In über 20 Jahren viele Projekte umgesetzt – Harald Zahrte blickt auf abwechslungsreiche Zeiten im Amt zurück

LAND HADELN sh · „Der Abschied von einer langen und wichtigen Arbeit ist immer mehr traurig als erfreulich.“ Davon war Friedrich Schiller überzeugt und irgendwie trifft es wohl auch auf den Abschied von Harald Zahrte in seiner Funktion als oberster Hadelner zu. Als stellvertretender Verwaltungschef trat Harald Zahrte zunächst seinen Dienst 1989 bei der damaligen Samtgemeinde Land Hadeln in Otterndorf an. 1995 wurde er Samtgemeindedirektor. Seit 2001 wurde er dann viermal von den Bürgern Hadelns als jeweils unabhängiger Kandidat zum Samtgemeindebürgermeister wiedergewählt. Viele Jahre, in denen er als Verwaltungschef die Samtgemeinde Land Hadeln entscheidend prägte, aber nie nur verwalten wollte.
Nun also der Abschied. Der wirft Fragen auf und die stellten wir Harald Zahrte:

Wie es ihm in der neuen Freiheit denn so ginge, wollten wir wissen. Die Antwort überraschte nicht. Von Unfreiheit bislang könne nicht die Rede sein. „Ämter werden immer auf Zeit vergeben. Insofern wurde mir eine verantwortungsvolle Freiheit mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten anvertraut. Ich wollte nie nur verwalten! Gleichwohl: Alles im Leben hat seine Zeit. Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Vielleicht mit anderen Freiheiten.“ Wer eine derartige Aufgabe ernst nimmt, nimmt sich an anderer Stelle zurück. Bei der Familie und den Freunden vielleicht? „Es stimmt, Familie und Freunde sind nicht immer zu dem gekommen, was vielleicht angemessen gewesen wäre. Gleichwohl waren die Familie und Freundschaften immer ein Rückzugsort, zum Auftanken und zum Regenieren der Kräfte. Dafür bin ich dankbar.“ Und nun wäre ja durchaus Zeit, dem Alltag eine neue Struktur zu geben, führt er weiter aus.
Bleiben möchte Harald Zahrte auf jeden Fall im Land Hadeln. Sein Lieblingsort ist sein Garten, den möchte er nicht missen. Und andere Orte, vielleicht als Reiseziel? Dann „verreise ich gern ins europäische Ausland, Österreich. England, Polen, Niederlande, Italien. Einmal im Jahr muss ich auch die Berge sehen …“ Aber bleiben möchte er bei seiner Familie auf Dauer auf jeden Fall im Land Hadeln.
Wer 26 Jahre an der Spitze der Verwaltung stand, hatte viel Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Welche denn zum Beispiel? „In der Zeit der sogenannten Zwei­gleisigkeit hatte ich das große Glück als damals einer der jüngsten Hauptverwaltungsbeamten in Niedersachsen, Unterstützung und Begleitung im Amt durch Hans-Volker Feldmann und Herrmann Gerken zu erhalten. Sie waren großartige Mentoren. 2001 bin ich dann das erste Mal von den Bürgern in das Amt des Samtgemeindebürgermeisters gewählt worden. Ich habe immer versucht, menschlich im Sinne des kategorischen Imperativs von Kant zu handeln, aber auch den Ehrgeiz gehabt, Stadt und Samtgemeinde voranzubringen.“ Das erfordert die Frage, was er im Nachhinein gerne anders gemacht hätte? „Ach, wissen Sie, es hilft ja nicht, darüber zu sinnieren, was wäre wenn. Es ist auch nicht meine Aufgabe, zu beurteilen, wie meine Amtszeit zu bewerten ist.“
Eines wollte Harald Zahrte nicht. Seine klare Antwort auf die sehr persönliche Frage, welche Weggefährten er denn besonders vermissen wird: „Namen an dieser Stelle zu nennen, wäre unangemessen. Ich werde die Weggefährten vermissen, die in der Bevölkerung, in den Räten und in der Verwaltung immer nach Lösungen und Strategien gesucht haben.“ Aber sicher nicht, so führt er aus, „die ewigen Zweifler und Skeptiker, die wichtig auch in der Öffentlichkeit, kundgeben und Vorschriften suchen, wie und warum etwas nicht geht, die brauchte ich nicht. Mit denen ist kein Staat zu machen!“
Bei der Bitte, er möge doch drei wichtige Projekte seiner Amtszeit nennen, sprudelt es aus ihm mit einer gewissen Berechtigung empört heraus: „Nur drei wichtige Projekte in zwanzig Jahren? Das wäre wohl ein bisschen wenig! Nein, beispielhaft fallen mir spontan ein, der Bau der Orts­umgehung Otterndorf mit dem anschließenden Rückbau der Ortsdurchfahrt, der Bau des Gesamtkomplexes Seelandhallen über mehrere Jahre, die Erweiterung der Sole-Therme in drei Abschnitten, der Verbleib von Amtsgericht und Katasteramt in Otterndorf, in diesen Monaten die grundlegende Sanierung Erweiterung der Grundschule Otterndorf, der Bau von Kindertagesstätten, der Bau des Dorfgemeinschaftshauses in Odisheim, die über Nacht zu organisierende Hilfe und Eingliederung der Flüchtlinge 2015, die beiden Fusionsprozesse mit den ehemaligen Samtgemeinden Hadeln, Sietland und Am Dobrock in den Jahren 2011 und 2016 zur neuen Samtgemeinde Land Hadeln. Die Anerkennung Otterndorfs als Nordseebad! Der Bau des Wasser- und Landschaftsparks in Otterndorf mit über 200 Ferienhäusern in dänischem Stil!“
Eine unschöne Tendenz im sozialen Miteinander sind der Wandel in Umgangston- und -form. Ob ihn diese Tendenz belastet habe oder ob dies wegstecken konnte? „Beides! Ich habe das gut wegstecken können und es hat auch belastet.“ Das bringe das Amt eben auch mit sich. Aber, „Everybodys Darling zu sein, hilft dann nicht“. Und es blieben ja immer noch die Gesetze, die es zu beachten gelte. Die auch einen guten Teil der häufig beklagten Bürokratie verursachten? „Das Prinzip der Beachtung der rechtlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen ist ein elementarer Bestandteil unseres demokratischen Gemeinwesens. Ich selbst habe immer versucht so zu agieren, dass Wege zur Lösung gefunden werden und keine Vorschriften, die mir aufgezeigt werden, wie es vielleicht nicht geht.“ Die Frage nach seiner Zukunft ist dann etwas undeutlicher. Auch für Harald Zahrte selbst. „Wenn ich das wüsste, würde ich es Ihnen gern beantworten.“
Mit einem großen Dank nicht nur für dieses Interview sagen wir leise Servus, Herr Zahrte.