Egon Greger blickt auf ein reiches Leben zurück Foto: jt

CADENBERGE jt ∙ „Menschlichkeit fühle ich an diesem Tag im Kreis meiner lieben Gäste“, freute sich Egon Greger. Im Wingster Hotel Peters wurde der Grandseigneur des Schaustellergewerbes, der auf ein reiches Leben zurückblicken kann, gebührend gefeiert. Von weit her waren sie angereist: Schaustellerkollegen, Freunde und langjährige Wegbegleiter. Darunter auch Karussellkönig Manfred Howey aus Bremen. „Mein Vorbild“, so Egon Greger.

„80 Jahre Schaffenskraft haben ein unschlagbares Unternehmen erschaffen. Aus bescheidenden Verhältnissen entstand durch starken Willen, Mut, Fleiß und Extravaganz Dein Imperium mit Funkeln und Glanz“, so David Bode, Vorsitzender des Schaustellerverbandes BSM Cuxhaven, in dem Egon Greger Ehrenvorsitzender ist und diesen Berufsverband über 30 Jahre geleitet hat. Zusammen mit Ernst-August Sehlmeyer und Roberto Marinello hat er den Cuxhavener Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen.
Spektakulärer Blickpunkt auf den Jahrmärkten war die „Venezianische Pracht-Barock-Schiffsschaukel“, mit der 1871 in Hannover die Historie der Schaustellerfamilie Greger begann. Ole-Wilhelm Greger sen., Kapitän zur See (Cap Hornier) hatte sich auf Landgang in Bremerhaven in eine Schaustellerwitwe verliebt und beschloss einen Landgang auf Lebenszeit.

Sein neues Schiff war eine prachtvolle Schiffschaukel. Gebaut wurde dieses mittlerweile ältestes Fahrgeschäft Deutschlands von Blohm+Voss in Hamburg: 751 Einzelteile, 1252 Schrauben und 1115 Glühbirnen – von Figurenschnitzern und Kunstmalern zur Existenzgrundlage dreier Generationen zu einem barocken Augenschmaus veredelt. Heute schlummert sie, von Ole Wilhelm Gregers Enkel Egon Greger picobello gepflegt und fein säuberlich in Einzelteile zerlegt, in einer Lagerhalle in Cadenberge. Über vier Generationen hat die Schiffsschaukel, die Egon Greger 1973 von seinen Eltern übernahm, Fahrgäste mit kräftigem Schwung für lustvolle Momente ins Himmelblau befördert. „Nun zeig, was du gelernt hast“, sagten die Eltern zu ihm. „Sie haben alles noch miterleben dürfen, was ich daraus gemacht habe.“
Egon Greger ist am 2. Dezember 1942 als ‚echtes reisendes Kind‘ in einem Wohnwagen auf dem Hamburger Dom und aus der Armut heraus in das Fahrgeschäft seiner Eltern hineingeboren worden. Auch Egons Frau Bettina, eine geborene Vorlop, entstammte einer Schaustellerdynastie. Sein ganzes Leben hat der Vollblutschausteller im Dauerlauf verbracht.

Auf- und Abbau und im Wohnwagen von Stadt zu Stadt. 1986, auf dem Hamburger Winterdom, schwangen sich die Schiffe das letzte Mal in die Lüfte empor. Ein Aufbau lohnt sich schon lange nicht mehr. Zu viele helfende Hände sind dafür notwendig, zu groß ist die Konkurrenz moderner Fahrgeschäfte. Seitdem hält das Stück Jahrmarktsnostalgie seinen wohlverdienten Dornröschenschlaf.

Ein neues Standbein erschuf Egon Greger mit der Pizzeria Mamamia. „Mit Qualität, deinem Charme und dem wunderschönen Licht bewirtest Du in Deiner ‚Pizzeria Mamamia‘ manch prominentes Gesicht“, so David Bode. Zu seinen Gästen auf dem Hamburger Dom gehörten auch Prominente wie „Tagesschau“-Sprecher Jens Riewa, NDR-Urgestein Carlo von Tiedemann und die Klitschkos. Fotos zeigen Greger mit Franz Beckenbauer, Jogi Löw oder HSV-Ikone Uwe Seeler. „Hautevolée und treue Gäste halten von Egon Greger nur das Beste“, so David Bode, der sich als Mentor keinen besseren denken kann als „Onkel Egon“, wie er liebevoll von der Schaustellerjugend genannt wird, in seiner Festrede.

Tochter Christin und Schwiegersohn Michael führen das Unternehmen heute in fünfter Generation. „Im Berufsverband des BSM Cuxhaven war Egon Greger stets für seine Kollegen parat und ist es heute noch. Hart aber herzlich als Vorsitzender, der stets seine Kontakte hegt, hast du für uns so viel Gutes bewegt.“ Handfest ist er bis heute. Im Dauerregen half Egon Greger in Bremen auf dem Weihnachtsmarkt bei Manfred Howey, den „Happy Sailor“ (63 Tonnen Stahl) die ganze Nacht durch mit Helfern aus dem Schaustellerverband, die Christin und Kim Greger organisiert hatten, abzubauen. Wo Egon Greger gebraucht wird, ist er immer zur Stelle.

Seit zehn Jahren geht es für Egon Greger mit „seiner lieben Elke“, der er viel zu verdanken hat, in den siebten Himmel hinein. Aus unterschiedlichen Welten stammend, hätten sie sich wunderbare und erlebnisreiche Stunden geschenkt, so der ‚Pizza-Gentleman‘ und Vorzeigeschausteller in seinen Dankesworten. Für ihn zählt nach 80 Jahren Höhen und Tiefen nur der Blick nach vorn. Hauptsache, es dreht sich was. „Jeder Stillstand ist ein Rückschritt. Immer weiter, immer weiter auf der angerosteten Lebensleiter“, lacht der Jubilar, der weiß, dass das Leben nicht nur aus Sonnenseiten besteht.