Weihnachtsmarktfeeling mitten im Moor – am Haltepunkt 3 gab‘s auch Kinderpunsch     Foto: jt

WANNA jt ∙ Frostige Luft, Sonnenschein, blauer Himmel und der herbe Charme des Winterzaubers. Moorbahnfahrer Klaus Mosner wirft den Diesel an. Tuckernd setzt sich die Lorenbahn in Bewegung. Begleitet vom Ruf einiger gefiederter Wintergäste rumpeln die Loren, vollbeladen mit fünfzehn warm eingepackten Moorfans, via Feuchtbiotop. Vorbei an Tümpeln und mindestens 8.000 Jahre alten Moorflächen, die so manches Geheimnis in sich bergen: Von unglückseligen Wanderern, die nie mehr den Weg zurück aus dem Moor fanden, von Kindern, die vom Wege abkamen und für immer verschwanden. Aber auch von Moorbauern, die von Zauberlichtern in die Irre geführt wurden.

„Mit 66 Jahren fängt das Moorbahnfahren an“, lacht Klaus Mosner. Seit anderthalb Jahren versieht er seinen Dienst auf der Moorbahn. Fünfzehn Gäste kutschiert er heute in wohlig mit Decken ausgerüsteten Waggons ins Ahlenmoor. „Die Schwester der Lok heißt ‚Emma‘, unsere hat keinen Namen“, sagt der Wannaer und spannt die Kette vor die Abteile, damit keiner rausfällt. „Nicht aufstehen, die Füße drin lassen und nicht rauchen. Die Sonne scheint, herrliches Winterwetter, ich denke, wir werden unseren Spaß haben. Alle festhalten, es geht los!“

Der Trip mit der Lorenbahn durch den Novembernebel hat bald was von einer Geisterbahn. Moorleichen wabern durch die Fantasie, und es gruselt einen bei dem Gedanken, für immer und ewig im sumpfigen Morast zu versinken. Keine Landschaft ist mörderischer. Beruhigend zu wissen: Die letzte Moorleiche wurde 2009 im Oldenburgischen zutage gefördert. Über 600 gut konservierte Moorleichen haben in deutschen Museen eine letzte Ruhestätte gefunden.

Am „Haltepunkt 3“ warteten heißer Punsch und eine von Klaus Mosner wohldosierte Schippe Moorwissen – quasi mit dem Torfstecherspaten – verabreicht. Lebensfeindlich, mystisch und ein bisschen gruselig. Das Moor war für den Menschen lange Zeit ein Gegner, bevor sie es trockenlegten und für sich nutzten. Der Torf hat in den vergangenen Jahrhunderten viele Menschen der Region nicht nur gewärmt, sondern auch ernährt.

Heute spielen die restlichen und zum Teil wiedervernässten Moore eine wichtige Rolle für unser Klima und speichern mehr Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem der Welt, erfahren wir.

Vom „Brüllenden Moor“ wusste einer der Fahrgäste zu berichten. Der Sage nach soll an einer bestimmten Stelle des „Moorpads“ der wertvollste Ochse eines Bauern vor dessen Augen im Moor versunken sein, erzählte der Familienvater und staunende Kinderaugen blicken ihn an. „Der Bauer glaubte den Ochsen noch aus der Tiefe brüllen zu hören und erschrak darüber furchtbar. Es war aber der unheimliche, dumpfe Ruf der Rohrdommel, den er hörte. Aufgrund seines Balzrufes wird der Vogel auch Moorochse genannt“, klärte Klaus Mosner auf.

In der Adventszeit bietet das MoorIZ wieder die beliebten Punschfahrten an. „Das ist unsere zweite Punschfahrt in diesem Jahr und passend zum Wetter“, sagt Claudia Neumann, die heute den Info-Tresen des MoorIZ betreut. „Die Moorbahnfahrt raus in das Naturschutzgebiet ist ein einmaliges Erlebnis. Jede Jahreszeit bei uns im Ahlenmoor hat ihren besonderen Reiz“, so die Otterndorferin. Übrigens: englische Seefahrer lernten den Punsch in Indien unter der hindustanischen Bezeichnung „pantsch“ (fünf) kennen, nannten es „Punch“ und brachten das Getränk im 17. Jahrhundert mit nach Europa. Quietschend läuft die Bahn in den Moorbahnhof ein. Die beseelten Gesichter der großen und kleinen Passagiere sagten nur eines: Moor ist alles andere als braun und langweilig und Wintermomente wie diese sind wärmstens zu empfehlen.