Die historischen und geheimnisvollen Portraits von Almuth Rusteberg gaben der Ausstellung auch ihren Namen   Fotos: tw

CUXHAVEN tw ∙ Manchmal sind es die spontanen Einfälle, die etwas Besonderes hervorbringen. Als die Künstlerin Almuth Rusteberg den Stapel dickes weißes Papier vor sich sah, dachte sie „das kann das ab“ und goss den letzten Rest Kaffee aus ihrer Tasse über den obers­ten Papierbogen. „Das gibt ein super Farbspiel“ fand sie, nachdem sie noch Tusche dazugefügt hatte. Ein blau-beiges, das ans Watt erinnere. Startpunkt ihrer in Cuxhaven entstandenen Portrait­serie „Faces of His­tory – Faces of Mystery“.
Almuth Rusteberg ist die diesjährige Sommerstipendiatin im Künstlerhaus im Schlossgarten. Für sechs Wochen war sie zu Gast und stellt jetzt in ihrer Abschlussausstellung ihre hier entstandenen Werke vor.

„Almuth Rusteberg ist eine vielfältige Künstlerin, die viele Stile in sich vereint“, sagte Christine Modlinger, 2. Vorsitzende des Vereins „Künstlerhaus im Schlossgarten“, bei der Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Sonntag.

Die Kunst hat Almuth Rusteberg schon fast ihr ganzes Leben begleitet. Schon als kleines Kind zeichnete sie begeistert. Und für sie stand auch schnell fest, dass sie beruflich etwas mit Kunst machen wollte. Sie studierte Kunst, war Kunstlehrerin am Gymnasium Ochtrup. Und auch wenn sie mit Begeisterung Kunst vermittelt und mit ihren Schülern Ausstellungen organisiert hat, ließ sie das eigene Zeichnen nie ganz los. Denn ihre ständigen Begleiter waren und sind Skizzenbuch, Zeichenstift und Tusche, mit denen sie Alltagsszenen festhält. Auch hier in Cuxhaven sind Szenen entstanden, die den Augenblick einfangen und den Betrachter mit einem Schmunzeln in die Situation hineinziehen.

Nachdem sie 2022 in den vorzeitigen Ruhestand ging, „wollte so viel raus, interessiere ich mich für so viel“, sagt sie über ihre vielen Stilrichtungen, „das ist richtig explodiert“.
Dass sie jetzt während des sechswöchigen Stipendiums die Zeit hatte, ganz in ihre Kunst einzutauchen, „hat mich total gefreut“.

„Es war eine sehr inspirierende Zeit und eine großartige Chance“, sagt sie, eine Zeit, die ihr die Möglichkeit bot, ganz in ihrer Kunst aufzugehen, aber auch die Geschichte Cuxhavens in sich aufzusaugen.
Wie auch die Werke in ihrer Abschlussausstellung zeigen, die alle während ihrer Zeit in Cuxhaven entstanden sind und ihr vielfältiges Repertoire widerspiegeln. Wie eine Serie mit Fischmotiven, die einen allein durch die Fröhlichkeit ihrer Farben anziehen. Oder ihre Bilder zur Auswanderung, die vom Gefühlschaos, das in abstrakten Formen dargestellt ist, über die Verunsicherung und Neugier auf das Unbekannte in eher düsteren Farben und den letzten – bunten – Blick auf Cuxhaven reichen.

Und natürlich ihre historischen und geheimnisvollen Personen, die der Ausstellung den Namen „Faces of History – Faces of Mystery“ gaben. „Ich habe geschaut, was passiert, wie verliefen Kaffee und Tusche miteinander, was passte zu welcher Person.“ Und zeichnete dann mit Tusche bekannte Cuxhavener wie Amandus Abendroth, Barthold Brockes und Joa­chim Ringelnatz hinein. Doch auch andere Persönlichkeiten, die etwas Geheimnisvolles umgibt, schlichen sich in die Serie ein. Personen, die ihr – allein im großen Künstlerhaus – über den Weg liefen. Vor ihrem geistigen Auge erschienen ihr Personen wie der in stürmischer See ertrunkene Seefahrer, der an die unglückliche Liebe von Lorenz und Else erinnert, und der „Alten Liebe“ der Legende nach zu ihrem Namen verhalf, oder der „Nachtschulver“, ein Nachtwächter, der alles bewacht.

Wer die Kunst von Almuth Rusteberg selbst erleben möchte, hat noch am heutigen Samstag, 19. Juli, von 15 bis 18 Uhr die Möglichkeit die Bilder im Beisein der Künstlerin zu sehen.