CUXHAVEN jt ∙ „Das wichtigste Wort des heutigen Tages ist das Bild, das ich sehe“, zeigte sich Cuxhavens OB Uwe Santjer begeistert, angesichts der großen Zahl an Menschen, die sich am Samstag auf dem Kaemmererplatz in Cuxhaven versammelt hatten, um für Respekt und Menschenwürde Flagge zu zeigen.
Vorangegangen war eine Menschenkette, die sich – unter Einhaltung der Coronamaßgaben – ringförmig um die ganze Innenstadt zog. Dazu aufgerufen hatte das Bündnis für Respekt und Menschenwürde, in dem neben vielen Bürgerinnen und Bürgern über 80 Organisationen – Vereine, Kirchen, Verbände, Parteien, Firmen und Privatpersonen – vereint sind.
Heidi und Karl-Heinz Büsgen hatten sich vor dem SPD-Gebäude verabredet und fanden deutliche Worte: „Wir nehmen teil, weil wir diese Aufmärsche sonntags nicht mehr akzeptieren wollen. Es geht den Leuten nicht mehr um Corona, sondern darum, den Staat zu verändern. Wir sind das Volk und die Mehrzahl und nicht die Krawallmacher.“
„Alle Grundsätze dieser Menschenkette sind auch unsere“, betonten Silke Krüger und Dagmar Siebenhaar vom Kinderschutzbund Cuxhaven. Toll fanden wir, dass Uwe Santjer die ganze Strecke mit dem Fahrrad abgefahren ist und sich bei jedem persönlich bedankt hat.“
Miteinander Flagge zeigen
In seiner Rede ließ der Oberbürgermeister seinen Emotionen freien Lauf. „Wir leben in einer Demokratie und haben dafür gekämpft. Deshalb müssen wir sie auch großschreiben und auch aushalten, wenn mal jemand nicht unserer Meinung ist“, gab aber seiner Besorgnis Ausdruck, „dass man sich auf einen Weg begebe, wo wir uns zersplittern“.
Die große Zahl der Menschen solidarisiere sich mit der Gemeinschaft, habe er festgestellt. Einige zauderten noch mit dem Impfen. Es gäbe aber auch diejenigen, die sich an keine Regeln hielten. Die Gruppe der „Spaziergänger“, die hetzten und Andersdenkende bedrohten, mache ihm die meisten Sorgen. Diese Pandemie dürfe aber nicht trennen. Sei sie einmal vorbei, müsse man noch miteinander am Küchentisch sitzen können.
„Ihr setzt heute ein klares Zeichen“, sagte er an die Teilnehmer gerichtet. Dieser Tag habe Solidarität zu denen gezeigt, die hier in Frieden leben, mit Respekt miteinander umgehen wollen und für die Menschenwürde kein leeres Wort ist.
Deutliche Position bezog auch Pastor Marcus Christ. Man habe zunehmend mit Menschen zu tun, die abstrusen Vorstellungen nachgehen und glaubten, sie müssten so etwas wie Widerstand leisten, sagte der gute Hirte der Kirchengemeinde St. Petri.
Das seien Menschen, denen es nicht um Wahrheit, sondern um Recht haben ginge, die sich als Opfer stilisieren und daraus ableiten, sie dürften gegen die Regeln des guten Miteinanders verstoßen, Eigentum beschädigen oder Gewalt ausüben.
Wenn auch der Versuch einer Diskussion scheitere, stimmte er dennoch versöhnliche Worte an. Zur Realität gehöre doch, dass auch diese Menschen Bürger unserer Stadt sind. Jesus wurde mal gefragt, was denn die wichtigste Richtschnur in unserem Leben sein sollte. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“, war die Antwort.
Nächstenliebe gehe würdevoll mit dem anderen um und sorge auch dafür, dass auch die anderen Freiheiten haben. Aber Freiheit komme nicht ohne Verantwortung, nicht ohne Pflicht. Die Impfung sei zurzeit der beste Weg aus der Pandemie und der beste Weg zu einem freieren, gefahrlosen Leben zu kommen. Es könne auch ein Akt der Nächstenliebe sein, sich impfen zu lassen, appellierte er an die Einsicht der Impfgegner. „Die Menschen, die sich in den letzten Monaten verlaufen haben, werden wir willkommen heißen, wenn sie wieder nach Hause kommen.“
„Ich finde es superwichtig, dass man sich in diesen Zeiten für Demokratie einsetzt. Demokratie funktioniert nur, wenn alle mitmachen“, sagte Caroline (19), die gerade ein FSJ bei der SPD-Fraktion in Cuxhaven macht.