Landrat Kai-Uwe Bielefeld mit Sieger Steffen Engfer, Rolf Sünderbruch, Vorsitzender Kuratorium für Pferdesport Bremerhaven-Wesermünde, Claus Seebeck, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Geestland, sowie Torsten von Haaren, Stadtverordnetenvorsteher in Bremerhaven (v.l.) bei der Siegerehrung Foto: jt

ELMLOHE jt ∙ Bei den 71. Elmloher Reitertagen kamen die Liebhaber des hochkarätigen Pferdesports wahrlich auf ihre Kosten. Spannend wurde es am Sonntagnachmittag zum Abschluss beim knappen Duell zwischen Steffen Engfer (mit Dapardie) und Patrick Bölle (mit Samba de Janeiro) im Stechen um den Großen Preis des Landkreises Cuxhaven. Am Ende gewannen der 43-jährige Springreiter und sein Wallach Dapardie das Duell für sich mit einer Zeit von 37,39 Sekunden.

Nach zwei Coronajahren präsentierte sich die Traditionsveranstaltung einmal mehr als Fest der Superlative und der Sinne. Einen neuen Teilnehmerrekord konnten die Veranstalter vermelden: Mit zwei Viersterneprüfungen, rund 3.000 Startplätzen, 74 Prüfungen, 680 Reitern und 2.237 Pferden können sich die Elmloher Reitertage als eines der größten Reitturniere in Deutschland rühmen – und warteten mit vielen Top-Sportlern aus dem Reitsport auf. Hier waren sie zum Anfassen nah. Reiter der Spitzenklasse, wie Christoph Koschel (EM für Deutschland) sowie Benjamin Wulschner waren am Start. Ebenso der international erfolgreiche Springreiter Takashi Haase.

Weiße Pagodenzelte, Gastronomie, viele junge Familien und – augenfällig- viele wohlerzogene Hunde feinster Rassen und ebenso viele nette Menschen mit Begegnungen auf Augenhöhe, zeichneten ein höchst wohlgefälliges Stimmungsbild.

Im Festzelt hatten sich neben lokalen Größen auch hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik eingefunden, darunter David McAllister, Mitglied des Europäischen Parlaments, und Landrat Kai-Uwe Bielefeld. Beim Empfang des Kuratoriums für Pferdesport Bremerhaven-Wesermünde diskutierte der Kommandeur des Marinefliegerkommandos in Nordholz, Thorsten Bobzin, der als Schirmherr nach Elmlohe gekommen war, die gegenwärtige Lage in der Ukraine. Im Dialog mit dem Kuratoriums-Vorsitzenden Rolf Sünderbruch nahm der Kommodore kein Blatt vor den Mund.

Volle Ränge gab es bei den beliebten Spezialprüfungen wie dem Mächtigkeitsspringen, bei dem die Pferde über Hindernisse „fliegen“ müssen, die teilweise größer sind als sie selbst. Nicht nur die Reiter, auch die Besucher kamen teils von weither. Der 85-jährige Heinz-Hermann Kloke war mit seiner Tochter und seiner Enkelin Ann-Carolin Grotheer ganz aus Hüttenbusch zum Spring­reiten gekommen. „Um mit einem Pferd erfolgreich zu sein, musst du Achtung vor der Kreatur haben“, sagte der Senior, der im Reitsport kein Unbekannter ist.

„Die ganze Atmosphäre ist absolut faszinierend“, schwärmte Ingrid Frost, die mit ihrem Mann Hans-Joachim und ihrer Familie eigentlich jedes Jahr das Reitturnier besucht. Das Besondere sei, dass sich hier Spitzensport in familiärem Ambiente genießen ließe, urteilte Tochter Kris­tina. Hund Phoebe, ein bildhübscher rumänischer Mischling, ist immer mit dabei, ebenso die beiden Kinder. Der zehnjährige „Pferdedetektiv“ Emil, begeistert sich schon länger für Pferde, wie er verriet.

Überaus sehenswert waren die Darbietungen der Dressurreiter, von der neu errichteten Tribüne aus oder in sommerlich-entspannter Atmosphäre um das Viereck herum, zu Beobachten ein Hochgenuss, was die Herzen der Pferdeliebhaber höherschlagen ließ.

„Samstagabend beim Mächtigkeitsspringen war es gigantisch; vom Wetter her und von der Stimmung“, so Ingrid Frost. Das Springen über die Mauer bei Flutlicht ist seit jeher ein Publikumsmagnet. Nachdem die übersprungene Mauer von 1,90 Metern Höhe auf zwei Meter erhöht wurde, entschieden sich die fünf Finalisten, sich den Sieg angesichts der dritten Runde zugunsten des Tierwohls zu teilen. Der magische Rekord in Elmlohe liegt bei 2,25 Meter, weiß der Emil.

Am letzten Tag konnte froh sein, wer sich wetterfest eingepackt hatte. Gegen Nachmittag kam Wind auf und es wurden die ersten Regenschirme aufgespannt. Das Stechen in der Springprüfung Kl. S*** (Großer Preis des Landkreises Cuxhaven), für das sich 14 Reiter nach einem Null-Fehler-Ritt qualifiziert hatten, fand in strömendem Regen statt. Die Abreitbedingungen waren für Pferd und Reiter kein Problem; der Hauptplatz war exzellent vorbereitet. Pferde und Reiter schenkten den Besuchern nach langer Abstinenz ein schönes sportliches Wochenende und brachten das Reiterdorf Elmlohe wieder einmal zum Glänzen. „Ich brauche nichts zu essen, ich bin voller Glückshormone“, sagte eine Besucherin. Vielen Pferdeliebhabern mag es ob der grandiosen Veranstaltung ähnlich gegangen zu sein.