Jason Frost ist begeistert von „Tante Emma“ und seiner neuen Heimat Cuxhaven   Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ „Nachhaltig. Lokal. Engagiert“ – das ist das Motto von „Tante Emma“, dem Begegnungszentrum für die Innenstadt in der Deichstraße in Cuxhaven. Ein Ort des Zusammentreffens, ein Ort, der Unterstützung bietet. Verantwortlicher Gemeinwesenarbeiter ist dort seit einem Jahr Jason Frost, der den Menschen vor Ort bei sozialen Anliegen und Problemen zur Seite steht. Der „Internationale Runde Tisch“, die Jugendgruppe „Gegen digitale Ausbeutung“, das „Language Cafe“ oder „Tante Emma liest“ sind nur einige Projekte, die in seiner Verantwortung liegen.

„‚Tante Emma‘ ist ein besonderer Ort, er ist wie eine Familie, man kümmert sich umeinander“, zählt er die Vorzüge seines Arbeitsplatzes auf. Kennengelernt hat der gebürtige US-Amerikaner „Tante Emma“ auf der Suche nach einem Co-Working-­Space. Dabei lernte er auch den damaligen Gemeinwesenarbeiter Jörg Flehnert sowie Sven Wer­sien, der den Bereich Soziales beim Christlichen Sozial­werk leitet – das Träger des Begegnungszentrums ist – kennen. Und als Jörg Flehnert sich beruflich neu orientierte, war für die beiden Jason Frost die genau richtige Person für den Job. Seine erste Reaktion war erst einmal: „Nein, ich hab‘ doch schon eine Vollzeitbeschäftigung.“ Ist er doch für die gemeinnützige Organisation „Wired Human“, die er mit seiner Frau, der Lehrerin Lisa Frost, gegründet hat, viel unterwegs und beschäftigt. Doch die Möglichkeit, hier im Team zu arbeiten, überzeugte ihn am Ende doch.

Wenn man Jason Frost zuhört, wie er begeistert von seiner Arbeit und seiner gemeinnützigen Organisation erzählt, für die er immer wieder auch in den USA ist, merkt man, dass es für ihn keine pure Arbeit ist. „Wenn es eine große Leidenschaft ist, bringt Arbeit Energie und saugt einen nicht aus“, ist der 36-Jährige überzeugt.
In Chicago aufgewachsen, zog seine Familie aufgrund des Berufs seines Vaters, der an der Börse tätig war, öfters um, bis sie in Washington DC landeten.

Für ihn war es als Teenager ganz selbstverständlich mit Politikern und Abgeordneten umzugehen. „Ich bin aufgewachsen unter Leuten aus der ganzen Welt.“ Und hat dabei Politiker, Abgeordnete und Botschafter als ganz normale Menschen kennengelernt. „Das hat mein Leben beeinflusst.“
Als er vor zehn Jahren seiner Frau zuliebe nach Freiburg in Baden-Württemberg zog, „habe ich mein Herz für Deutschland entdeckt“, sagt er. „Es war absolut traumhaft. Für einen Amerikaner eine komplett andere Welt.“

Geprägt hat ihn in dieser Zeit auch der Kontakt mit syrischen Flüchtlingen, die er in der Sprachschule kennenlernte, war es doch auch die Zeit des ers­ten großen Flüchtlings­stroms durch den Krieg in Syrien. „Dort habe ich so viele unterschiedliche Leute kennengelernt“, erinnert er sich. „Und Freunde gefunden.“
Zuerst – wegen fehlender Deutschkenntnisse – als Barmann tätig, übernahm Frost bald einen Job als Schulbegleiter und stellte irritiert fest, dass jeder Jugendliche ein Smartphone in der Tasche hatte. „Und das Internet einen krassen Einfluss auf das Leben in der echten Welt hat.“ Als er dann an der Juristischen Fakultät der European University Viadrina Frankfurt (Oder) seinen Master in Menschen- und Völkerrecht machte, legte er den Schwerpunkt auf das Thema Kinderrechte und Beschäftigte sich mit dem Thema Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen im Internet.
Aus beruflichen Gründen wieder in Washington, schrieb er zu diesem Thema zusammen mit seiner Frau das Buch „The Glass between us: Empowering Youth to combat digital Exploitation“, dass in den USA viele Menschen begeisterte. Hieraus entstand die gemeinnützige Organisation „Wired Human“.

Selbst Eltern von drei Kindern haben sie noch in Amerika den „Runden Tisch für Kinder-Online-Sicherheit“ ins Leben gerufen. „Hier versammeln wir regelmäßig Jugendliche, Politiker, Führungskräfte aus der Technologiebranche und Kinderanwälte aus Washing­ton, um gemeinsam die Online-Sicherheit von Kindern voranzubringen.“ Zudem spricht er auch mit Schulen, Unternehmen und anderen Organisationen über dieses Thema und unterstützt Familien dabei, mit den Herausforderungen der digitalen Welt umzugehen.
„Washington war jedoch immer Stress“, gibt er zu. Auf der Suche nach einem ruhigeren Lebensmittelpunkt entschieden sie sich, in die Heimat seiner Frau zurückzuziehen – nach Berensch. Und er fühlte sich hier sofort angenommen. „Es fühlt sich nach zuhause an“, erzählt er begeistert. „Das ist meine Heimat“. Und er ist ebenso begeistert von dem ehrenamtlichen Engagement in der Stadt. „Die Menschen sind auf sozialer Ebene so engagiert, das ist ein richtiger Schatz.“

Hier in Cuxhaven will Jason Frost den „Runden Tisch für Kinder-Online-Sicherheit“ in Zusammenarbeit mit „Wired Human“ und „Tante Emma“ ebenfalls aufbauen. „Wir wollen den Jugendlichen eine Stimme geben, denn sie haben viel zu erzählen“, betont er.
Wie es mit diesem und anderen Projekten bei Tante Emma, wie etwa dem „7-Level-Integrations-Programm“ weitergeht, werden wir in loser Folge berichten.