Florian Rogge und Erika Fischer freuen sich über die neue Sonderausstellung. Sie zu gestalten „hat uns richtig Spaß gemacht“ Foto: tw
CUXHAVEN tw ∙ Es war das Lieblingslied von Joachim Ringelnatz – „La Paloma“. Kein Wunder das es auch immer wieder Niederschlag in seinen Werken fand. Wie in dem Theaterstück „Die Flasche – eine Seemannsballade“, die im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung im Joachim Ringelnatz-Museum steht, und dieser Sonderausstellung auch zu ihrem Namen verhalf – „La Paloma in der Hafenkneipe“.
Die Ausstellung beleuchtet damit eine wenig bekannte Seite Ringelnatz‘, die des Dramatikers. Erste Gehversuche in diesem Metier bereits zu seiner Cuxhavener Zeit waren nicht von Erfolg gekrönt. „Er war leider erfolglos“, so Museumsleiterin Erika Fischer bei der Vernissage am Dienstagabend. 1929 versuchte er es erneut. Es erschien sein Theaterstück „Die Flasche“, das jedoch erst drei Jahre später zur Aufführung kam und mit Ringelnatz in der Hauptrolle auf Tour durch die Weimarer Republik ging.
Exponate, die zum ersten Mal zu sehen sind
Erst die Schenkung des Gescher-Ringelnatz-Nachlasses durch Norbert Gescher im Jahr 2019 versetzten Erika Fischer und ihren Mitarbeiter Florian Rogge in die Lage sich diesem Thema zu widmen. Enthielt sie doch Exponate, „von denen wir gar nicht wussten, dass sie noch existieren“. Exponate, die jetzt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sind. So etwa das Originalplakat, das den Weg zur Ausstellung im 1. Stock weist, Zeitungsausschnitte der damaligen Zeit, das Textbuch mit Markierungen. Ein besonders interessantes Exponat ist die originalgetreue Reproduktion einer kommentierenden Reisekarte, auf der nicht nur der Tourneeverlauf versehen ist, sondern jeder Ort auch kommentiert wird. So ist etwa beim Tourneestart in Hannover zu lesen: „Hannover es zuerst mal hieß, der Beifall war groß, die Kasse mies!“ Die Sache mit den Finanzen scheint dabei ein Dauerproblem gewesen zu sein. So hieß es in Würzburg „Chinesische Nachtigall ich hör Dir flöten! Kärglich waren die Moneten.“ Und zu Eisenach ist gar zu lesen: „Auch hier wir das Publikum vermissten: es war bei den ‚Comödian Harmonisten‘.“ Doch es schien auch Lichtblicke gegeben zu haben. So heißt es in Basel: „Es drohte Pleite uns Nomaden. Doch ging mal wieder alles gut! Bei Spielmann‘s waren wir geladen. Gen Zürich ging‘s mit neuem Mut.“
Den genauen Ablauf der Reise, den Kummer und die Freude aber auch die begleitenden politischen Umstände beschreibt Ringelnatz in seinem Tagebuch, das unter dem Titel „Eine Flasche und mit ihre auf Reisen“ erschienen ist. (Ein Tagebuch, das den Lesern unseres Fortsetzungsromans nicht unbekannt ist.) Und so erfahren die Besucher nicht nur Interessantes zum Stück, sondern auch zum zeitgenössischen Kontext.
Die Seemannsballade erfuhr in den Kritiken Positives zur Person Ringelnatz‘, der Inhalt konnte nicht so überzeugen. Denn „der Inhalt ist schnell erzählt“, so Florian Rogge. Und das sei das Grundproblem, „dass so wahnsinnig viel nicht passiert.“
Im Mittelpunkt steht der Matrose Hans Pepper, seine Freundin Petra, der märchenhafte russische Fürst Boris und sein Begleiter, der Musikant Grischan. Dreh- und Angelpunkt ist eine Hafenkneipe und die titelgebende Flasche.
Nach der Tournee kam das Stück nicht mehr so häufig zur Aufführung. 1965 wurde es jedoch unter der Regie von Helmut Käutner unter anderem mit Heinz Reincke, Ingrid van Bergen, Günter Strack und Ivan Desny fürs ZDF verfilmt. Und 2003 gab es auf Initiative des Teams vom Ringelnatz-Museum eine Aufführung im „Ahabs“. Wie diese vom Publikum aufgenommen wurde und viele weitere spannende, interessante und amüsanten Informationen können Besucher in der neuen Sonderausstellung nachspüren. So ist etwa auf der Media-Station auch ein Ausschnitt aus der Käutner-Verfilmung zu sehen und natürlich darf „La Paloma“ nicht fehlen, gesungen von Hans Albers.
Die Sonderausstellung ist bis zum 31. Dezember dienstags bis sonntags von 10 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr zu sehen.