Keine Angst zeigte die zwölfjährige Mia vor der Boa Constrictor Lilly     Foto: tw

BALJE tw ∙ „Sammy, du bist die Überraschung, verrate doch nicht alles.“ Doch Sammy ist von dem, was André Weseloh da sagt, so gar nicht beeindruckt. Lauthals motzt er weiter aus seiner Ecke heraus. Ob er weiß, dass er der Star im vollbesetzten Vortragssaal im Natureum ist? Da will man natürlich im Mittelpunkt stehen und nicht in der Ecke.

Tiertrainer André Weseloh war am Samstag zu Besuch, um echte Filmstars vorzustellen. Filmstars der tierischen Art. Und Weißhauben-Kakadu Sammy, sei von seinen rund 100 Tieren der beliebteste, verrät er. Und das weiß dieser auch. „Er ist eine Rampensau, muss immer im Mittelpunkt stehen“, erzählte er. Und das hat einen guten Grund. „Jeder Papagei hält sich für das Zentrum des Universums.“

Und Sammy zeigte sich in Feierlaune. Nach einem kleinen Rundflug und vielen Streicheleinheiten, die er verzückt entgegennahm, forderte der Tiertrainer die Kinder auf, aufzustehen und zu hüpfen. Für Sammy der Einsatz, die Fete zu eröffnen. „Party! Party! Party“ rief er ohne Unterlass und hüpfte selbst rhythmisch auf Weselohs Arm mit.

Doch auch ein Star muss einmal zurücktreten. Denn der Tiertrainer aus Droch­tersen-Dornbusch hatte noch weitere Tiere dabei, die sich vorstellen wollten, wie die gut zwei Meter lange Boa Constrictor Lilly – respekt- und für den einen oder anderen auch ein bisschen furchteinflößend. Mit einer Mär räumte Weseloh auf. „Eine Boa würgt nur Beute, die sie mit einem Happs runterschlingen kann.“ Und dass auch nur rund alle acht Wochen. Dann müssten es aber auch schon drei ausgewachsene Ratten sein. Wenn eine Boa tatsächlich einmal ungehalten auf jemanden reagiere, beiße sie zu. „Wenn Sie damit dann angeben wollen, müssen Sie sich beeilen“, meinte er schmunzelnd. „Denn nach zwei bis drei Stunden ist die Wunde schon wieder verheilt.“ Doch der leichte Gruselfaktor ist trotz allem ein Grund für Lillys Filmeinsätze, wie etwa in einem Tatort mit Maria Furtwängler, wo die Boa der Star in einem Büro einer zwielichtigen Karaoke-Bar auf der Reeperbahn war, denn die Schauspielerin durchsuchen musste.

Heutzutage sei es für die Tiere am Set entspannt. Wurde in früheren Zeiten bei Filmaufnahmen auch schon mal einfach das Kaninchen aus der Zoo­logischen Handlung geholt, laufe heute alles über Agenturen mit den entsprechenden Genehmigungen, erklärt er. „Alle sind total sensibel“, sagt er. „Und die Tiere haben oft die größere Garderobe, das größere Büfett als Schauspieler.“

Für die Film-, Fernseh- und Musikwelt brächten er und sein Team den Tieren keine Kunststücke bei, sondern gewöhnten sie an alltägliche Situationen. Wichtig auch für eine von Weselohs Herzensangelegenheiten – dem Besuch in Seniorenheimen, „in die wir ein bisschen Schwung reinbringen“. Und auch dort dürfen im Rahmen der tiergestützten Therapie die Tiere natürlich gestreichelt und angefasst werden. Zusätzlich ist Weseloh auch Sachverständiger, wenn es etwa um Reptilien geht.

Wer von seinen Tieren bei den Veranstaltungen mit dabei ist, ist immer von diesen selbst abhängig. Wenn eines keine Lust, bleibt es einfach zu Hause. Lust hatte an diesem Tag auch die kleine Gloria.

„Wollt ihr noch was zum Kuscheln sehen?“, fragte Weseloh zum Schluss, nachdem auch Bartagame Emily und die Achatschnecken Wuschel und Locke ihren Auftritt hatten. Dass musste er natürlich nicht zwei Mal sagen. Mit Stinktier Gloria hatte er eine noch junge Aspirantin mit dabei. „Sie übt noch“, sagte er, ist das süße Tierchen doch erst ein dreiviertel Jahr alt.

Weselohs Ausführungen, was passiert, wenn eine Stinktier sich so richtig verteidigen muss, sorgten für viele Lacher, hielt aber nicht davon ab mit ihr zu kuscheln und sie zu streicheln. Denn auch wenn man sich nicht zu sicher sein sollte, dass ein Stinktier nicht doch seinen Namen gerecht wird, machen sie das vorher sehr deutlich, wie Weseloh erklärte. „Der Vorteil ist, dass sie ihr ausgestoßenes Sekret selbst nicht riechen mögen.“ Deshalb stampfen sie zuerst mit ihren Vorderpfoten auf die Erde, fauchen und knurren, stellen ihren Schwanz auf. Erst wenn das nicht hilft versprühen sie ihr Sekret. „ Wenn sie das tun, können Sie dann aber auch alles wegschmeißen, was davon getroffen wird.“ An diesem Tag sah Gloria keinen Grund dazu.

Und so konnten die Besucher nach einem unterhaltsamen und lehrreichen Nachmittag beschwingt nach Hause gehen.

www.weselohs-tierleben.de