Ortsbürgermeister Herbert Kihm, Oberbürgermeister Uwe Santjer und Kreisrat Friedhelm Ottens (v.l.) informierten   Foto: jt

CUXHAVEN/LANDKREIS jt ∙ „Als Stadt und Landkreis Cuxhaven diskutieren wir nicht: Alle Menschen, die aus der Ukraine kommen und Cuxhaven ansteuern, haben hier erst mal Sicherheit zu bekommen. Sie haben ein Anrecht auf unsere Solidarität und unsere Hilfe“, sagte Oberbürgermeister Uwe Santjer bestimmt.

Auf einem Bürgerinformationsabend in der Aula der Grundschule Sahlenburg standen am Freitagabend interessierten Bürgern Rede und Antwort: Oberbürgermeister Uwe Santjer, Ortsbürgermeister Herbert Kihm, Bürgermeister Oliver Ebken, Stadträtin und Sozialdezernentin Petra Wüst, 1. Kreisrat Friedhelm Ottens, Thomas Hempel, Klinikgeschäftsführer von Helios, sowie DRK-Geschäftsführer Hartmut Ahlf.

„Der Krieg in der Ukraine hat die Welt verändert. Überall zeigt sich große Hilfsbereitschaft, die auch die Sahlenburger teilen“, sagte Ortsbürgermeister Herbert Kihm in seinen Begrüßungsworten. Zum Informationsabend habe man eingeladen, um zu berichten, was man im Zusammenhang mit dem geplanten Ankunftszentrum plane. „Und, um ins Gespräch zu kommen,“ betonte Kreisrat Friedhelm Ottens. Im Landkreis seien bereits etwa 1.000 Menschen aus der Ukraine angekommen, dazu kämen sicherlich noch 300 bis 500 Menschen. Die genaue Zahl kenne man noch nicht. Die Herausforderung sei, detailliert vorbereitet zu sein und flexibel reagieren zu können.

Der Landkreis, die Stadt Cuxhaven und die Helios Klinik hatten sich geeinigt, eine Anlaufstelle und Wohnmöglichkeiten für 170 Menschen bereitzustellen. Die Gebäude der ehemaligen Klinik in Sahlenburg werden zunächst für sechs Monate zur Verfügung stehen – was, wenn nötig, verlängert werden kann. Gemeinsam mit der Stadt werde man es so einrichten, dass man die Menschen registrieren und ausländerrechtlich betreuen, Leistungen auszahlen, impfen und unterbringen könne.

Dankbar sei man darüber, dass man mit dem DRK Cuxhaven-Hadeln wieder einen erfahrenen Partner an der Seite habe, der die Menschen betreue. Bereits während der Flüchtlingskrise 2015 hatte das DRK erfolgreich mit der Stadt zusammengearbeitet. Damals war das ehemalige Kasernengelände in Altenwalde für die Flüchtlinge die erste Auffangstation und der erste Aufenthaltsort.

Der Zeitplan sieht vor, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen der entsprechende Wohnraum im Seehospital hergerichtet ist. Dazu gehöre der Brandschutz und das Durchspülen der Wasserleitungen, da die Räumlichkeiten bereits seit einiger Zeit leer stehen. „Das Ankunftszentrum wird etwas eher fertig sein“, informierte Friedhelm Ottens. Als Unterbringungsmöglichkeit bieten sich unter anderem das frühere Bettenhaus und Gästehaus und möglicherweise auch die Ärztevilla an. Die Cafeteria könne als Treffpunkt und Verpflegungsort reaktiviert werden. Wichtig sei auch die Einrichtung eines Sicherheitsdienstes.

„Jeder soll als klares Zeichen von der Bevölkerung bekommen, dass er willkommen ist“, unterstrich er die Bedeutung der augenblicklichen Situation. „Helfen Sie bitte mit, dass wir das auf humanitäre Weise hinkriegen“, lautete sein Appell. Unter den Angekommenen aus der Ukraine seien viele Kinder, führte er aus. Darunter seien Grundschüler sowie Kinder und Jugendliche für weiterführende Schulen. Die Anzahl der Kita-Kinder sei bisher nicht erfasst. Als nächster Schritt müssten Bildungsangebote aufgebaut werden. „Ich würde uns aber allen empfehlen, dass wir den Kindern und Jugendlichen erst mal ein bisschen Luft lassen und dann erst loslegen. Jetzt ist das Ankommen wichtig.“ Die Herausforderung danach sei, den Kindern eine gute Betreuung zu sichern.

Die Menschen sollen in Sahlenburg das freundliche Gesicht der Stadt Cuxhaven sehen. OB Santjer regte an, zwei Wochen nach Start ein Nachfolgetreffen anzuberaumen. So könnten sich auch Hilfsangebote innerhalb des Ortes entwickeln. Zunächst müsse man abwarten, wie sich die Lage entwickele und wie viele Menschen in unsere Region kommen.

Die meisten erreichen Berlin oder Hannover und würden gerne in den Ballungsgebieten bleiben. Die Großstädte sind voll, hier aber gäbe es ein gutes Angebot an Wohnungen, auch im Privatbereich, führte er aus. Derzeit könne man noch nicht sagen, wie viel Arbeit und Ehrenamt notwendig ist.

Eine Sahlenburgerin erzählte, dass die Hilfsbereitschaft geradezu explodiert sei, seit sie vier Geflüchtete bei sich aufgenommen hätte. „Die Leute wollen helfen, aber diese Hilfe müsse organisiert werden“, regte sie an. Ihr Vorschlag wäre, einen Begegnungsort zu schaffen; dort könnten sich Ukrainer, aber auch Helfer, austauschen.
Man müsse bedürfnisorientiert handeln, so Uwe Santjer. Hilfsbereitschaft müsse man dort einsetzen, wo sie benötigt würde. Im Moment müsse abgewartet werden, was die Menschen überhaupt brauchen. Es werde Fragen geben, an die derzeit keiner denke. Er sei aber optimistisch, „wir kriegen das hin“, ist sich Uwe Santjer sicher.