Die Freude war auf beiden Seiten groß. Am Donnerstag kam der neue Niedersächsische Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi (2.v.l.) nach Otterndorf. Bei einem Empfang im Historischen Rathaus wurde er von Vertretern aus Rat und Verwaltung begrüßt  Foto: tw

OTTERNDORF tw ∙ Zu seinem ersten Empfang als neuer Gesundheitsminis­ter kam am Donnerstag Dr. Andreas Philippi nach Otterndorf. Dass er an diesem Tag hier sein würde, wusste er schon ein paar Monate vorher, dass er dann seit einer guten Woche niedersächsischer Minis­ter für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung sein wird nicht. Eingeladen hatte ihn sein Parteikollege und Freund, der Bundestagsabgeordnete Daniel Schneider (SPD) noch als Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, um sich ein Bild von der Gesundheitsstruktur im Landkreis zu machen. Das dieser Besuch in seiner neuen Funktion ein ganz anderes Gewicht erhielt, war beim Empfang des Ministers im Historischen Rathaus spürbar.

„Kämpfen mit großem Einsatz für dieses Haus“

Bürgermeister Claus Johannßen ging deshalb in seiner Begrüßung auch auf den Stellenwert des Krankenhauses Land Hadeln für die Region ein und betonte: „Das Krankenhaus ist ein Perle. Deswegen kämpfen wir mit großem Einsatz für dieses Haus.“
Was Philippi nachvollziehen konnte. Was Johannßen als Perle bezeichnete war für ihn gleich ein ganzes Schmuckkästchen. Beeindruckt hat ihn vor allem die familiäre Atmosphäre. „Ich habe mich gleich zuhause gefühlt“, so Philippi, der bis zu seiner Vereidigung als Gesundheitsminister noch als Facharzt für Chirurgie am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Herzberg Klinik tätig war. „Wir haben gleich eine gute Ebene gefunden“, sagte er, gab aber auch den Zwiespalt zu, dass die ärztliche und politische Sicht oft auseinandergehe. Was ihm aber von beiden Seiten aus am Herzen liegt und er immer wieder betonte: „Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen.“
In seiner Rede ging er auch auf die Zeitenwende im Gesundheitssystem ein. Das Land Niedersachsen hat bereits im letzten Jahr eine Novellierung des Krankenhausgesetzes auf den Weg gebracht, das zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Dieses sehe unter anderem vor, dass das Land in acht statt bisher vier Regionen aufgeteilt werde, in denen genau analysiert werde, was qualitativ sinnvoll sei, so Philippi. Zu einem guten Gesundheitssystem gehöre zudem gute Erreichbarkeit. Bei der Betrachtung, betonte er, werde dabei immer die Sicht des Patienten im Mittelpunkt stehen.

Für das Otterndorfer Krankenhaus sieht er Feinheiten und Spezialitäten bei den orthopädischen Fachdisziplinen. „Da ist eine Menge Potenzial drin und das ist in den Planungen zu berücksichtigen.“ Wichtig sei aber auch der schnelle Transportweg in die richtige Klinik. Zum Gesamtbild gehöre deshalb die Reform des Rettungsdienstes dazu.
In einer anschließenden Gesprächsrunde wies Samtgemeindebürgermeis­ter Frank Thielebeule auf die ärztliche Versorgung in der Samtgemeinde hin. „Für die Menschen vor Ort ist eine dezentrale Versorgung wichtig.“ Eine Ansicht die Dr. Philippi verstehen kann. Er zeigte aber auch auf, dass es den Landarzt, der 24 Stunden an sieben Tagen die Woche im Dienst ist, nicht mehr geben wird. Heute hätten die jungen Menschen andere Ansprüche ans Leben. „Sie haben eine gesünderes Verhältnis zum Beruf und das ist gut so, denn auch ein Arzt hat ein Recht auf Freizeit und Familie.“
„Gesundheitssystem muss sich neu erfinden“

Diese neue Situation erfordere neue Arbeitszeitmodelle wie etwa Gemeinschafts­praxen oder Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Den Arzt in jedem Dorf werde es aber nicht mehr geben. Hier sei das Gesundheitssys­tem gefordert sich neu zu erfinden. Wichtig sei eine Versorgung in hoher Qualität, das müsse aber nicht die Hausarztpraxis sein, sondern könnten auch Community Health Nurses (Gemeindeschwestern) sein. Pflegefachpersonen mit Zusatzqualifikation die unter anderem präventive und beratende Aufgaben sowie ärztliche Routineaufgaben übernehmen.
Zum Ende versprach er, das Otterndorf Krankenhaus „positiv zu begleiten, ohne heute schon Versprechungen machen zu können“.