Bert Hitzegrad, Helga Wohltmann, Björn Zentner und Sonja Senk, Vorsitzende des Fördervereins (v.l.)      Foto: Privat

CADENBERGE re ∙ Es läuft ihm im wahrsten Sinne des Wortes immer noch ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er von der Flutnacht im Juli 2021 erzählt und die Bilder zeigt. „Ich wurde durch das Rauschen von strömendem Wasser geweckt. Ich wollte Licht anmachen, aber es war kein Strom da. Als ich aus dem Fenster schaute, wurde mein VW-Bus gerade von den Fluten fortgerissen. Von der anderen Straßenseite kamen Hilferufe.“

Björn Zentner, der die Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 hautnah miterlebt hat, wohnt mit seiner Familie in Bad Neuenahr nur wenige 100 Meter von der Ahr entfernt, die durch den Sturzregen zum reißenden Strom wurde. Auch die kirchliche Kindertagesstätte, die der 47-jähriger leitet, wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Passend zur Sintflut trägt sie den Namen „Arche Noah“.

Zum Jahrestag der Flutkatas­trophe erhielt der KiTa-Leiter im Ahrtal Besuch aus Cadenberge. In der Ev.-luth. St. Nicolai-Kindertagesstätte Cadenberge waren Spenden gesammelt worden, um zu helfen. Bei Festen, Gottesdiensten, bei Eltern und Mitarbeiterinnen und in den Cadenberger Geschäften war immer wieder um Unterstützung gebeten worden. Helga Wohltmann, KiTa-Leiterin in Cadenberge, hatte den Kontakt hergestellt und für die Hilfe geworben. Sie geht zum 1. August in den Ruhestand. Deshalb war es ihr ein Anliegen, die Spendengelder gemeinsam mit Pastor Bert Hitzegrad als Vertreter des Trägers nun im Juli, genau ein Jahr nach der Katastrophe, zu überbringen.
2.500 Euro konnten die Cadenberger an die „Arche Noah“ überreichen – für besondere Anschaffungen, Spielgeräte oder Feste … „Sicherlich nur ein kleiner Tropfen auf den berühmten heißen Stein“, meinte Cadenberges Pastors angesichts der immer noch bestehenden großen Nöte. „Aber ein wichtiges Zeichen der Solidarität und Verbundenheit“, machte der Erzieher aus der Einrichtung an der Ahr deutlich. Er führte die Gäste aus dem Land Hadeln durch den Ort und erzählte dabei, welche Ausmaße die Flutkatastrophe hatte. Auch die Arche Noah-Kindertagesstätte ist betroffen. Das alte Schulgebäude, das als KiTa benutzt wurde, war in der untersten Etage komplett überflutet. Noch immer riecht es dort muffig und nach ausgetretenem Öl. Die Wände müssen trocknen und neu verputzt werden. Die KiTa nutzt derweil andere Räume in Contai­nern, die gleich neben dem desolaten Gebäude aufgestellt wurden. „Das war aber alles sehr schwierig“, erinnert sich Björn Zentner. „Erst im März in diesem Jahr konnten wir alle 115 Kinder wieder aufnehmen. Es mussten viele Probleme gelöst werden, etwa beim Brandschutz.“

Bis das alte Gebäude wieder komplett benutzt werden kann, wird es noch Monate, wenn nicht Jahre dauern. Beim Gang durch Bad Neuenahr wurde aber auch deutlich, dass schon viel geschafft wurde. Viele Straßenzüge erinnern nicht mehr an die Katastrophe. Und doch: Normalität herrscht längst noch nicht vor: Auch viele Geschäfte müssen mit der Containerlösung leben, Keller müssen saniert werden, Leitungen für Abwasser, Telekommunikation und Strom instand gesetzt werden. „Viele Familien leben auch noch in Behelfsunterkünften, Tiny-Häusern oder angemieteten Wohnungen“, so der KiTa-Leiter, der die Situation gut kennt.

Die finanziellen Hilfen und Zahlungen laufen sehr schleppend. Das war für Björn Zentner auch ein Grund, nicht an den offiziellen Gedenkfeiern am Jahrestag der Flutkatastrophe teilzunehmen. Die Opfer und ihre Familien ständen für ihn im Mittelpunkt. Die Politiker hätten vieles versprochen, aber nicht Wort gehalten. Umso mehr freute er sich über den Besuch aus Norddeutschland und das Zeichen der Verbundenheit. „Vielleicht entsteht daraus ja auch eine Art Partnerschaft“, so Bert Hitzegrad. Der Regenbogen, der im Logo der Cadenbeger KiTa steht und die Geschichte von der Arche Noah, die der KiTa in Bad Neuenahr den Namen gab, gehören ja eigentlich zusammen. „Es ist eine Hoffnungsgeschichte, die Mut macht!“