traf mich mitten ins Herz. Bei der erfahrenen Wildtierhelferin wissen wir das kleine Tier in guten Händen.“
„Sieben Eichhörnchen sind mir in diesem Jahr schon gebracht worden“, berichtete Behrens. „Ich schätze das Alter des Tieres auf sechs bis sieben Wochen.“ Alle drei Stunden müsse es gefüttert werden, so die Wildtierhelferin, die das kleine Wesen mit der Flasche hochzieht. Nüsse stehen erst viel später auf dem Speiseplan.
Eichhörnchen halten sich gerne in der Nähe von Menschen auf. Solange sie genügend Nahrung und Unterschlupf finden, bauen sie ihre Nester (Kobel) auch in Gärten auf Bäumen, und manchmal sogar auf Balkonen. Im Herbst legen sie ihre Vorräte, Samen und Nüsse für die kalte Jahreszeit an, indem sie diese im Boden verstecken. Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern Winterruhe.
Je nach Witterung beginnt Anfang bis Mitte Januar die Paarungszeit. Meistens paaren sich Eichhörnchen im August bis September noch ein zweites Mal. Diese beginnt immer mit Verfolgungsjagden, Baum rauf und runter, quer durch das Gehege, so schnell kann man gar nicht gucken. Das Spiel heißt eigentlich: „bitte fang mich!“. Trotzdem zieren sich die Eichkatzen anfangs sehr. Der Eichkater versucht mit nachahmenden Lauten von Jungtieren, die Dame seines Herzens auf sich aufmerksam zu machen.
Hat das Weibchen endlich angebissen, so gibt sie etwas Urin auf einen Ast ab, legt den Schwanz über ihren Rücken und lässt sich begatten. Nach 38 Tagen Trächtigkeit bringt die Eichkatze zweimal im Jahr zwei bis fünf jeweils zehn Gramm schwere Junge zur Welt. Einmal im Frühjahr zwischen März und April und einmal im Spätsommer.
Eichhörnchen sind Nesthocker und vollständig von der Mutter abhängig. Vier Monate zieht die Eichkatze die Babys allein im kuscheligen Kobel auf. Erste Fellhaare sprießen um den achten Lebenstag und nach 32 Tagen öffnen die Kleinen ihre Augen.