HECHTHAUSEN tw ∙ Für Autorin Christa Laas stand schon von klein auf fest, dass sie Schriftstellerin werden wollte. Angetan von der „Kleinen Hexe“ von Otfried Preußler, schrieb sie ihm von ihrer Begeisterung für das Buch und dass sie selbst gerne schreiben wolle. Und erhielt unerwartet eine Antwort auf ihren Brief. Eine Karte, die sie immer noch in Ehren hält.

In seiner Antwortkarte bat Preußler auch darum, dass seine junge Leserin ihm doch ihr erstes Buch schicken möge, „damit ich es lesen und dir meine Meinung sagen kann, sowie du mir deine Meinung gesagt hast. Abgemacht?“ Und so eine Bitte schlägt man nicht aus. Auch wenn es noch 35 Jahre dauern sollte bis Christa Laas ihr erstes Kinderbuch „Muss ja nicht jeder ein Held sein“ schrieb. Denn obwohl sie immer eine begeisterte Geschichtenerzählerin war, standen für die Hamburgerin zuerst ihr Beruf als Biblio­thekarin und ihre Familie im Vordergrund, bevor sie ihren Traumberuf verwirklichen konnte.

„Mama, da ist Otfried Preußler am Apparat“

Doch als sie ihr im Erika Klopp Verlag erschienenes Buch in Händen hielt, erinnerte sie sich natürlich noch an Ottfried Preußler und seine Bitte und schickte ihm ihr Erstlingswerk mit einer Kopie seiner Karte. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Eines Tages klingelte das Telefon. „Mama, da ist Otfried Preußler am Apparat!“, kam ihr Sohn aufgeregt zu ihr. Und Christa Laas erinnert sich daran, „dass er sehr liebenswürdig zu mir war und mich ermuntert hat weiterzuschreiben“. Seitdem hat sie das Schreiben nicht mehr losgelassen. Zehn Kinder- und Jugendbücher hat sie veröffentlicht sowie drei für Erwachsene.

15 Jahre war sie beim Erika Kopp Verlag, der später von der Verlagsgruppe Oettinger übernommen wurde. Eine Zeit, an die sie gerne zurückdenkt. Vor allem die Lesungen und Lesereisen waren ihre Leidenschaft. „Das Feedback der Kinder zu bekommen macht enor­men Spaß.“ Und sie erinnert sich gerne an die Lesenächte in Schulen zurück, die von der Hamburger Autoren- und Illustratorengruppe, der sie angehörte, durchgeführt wurden. „Unvergessliche Nächte“, so Laas.

Ihre Bücher drehen sich immer um ein bestimmtes Thema. Und auch wenn sie eine Botschaft enthalten, das ideo­logische, der erhobene Zeigefinger ist ihr fremd. Ein Buch müsse vor allem unterhalten, sagt sie und ist sich dabei mit Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki einig, der in einem Spiegel-Interview auf die Frage, welche Aufgabe Literatur habe, antwortete: „Sie soll den Menschen Freude, Vergnügen und Spaß bereiten und sogar Glück.“ Und das möchte auch Christa Laas mit ihren Büchern bei den Lesern, ob Jung oder Alt, erreichen. Und fühlt sich auch immer wieder selbst beschenkt, sei es durch gute Rezensionen, wie bei ihrem ersten Jugendbuch „I miss you“, über das die Einkaufszentrale (EKZ) der Öffentlichen Bibliotheken 1995 schrieb, dass es „durch Offenheit, Humor und Vorurteilslosigkeit besticht“ und vor allem ihre Lesungen: „Wenn ich beim Lesen Lacher bekomme, bin ich glücklich.“

Doch sie hat selbst auch erfahren, dass das Leben nicht immer gerade Wege nimmt. Anfang der 2000er Jahre zog sie mit ihrem Mann nach Hechthausen, um näher bei ihrer pflegebedürftigen Mutter zu sein. 2007 erkrankte sie dann an Brustkrebs. An Schreiben war erst einmal nicht mehr zu denken. Inzwischen völlig gesund hat sie sich wieder dem Schreiben zugewandt und drei Bücher – zwei für Erwachsene und eines für Kinder – geschrieben, die sie im Selbstverlag veröffentlicht hat. Ein bewusster Schritt, wollte sie nach der Zeit der Krankheit doch nicht mehr auf die lange Suche nach einem Verlag gehen.

Auch die von ihr viel geliebten Lesungen sind wieder in ihre Leben gekommen. Auch wenn es in der Coronazeit ruhig wurde. Eine Zeit, die sie für das Schreiben ihres neuen Romans nutzte. Anfang dieses Jahres ist „Rate mal, wer hier spricht“ erschienen. Ein Roman, der ein aktuelles Thema aufnimmt, die Wohnungsnot. Ein Thema, auf das sie durch eine Verwandte aufmerksam wurde, die mit über 80 Jahren wegen Eigenbedarfs aus ihrer Wohnung in Hamburg-Eppendorf, in der sie seit den 1950er Jahren gewohnt hatte, herausgeklagt wurde.

Mit Fantasie, Feuereifer und krimineller Energie

Entspringt der Kern der Geschichte einer wahren Begebenheit, ist das, was sich aus dieser Situation heraus für die Protagonistin Paula und ihre Freundinnen entwickelt eine pfiffige Geschichte, die zeigt wie sich die drei mit Fantasie, Feuereifer und krimineller Energie zu wehren versuchen. Dabei stellt sich nicht nur ihnen die Frage: Heiligt der Zweck die Mittel? „Ich spiele mit dem Zwiespalt, der Frage, darf man das?“, sagt Christa Laas. Und hat ganz bewusst ein Zitat aus „Rot und Schwarz“ von Stendhal ihrem Roman vorangestellt: „Wenn man schon Verbrechen begeht, so soll man wenigstens Genuss daran haben. Das ist ihr einziger Wert. Dann kann man sie zur Not sogar rechtfertigen.“ Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, aber vor allem, trotz des ernsten Themas bes­tens unterhält. Und Chris­ta Laas‘ Leidenschaft für die Literatur widerspiegelt. Sind doch immer wieder Zitate aus „Effi Briest“, „Wallenstein“ und der „Dreigroschenoper“ zu finden, die sie mit einem Augenzwinkern immer mal wieder einer der Protagonistinnen in den Mund legt.

Lesungen und eine neues Buch im Werden

Sehr zur Freude von Chris­ta Laas stehen auch zwei Lesungen an, in denen sie ihr neuestes Werk vorstellen kann. Am 21. April um 19 Uhr in der „Kunstklinik“ in Hamburg-Eppendorf, sozusagen dem Ort des Geschehens, sowie im Mai – das genaue Datum steht noch nicht fest – in der „Kehdinger Backstube“ in Drochtersen-Dornbusch.
Und auch eine neue Geschichte spukt ihr bereits im Kopf rum. Ein Kinderbuch, das die 75-Jährige ihren drei Enkelkindern widmen will. „Und wenn ich jemanden finde, der es illustriert, bringe ich es auch heraus.“

„Rate mal wer hier spricht“ ist als E-Book und Taschenbuch bei Tolino media erschienen und für 9,99 Euro auch in der Oliva-Buchhandlung in Cuxhaven erhältlich.