Jörg Matzen moderierte die Gesprächsrunde mit Christian Meyer, Jan Heusmann und Jan-Hendrik Sibberns (v.l.) Foto: tw
LANGEN tw ∙ In einem Marvelfilm wären sie die Superhelden – die Moore. Hier ist sich Christian Meyer (Foto: tw), Spitzenkandidat von Bündnis90/Die Grünen bei der niedersächsischen Landtagswahl, mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir einig. „Denn der beste Klimaschützer ist das Moor, in dem mehr CO2 gespeichert ist als in allen Wäldern auf diesem Planeten. Das Moor ist der beste Wasserspeicher, ist aktiver Klimaschützer, Naturschützer, ist ein Erholer und hat einen Kühleffekt“, betont er. Deshalb seien in Sachen Klimaschutz die Moore auch in den Fokus gerückt, gerade auch in Niedersachsen dem moorreichsten Bundesland, mit dem Landkreis Cuxhaven an der Spitze.
Doch es ist ein Thema, das mit Zitaten wie „alle Moore müssen nass“, zu starker Verunsicherung vor allem auf Seiten der Landwirte führt. „Kein Landwirt investiert, wenn er nicht weiß, was mit seinem Boden passiert“, sagt Jan Heusmann, Vorsitzender des niedersächsischen Landvolks, Kreisverband Wesermünde. Am Dienstag letzter Woche kam Meyer deshalb auf Einladung der Grünen im Landkreis Cuxhaven in den Lindenhofsaal nach Langen, um mit Heusmann und Jan-Hendrik Sibberns, Umweltschutzberater für Wasserschutzgebiete, über das Thema ins Gespräch zu kommen.
Darüber, dass etwas getan werden muss, sind sich alle einig. „Denn der Klimawandel ist etwas was uns sehr massiv trifft“, so Meyer. „Bäche und Flüsse sind trocken, die bisher noch nicht trocken waren, wir haben zwei Grad Erwärmung in Niedersachsen, Ernteschäden, in den Wäldern eine enorme Absterberate“, zählte er auf und machte deutlich, dass auch die Land- und Forstwirtschaft Opfer dieser Entwicklung sei. „Deshalb brauchen wir ein Umdenken, müssen wir mehr Wasser in der Fläche halten.“
Meyer sagte aber auch, dass dies nur gelinge, „wenn wir das zielgerichtet im Dialog mit Ihnen machen“. Und betonte: „Viele Moore sind in einem solchen Zustand, dass man sie gar nicht wiedervernässen kann. Und natürlich werden wir keine Siedlungen wiedervernässen. Es geht darum zusammen mit den Landwirten freiwillig Maßnahmen zu ergreifen und zu schauen wo kann man Moorschutz machen.“ Dabei wolle auch das Land seine Hausaufgaben machen, „und die Landesflächen, die wir haben, in einen ordnungsgemäßen Zustand bringen“.
Heussmann betonte ebenfalls, dass es darum gehen müsse differenziert hinzuschauen. So seien Hochmoorbereiche nicht so ertragreich wie Niedermoore. Er zeigte auf, dass von den rund 24.000 Hektar Niedermoor- und 14.000 Hektar Hochmoorflächen rund 7.000 Hektar bereits FFH- oder Natura 2000 Gebiete seien. Zudem gebe es Ausgleichsflächen, die nicht alle wiedervernässt worden seien. „Es gibt also eine Menge Flächen, an die man gehen kann, bevor die Landwirtschaft die wirklichen wertvollen Flächen hergibt.“ Und das sind für ihn die Niedermoorflächen, „ein Herzstück der Landwirtschaft“.
„Was die Leute brauchen ist Planungssicherheit“, sagte Sibberns. „Wir bekommen nur Akzeptanz über Beteiligung und Teilhabe. Anders werden wir das nicht schaffen.“ Und man müsse aufpassen, dass die Wertschöpfung vor Ort bleibe, „denn die Landwirtschaft ist hier zurzeit die Wirtschaftskraft Nummer 1“.
Um das ganze Thema anzugehen brauche es jedoch erst einmal eine vernünftige Datengrundlage. So gebe es etwa Moorgebiete, wo kein effektiver Moorschutz mehr möglich sei. Hierfür erstelle das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie bereits eine Karte, auf der festgestellt wird, wieviel Moormächtigkeit noch vorhanden ist. „Und ich kann jeden nur einladen, dass wir uns jetzt schon zusammen setzen und von vornherein am Thema sind“, betonte er. Nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen sei, wie etwa bei der Düngeverordnung. „Wir müssen von vornherein am Ball bleiben und das gemeinsam bespielen. Und dann können wir für den Landkreis und den ganzen ländlichen Raum positive Effekte aus der ganzen Sache ziehen“, ist er überzeugt.