OBERNDORF tw ∙ „Wo versteckt sich das Glück, wenn es müde wird?“, „Hat das Glück einen Vornamen?“, „Kann ein Eierbecher glücklich sein?“ Mit diesen und vielen weiteren Fragen war Petra Jaeschke (Foto: tw) den ganzen Sommer über mit ihrem Pina-Luftikus-Bus und ihren „Geschichten aus dem Glücksrad“ auf Tour durch den Norden Deutschlands.
„So was Tolles, Wertvolles – das fehlt in dieser Welt.“
Und brachte dabei nicht nur ein Strahlen in glückliche Kinderaugen, sondern erhielt mit den strahlenden Gesichtern selbst viele Glücksmomente zurück. „Selten, so was Fantasievolles erlebt“, schwärmte eine Zuschauerin. „Sowas Tolles, Wertvolles – das fehlt in dieser Welt, das droht vergessen zu werden. So wie sie die Kinder, ihr Publikum ansprechen, geht es direkt ins Herz. Kommen sie bitte sehr bald wieder.“
Momente, die ihr im letzten Jahr ziemlich fehlten. Wie die meisten Künstler fühlte sie sich in der Coronazeit vergessen, konnte nur durch einige Außenauftritte im Sommer 2020 – hierfür entwickelte sie extra das Theaterstück die Bienenkönigin“ – ihren künstlerischen Akku wieder auftanken. Geholfen hat ihr auch der Zoom-Kontakt mit der Arbeitsgruppe Jugend des Landesverbands Freier Theater in Niedersachsen. „Das war so unglaublich kollegial“, schwärmt sie. Gaben sich die Künstler doch untereinander Tipps und bauten einander auf.
Durch eine Kollegin wurde sie auch auf ein Förderprogramm des Bundes für Veranstalter von Kinderkulturarbeit aufmerksam gemacht. Eine Förderung, durch die sie in diesem Winter 20 Aufführungen für 150 Euro anbieten kann, der Rest wird durch den Bund gefördert. Wer Interesse hat, erfährt weiteres über ihre verschiedenen Stücke und ihre Kontaktdaten unter www.pina-luftikus.de.
Sah es im letzten Jahr düster für die Kunst und ihre Vertreter aus, kamen sie in diesem Jahr endlich auch ins Blickfeld der Politik. „Einer der vielleicht positiven Seiten der Covid 19-Pandemie“, wie sie findet.“ Und dieses in den Blicknehmen bedeutete vor allem das Bereitstellen von Bundesmitteln für die bisher vergessene Berufsgruppe. Und auch wenn es kompliziert und langwierig war, die entsprechenden Anträge zu schreiben, „bin ich dankbar, dass es sie gibt“. Ermöglichten sie ihr in diesem Jahr doch volle Auftragsbücher. Zum einen durch die Sehnsucht vieler Menschen wieder Kultur zu erleben, aber auch durch die Bereitstellung von Fördermitteln, die ihr erlaubten völlig neue Wege zu gehen.
„Ich will lebendige Kultur für Kinder machen“
Ihr Motor für die Antragsstellung war – neben dem Überleben wollen – die oft sehr einseitige Festlegung auf digitale Formate für Kinder. „Ich will lebendige Kultur für Kinder machen“, war ihr Anspruch. Und es sollte etwas sein, was man draußen machen kann und die Kinder mit einbezieht. „Daraus habe ich meine Kraft und Energie bezogen.“ Und fügt hinzu: „Dinge, wie gemeinsam singen, dürfen wir nicht verlieren. Denn was man in der Kindheit nicht kennenlernt, vermisst man später nicht.“ Was ebenso für das Theater gelte.
Die Liebe zum Theaterspielen für Kinder, entstand bei der gebürtigen Hamburgerin in den 1980er Jahren während ihres Pädagogik-Studiums. Durch ihren damaligen Freund kam sie mit der Straßentheaterszene in Kontakt. „Und wir waren in kurzer Zeit erfolgreich.“ Was sie vor die Entscheidung stellte fertig zu studieren oder fortan Theater zu spielen. Sie entschied sich für Letzteres und hat es nie bereut. „Man muss in diesem Beruf immer wieder bereit sein, sich überraschen zu lassen. Das mag ich.“
Da sie keine klassische Schauspielausbildung hat, hat sie sich immer wieder Leute gesucht, „die mir etwas beibringen konnten“. Hat Clownworkshops besucht, Stimmbildung und Schauspieltraining absolviert. Während ihrer Straßentheaterzeit entstand auch ihr Faible für das Kindertheater. Eine Zeit, „in der ich schätzen gelernt habe, für Kinder zu spielen, weil sie ehrliche Zuschauer sind. Man muss sie wirklich begeistern, sonst sind sie ganz schnell weg“. Und ist glücklich, dass sie das selbst noch nicht erlebt hat.
Inzwischen ist sie seit fast 40 Jahren als Schauspielerin unterwegs, hat sich als ihr Alter Ego Pina Luftikus einen Namen gemacht. Und freut sich jeden Tag aufs Neue diesen Weg eingeschlagen zu haben, erlaubt er ihr doch, „das zu tun, wofür ich brenne“. Und das heißt für sie vor allem die Fantasie der Kinder anzuregen. „Wir brauchen fantasievolle Kinder, die mitdenken und eigene innere Bilder haben. Ohne sie erzielen wir keine Lösungen für die Probleme dieser Welt.“
Dazu müssten sich Kinder ausprobieren können und dabei auch scheitern dürfen, um zu lernen und ihre eigene Persönlichkeit zu bilden. „Darum mache ich das“, erzählt sie strahlend und hofft mit ihrem Theater „die Welt ein bisschen fröhlicher und bunter zu machen“.
So wie mit ihren „Geschichten aus dem Glücksrad“ die sie aktuell für den Herbst angepasst hat. Vom Juni an ist sie losgezogen, überall stehengeblieben wo Kinder sind. Mit dabei ihr rotbunter Bus, auf den sie richtig stolz ist. Ist er doch nicht nur die perfekte Bühne für ihre Glücksgeschichten sondern auch „wirklich tolle Werbung“. Ein Hingucker, der sie immer wieder auch außerhalb ihrer Auftritte ins Gespräch mit den Menschen bringt. Und ihr einen Sommer mit vielen kleinen Kulturaktionen und vielen kostbaren Begegnungen geschenkt hat.