Nachdem Hendrik Rehm, Vorsitzender des Stiftungsrats den symbolischen Schlüssel von den Architektinnen übernommen hatte, übergab er diesen an die Projektleiterin Gudrun Heckemeier    Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ Nur strahlende Gesichter sah man am vergangenen Samstag im Ahlenmoor. Nach gut eineinhalb Jahren Bauzeit wurde das Stiftungshaus der Naturschutzstiftung des Landkreises Cuxhaven mit der Schlüsselübergabe offiziell seiner Bestimmung übergeben. Geschäftsführerin Kerstin Norda und ihr Team sind jedoch schon vor rund fünf Wochen in ihren neuen Arbeitsplatz eingezogen und führten beim Tag der offenen Tür die Besucher begeistert durch die hellen und lichtdurchfluteten Räume. Dabei erfuhren die Besucher auch, dass beim Bau Rücksicht auf die Tierwelt genommen wurde, wie Projektleiterin Gudrun Heckemeier betonte. So haben sich an der Tür zur Tenne Hornissen eingenis­tet, was zur Folge hat, dass mit der Schließung der Fassade noch gewartet wird, bis sie wieder ausgeflogen sind.

Seit 26 Jahren betreibt die Naturschutzstiftung aktiv Naturschutz. Und mit 26 Jahren sei es „höchste Zeit, aus dem Elternhaus auszuziehen“, sagte Hendrik Rehm, Vorsitzender des Stiftungsrats, in seinem Grußwort und bezog sich dabei auf das Kreishaus, in dem die Naturschutzstiftung bisher ihren Sitz hatte. „Aber man kennt das ja von Kindern, wenn sie Geld brauchen kehren sie gerne zum Elternhaus zurück“, bemerkte er mit einem Augenzwinkern Richtung Landrat Thorsten Krüger. „Und seinen Kindern erfüllt man doch jeden Wunsch.“ Die passende Replik ließ nicht lange auf sich warten. Denn es gelte, so Krüger, auch den Tipp zu beherzigen, den ihm seine Eltern nach dem Auszug seines Sohnes mit auf den Weg gaben. „Man muss auch dafür sorgen, dass sie selbstständig werden und auch mal nein sagen.“

In seinem Grußwort dankte der Landrat vor allem auch den Mitarbeitern, denn „ohne ihr Engagement würden wir hier nicht stehen“. Direkt neben dem MoorInformationsZentrum ­(MoorIZ) gelegen, habe das Haus den idealen Standort. Steht das Thema Moorvernässung doch bundesweit ganz oben auf der Agenda. „Wir müssen das Moor als Klimaschützer erhalten“, betonte er, speichere es doch mehr CO2 als alle Wälder weltweit. Den Klimawandel allgemein ansprechend sagte er, dass man nicht mit Angst reagieren dürfe und im Sinne auch der nachfolgenden Generationen ganzheitlich Ökologie, Ökonomie und das Soziale im Blick haben müsse.
Ein Dank ging auch an die beiden Architektinnen Cathrin Schultz und ­Kathrin Sievers. „Sie haben etwas tolles zustande gebracht“, betonte Rehm, „und mehr geleistet als erwartet wurde“. Nicht nur ihn beeindruckte, dass „der riesige Klotz“ nicht wuchtig, sondern leicht daherkommt.

Wie es sich für ein Haus der Naturschutzstiftung gehört, wurde Wert auf nachhaltiges Bauen gelegt. Das Gebäude wurde aus FSC-Zertifiziertem Holz erbaut, mit einer Zellulose-Einblasdäm­mung in Kombination mit Holzfaserplatten, beheizt wird das Ganze über eine Wärmepumpenheizung in Kombination mit einer Photovoltaikanlage. Teile des Dachs wurden auch mit regionalen Pflanzenarten begrünt. Beim Bau wurde zudem immer auch an die Tiere der Umgebung gedacht. Nicht nur dass die zimmerhohen Fenster aus reflexionsreduziertem Glas bestehen, um die Gefahr von Vogelschlag zu vermindern, auch Fledermausquartiere wurden in die Holzfassade mit eingebaut.
Die Kosten für das neue Stiftungshaus belaufen sich auf rund 3,2 Millionen Euro. „Und das geht nicht ohne Förderung“, betonte Rehm. Knapp 1,7 Millionen Euro kamen über die Förderrichtlinie „Landschaftswerte“ des Landes Niedersachsen gut 810.000 Euro als Kofinanzierungshilfe von Seiten der EU und auch der Landkreis Cuxhaven beteiligte sich mit 400.000 Euro.

Der zweigeschossige in Holzrahmenbauweise erstellte Neubau bietet auf einer Fläche von rund 700 Quadratmetern Platz für 16 Büroarbeitsplätze, vier flexible Arbeitsplätze sowie multifunktionale Aufenthalts- und Ausstellungsbereiche. Zudem wurde die alte Tenne zu einem modernen Seminarraum mit Nebenräumen für Lager, Archiv und Technikräume umgebaut. Erhalten wurde die alte Maschinenhalle die jetzt den Mitarbeitern der Landschaftspflege als Werkstatt und Lagerraum dient, und nicht nur ausreichend Platz, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen bietet.