CDU-Landeschef Sebastian Lechner (r.) besuchte gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Claus Seebeck (2.v.l.) Krabbenfischer in Dorum-Neufeld Foto: sh
DORUM-NEUFELD sh ∙ Fischern an der Küste vergeht nicht nur der Spaß. Es ist schon lange kein Traumberuf mehr: Krabbenfischer an der Nordsee. Das wurde am Freitag bei einem Besuch des CDU-Landesvorsitzenden Sebastian Lechner in Dorum-Neufeld deutlich.
Seit Jahren stehen die meist als Familienbetriebe wirtschaftenden Fischer unter ungeheurem Druck. Stetig steigende Betriebskosten, eine kaum noch nachvollziehbare Bürokratie und wenig zielführende Gedankenspiele aus Brüssel verbunden mit der natürlichen biologischen Dynamik der Nordsee zwingen immer mehr Berufsfischer in die Knie. Es droht nicht nur das persönliche Aus der Fischer, es droht auch das Verschwinden eines ganzen Berufsstandes und der kulturellen Identität an der norddeutschen Küste.
Wer sich mit Fischern wie Stephan Hellberg und Jens Tants unterhält, erfährt schnell, dass es um mehr geht, als das persönliche Los einiger weniger Fischer. Dabei sind diese Wenigen tatsächlich Vorreiter der Vision einer nachhaltigen Fischwirtschaft. Seit Jahren beteiligen sie sich – auf ihre Kosten – an der Entsorgung von Müll im Meer. Immer mit dabei, die Bürokratie. Entsorgen Fischer etwa in der Ostsee treibende Fremd-Netze, müssen sie die Kosten selber tragen. Völlig unverständlich auch der Zwang, eine behördlich vorgeschriebene digitale Datenerfassung der Bewegung der Fangboote selbst zu bezahlen. Und die teils Jahrzehnte alten Boots müssen auch in Schuss gehalten werden. Kredite von Geldinstituten sind bei den Aussichten nur schwer zu kriegen, weiß man bei den Fischern.
Trotzdem investieren die Fischer – auch aus eigenem Interesse an einer nachhaltigen Fischerei. Technische Verbesserungen am Fanggeschirr sind zum großen Teil erfüllt, ein Monitoring des Beifangs geschehe bereits, so Philipp Oberdörffer von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Kritiker an der traditionellen norddeutschen Krabbenfischerei verweisen immer wieder auf den schädlichen Einfluss von Schleppnetzen auf den Meeresboden. Der ist, zumindest für die hiesige Region, zuletzt durch eine Untersuchung des Thünen-Institutes, wissenschaftlich widerlegt. Die Rollschleppnetze haben, bedingst durch ihre Konstruktion, keine nachhaltige Beeinflussung auf den Meeresboden.
Es braucht breite politische Unterstützung
Aus den Kommunen gibt es derweil Unterstützung für die Fischer. Man habe, so Wremens Bürgermeister Hanke Pakusch, „zumindest mal die Liegegebühr der Krabbenfischer in den Häfen halbiert“. Und natürlich würde man sich auf der politischen Ebene im Kreis und in den Räten für die Fischer einsetzen. Da würde man aber nur über das Land beim Bund und der EU etwas bewegen können.
Immer wieder, zuletzt gegenüber dem CDU-Landesvorsitzenden und Chef der CDU-Landtagsfraktion Sebastian Lechner und dem Mitglied des Landtages Claus Seebeck, machen die Fischer auf ihre Situation aufmerksam. Und manchmal erreichen sie sogar etwas. So hat die laute Kritik, unter anderem von David McAllister MdEP an einem Brüsseler Aktionsplan, der auch ein Verbot der Schleppnetzfischerei zum Thema hat, ein Aufhorchen der zuständigen Kommission zur Folge gehabt. Man wolle doch gar nicht, so hieß es von der zuständigen Kommission, alles über einen Kamm scheren. Man würde noch einmal genauer hinschauen und vielleicht einen Unterschied zwischen einfachem Schleppnetz und Rollschleppnetz machen. Und der Zeitplan, der eigentlich ein Verbot ab 2024 vorsah, den könne man auch flexibler gestalten. 2030 sei da durchaus machbar.
Für die Krabbenfischer ist das keine Hilfe. Sie fordern ein vollständiges Streichen des betreffenden Absatzes im Aktionsplan und haben dazu ein Positionspapier entwickelt. Sie fordern die Fanggebiete zu erhalten und zu sichern, nachhaltige Fischereipraktiken für alle einzuführen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern und die Bedeutung der Fischerei als prägendes Element der Landeskultur in der Gesellschaft zu verankern.