Der VBN plant die Einführung eines Jugendtickets zum August dieses Jahres. Auch den assoziierten Gemeinden, im Bereich des Landkreises Cuxhaven der Bereich Wesermünde, soll die Möglichkeit gegeben werden es für ihren Bereich einzuführen, im Gegenzug zur anteiligen Finanzierung der prognostizierten Mindereinnahmen. Da dies zu einer Ungleichbehandlung innerhalb des Landkreises käme, da der Rest des Landkreises dann noch ohne Schüler- und Azubi-Ticket ist, fordern die Mitglieder des Regionalausschusses die Kreisverwaltung auf, nach einer tragfähigen Lösung zu suchen.     Foto: Kluge Kommunikation GmbH

LANDKREIS tw ∙ Es hört sich so schön an. Ein Ticket für Schüler, Azubis und Freiwilligendienstleister für 30 Euro im Monat. „Dass Schüler und Auszubildende für einen Euro am Tag den ÖPNV nutzen können, ist ein echter Meilenstein“, sagte Wirtschafts- und Verkehrsminis­ter Dr. Bernd Althusmann noch Ende letzten Jahres zur Einführung des vom Land Niedersachsen ins Leben gerufene Schüler- und Azubitickets. Denn gerade im ländlichen Raum müssten junge Leute, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, erhebliche Summen für Monatsfahrkarten bezahlen, um mobil zu sein. „Das deutlich günstigere Azubi-Ticket wird für sie daher eine spürbare Entlas­tung sein.“

Doch die Sache hat einen kleinen Haken. So einfach wie es sich anhört ist es nicht. Denn die konkrete Ausgestaltung des Ticketangebotes obliegt den kommunalen ÖPNV-Aufgabenträgern. Was eigentlich positiv gedacht war, um auf regionalen Besonderheiten gezielt eingehen zu können. In einem Landkreis wie Cuxhaven „ist das Thema nicht so trivial“, sagte Karsten Leist, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Nordost-Niedersachsen, am Mittwoch letzter Woche im Regionalausschuss des Landkreises Cuxhaven.

Den zu den verpflichtenden Rahmenbedingungen gehört, dass das Ticket im ganzen Landkreis gültig sein muss. Und hierin steckt das Problem. Denn es gebe einen Wirrwarr an Tarifsystemen, so Leist. So gibt es etwa im Bereich Wesermünde den Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN), den Stadttarif Cuxhaven des Verkehrsverbunds Nordost/Niedersachsen (VNN), den VNN-Bus-Tarif von Cuxhaven Richtung Stade sowie den bis Hemmoor geltenden HVV-Tarif.

„Auf Grund des Fehlens eines landkreisweiten Tarifs ist die Einführung des Tickets organisatorisch nicht durchsetzbar“, so das ernüchternde Fazit von Leist. Denn kurzfristig lasse sich eine landkreisweite einheitliche Fahrkarte nicht einführen, selbst wenn sie nur für den Bus gelten sollte.

Doch es gibt auch eine Lösung: Die Einführung eines einheitlichen „Cuxland-Tarifs“, der sich am VBN-Tarif orientieren und diesen ergänzen soll. Doch auch dies ist nicht so einfach wie es sich anhört. Denn es gilt nicht nur die einzelnen Tarifsysteme unter einen Hut zu bringen. Es kommen auch Kosten auf den Landkreis zu. Zwar steht dem Landkreis nach Einführung des Schüler- und Azubi-Tickets eine jährliche Finanzhilfe in Höhe von 430.000 Euro zu. Aber die Erlösverluste für die Verkehrsverbünde werden die Summe der Landesförderung wahrscheinlich übersteigen, so Leist.

Sollte es dafür die Zustimmung der Politik geben, rechnet Leist mit einer Einführung des Tickets Mitte nächsten Jahres.

Von Seiten der Mitglieder des Regionalausschusses gab es positive Rückmeldungen. „Da wird ja eine richtige Strukturreform angestoßen“, freute sich Marianne Peus von den Grünen. Mache dies den ÖPNV doch attraktiver für die Menschen. „Das ist eine richtige Innovation.“ „Wir sollten den Weg mutig voranschreiten“, findet auch Gunnar Böltes, SPD. Er gab aber auch zu bedenken: „Was nützt das Ticket, wenn kein Bus fährt?“ Womit ihm Leist recht gab und betonte, dass man sich auch mit diesem Thema im Rahmen der Mobilitätswende befassen müsse. „Man muss es mit Leben füllen, aber auch mit Finanzen. Das wird eine Stange Geld kosten, aber das ist es aus meiner Sicht Wert.“