Marcel und Daniela Matthies mit der „Great white Osu Blue“ Foto: jt
WANNA jt ∙„Unser Steckenpferd sind Tomaten. In diesem Jahr haben wir 500 verschiedene Sorten vorgezogen und 200 davon angebaut. Letztes Jahr, zum Vergleich, waren es 42; wir haben uns sehr gesteigert. Derzeit sind 1.080 Tomatenpflanzen in der Erde sowie 550 Paprikas, Chilis und Auberginen. Der Besuch im Gewächshaus versetzte den Reporter in Erstaunen.
„Gestern habe ich eine meiner ersten frühen Tomaten geerntet: die ‚Cherry Akkordeon‘, eine Snack-Tomate. Im Laufe der Jahre habe ich bereits viele verschiedene Tomatensorten in unserem Treibhaus gezüchtet. Anfang Juli beginnt die Haupternte der ersten Tomaten und dann geht es, je nach Wetterlage, bis in den Oktober hinein. Manche Sorten enttäuschen, andere ähneln einander und wieder andere sind wahre Schätze, die es zu erhalten gilt“, sagt Daniela Matthies, die sich mit ihrem Mann Marcel der Zucht alter und auch unbekannter Tomatensorten verschrieben hat.
Die Namen klingen wie Musik in den Ohren von Tomatenliebhabern: „Aunt Gerties’s Gold“ aus Virginia; tiefgelb, saftig, weich und sehr süß und „Black Cherry, „eine der köstlichsten Tomatensorten, die es gibt“, so Daniela Matthies.
Gemüse angepflanzt hat Daniela schon bei ihrer Oma im Garten in Lüdingworth, und es wurde ihr schon damals ein grüner Daumen nachgesagt. „Nach meiner Ausbildung als MTA habe ich eine Weile bei einem Kinderarzt und später zusammen mit Behinderten gearbeitet. Danach habe ich bei Steffen Henssler bei einer Kochshow in Hamburg gekocht und viele Angebote aus der Gastronomie bekommen. Trotz der verlockenden Offerten war aber für mich immer klar: Ich kann nicht im Restaurant jeden Tag dieselbe Karte kochen. Aus dem, was da ist, etwas zu zaubern, ist meins. Die Berührung mit der Gastronomie war, glaube ich, der erste Schritt, sich noch bewusster mit dem auseinanderzusetzen, was da tagtäglich auf dem Teller landet.“
„Ich wollte immer Landwirt werden“, sagt Marcel, der einen großen Teil seiner Kindheit auf dem Hof Bulle in der Altenbrucher Heerstraße verbracht hat. Er absolvierte eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker und als Servicetechniker für Windenergieanlagen. Derzeit arbeitet er auf der Bohr- und Förderinsel Mittelplate A im Transport- und Logistikbereich. Es gibt auf der ganzen Welt über 12.000 Tomatensorten, die bekannt sind und darüber hinaus noch unzählige Wildtomatensorten. „Mir ist rätselhaft, warum es hierzulande nur einige wenige Sorten gibt; es geht nur um den Ertrag“, sagt er. „Bevor wir das hier gemacht haben, wusste ich gar nicht, wie lecker Tomaten sein können. Unsere Lieblingssorte vom letzten Jahr ist die „Tschernij Prinz“; das kann sich natürlich ändern, weil wir so viele neue Sorten angepflanzt haben. Wir haben einige Sorten, da hängen vielleicht nur 20 Früchte daran.“
sern haben wir sprichwörtlich alle Türen offen, die Hummeln können die Blüten normal bestäuben und sorgen dafür, dass unsere Tomatenpflanzen auch wirklich Früchte tragen. Ganz zu Anfang hatten wir in Steinau ein kleines Schränkchen aufgestellt. Darin waren selbstgemachte Marmelade, und alles, was wir so an Gemüseüberschuss hatten. Für uns privat haben wir immer schon gerne Gemüse, aber auch Beerensträucher angepflanzt und waren überrascht von der reichen Ernte. Mit dem Hofladen in Wanna haben wir im Coronajahr im Oktober 2020 angefangen, weil wir irgendwann Selbstversorger sein möchten und den anderen Leuten nahebringen wollen, dass man aus seinem Garten so gut leben kann, so dass man kaum etwas zukaufen muss“, erzählt Daniela und schenkt ihrem Mann Marcel ein Lächeln.
Während der Pandemie hätten die Leute angefangen, umzudenken, findet sie. „Viele haben sich damit beschäftigt, ihr Gemüse selbst anzubauen und sich gefragt, wo kommt was her. Irgendwann möchten wir auch Tiere haben. Das große Ziel ist, Tiere nur zu schlachten und zu vermarkten, wenn dafür genügend Bestellungen eingegangen sind. Direktvermarktung ist die Zukunft“, sagt Marcel.
Wir haben sehr viele neue Sorten aus Russland, Tschechien und der Ukraine bekommen“, erzählt Daniela. Von vielen Sorten, wo ich weiß, dass sie sehr gut schmecken, wie die Indigo Rose (USA), haben wir mehrere Pflanzen gesetzt. Dann besitzen wir alte deutsche Sorten. Dieses Jahr haben wir zum Beispiel die ‚Lea von Annemarie‘, die einen extrem hohen Ertrag hat, dann die ‚German Gold‘ und, ganz wichtig, die Bauerntomate angepflanzt, eine Fleischtomate, wie man sie von früher kennt. Aus Italien haben wir die Klassiker wie ‚San Marcano‘, aus denen man sehr gut Soße machen kann. Sie hat sehr viel Gallertmasse und Fruchtfleisch und entfaltet erst beim Kochen ihr volles Aroma. Daraus mache ich Pestos, Sugos und Suppen. Es ist keine Tomate, die ich in den Salat schneiden würde.“
Von einer Nutzpflanze, die von den Mayas angebaut wurde, über eine missverstandene und gefürchtete Zierfrucht bis hin zu einem Nahrungsmittel von globaler Bedeutung hat die Tomate eine bemerkenswerte Geschichte hinter sich. Deshalb gehört sie heute zu den beliebtesten Nahrungsmitteln überhaupt. Nach Angaben von Experten gibt es über 12.000 verschiedene Sorten. Da wundert es umso mehr, dass man in den meisten Supermarktregalen mit viel Glück drei oder vier verschiedene Sorten findet. Es ist eine Freude, einen Blick in das Gewächshaus von Familie Matthies zu werfen und zu staunen, wie viele dieser tollen Früchte dort gedeihen. Im SB Hofladen in Wanna sind sie als Mixschale zu erhalten.