Erkältungen waren eine der Hauptursachen Foto: DAK
HANNOVER re ∙ Krankheitsbedingte Arbeitsausfälle im Job haben im Jahr 2022 in Niedersachsen ein Rekordniveau erreicht. Das hat eine aktuelle Auswertung der DAK-Gesundheit ergeben. Der Krankenstand stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Punkte auf 5,6 Prozent – und somit auf den höchsten Wert seit Beginn der Analysen vor 25 Jahren. Es waren an jedem Tag des Jahres 56 von 1.000 Beschäftigten krankgeschrieben. Das ist ein Anstieg von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Ausfälle gingen auf Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis zurück, die drastisch zunahmen (+ 207 Prozent).
2022 hatten DAK-versicherte Erwerbstätige im Durchschnitt pro Kopf rund 21 Fehltage. Das waren rund sechs Tage mehr als 2021. Hochgerechnet auf alle Erwerbstätigen in Niedersachsen ergibt sich ein Plus von rund 24 Millionen Fehltagen. „Dieser Rekord-Krankenstand ist alarmierend und sollte ein Weckruf für die Wirtschaft sein“, sagt Dirk Vennekold, Landeschef der DAK-Gesundheit in Niedersachsen. „Zwar hat die Pandemie ihren großen Schrecken verloren, weil die Zahl der schweren Verläufe deutlich abgenommen hat. Der hohe Krankenstand zeigt aber die massiven Auswirkungen auf die Arbeitswelt,“ so Vennekold.
Die meisten Fehltage verursachten Atemwegserkrankungen, wie Erkältungen und Bronchitis. Deswegen gab es 2022 der DAK-Analyse zufolge 375 Fehltage je 100 Versicherte, nach 122 im Jahr zuvor. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen kam es ebenfalls zu einem Anstieg, aber er fiel nicht so drastisch aus: Die Zahl der Ausfalltage je 100 Versicherte wegen Infektionen wie zum Beispiel Magen-Darm-Erkrankung kletterte von 52 auf 135 Tage hoch. Wegen psychischer Erkrankungen hatten je 100 Versicherte 307 Fehltage, ebenfalls ein neuer Höchststand. Eine Rekord- Zunahme gab es 2022 auch bei Krankschreibungen in Zusammenhang mit Corona: Die Zahl der dadurch verursachten Fehltage je 100 Versicherte ging von 14 im Jahr 2021 auf 134 Tage hoch.
Rückgang bei der Dunkelziffer: Der Anstieg beim Krankenstand hängt nach Ansicht der DAK-Gesundheit zum Teil auch mit der elektronischen Meldung der Krankschreibungen zusammen. Seit Anfang 2022 gehen Krankmeldungen von den Arztpraxen direkt an die Krankenkassen und müssen nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden. Durch die sogenannte eAU tauchen nun auch Krankheitsfälle in der Statistik auf, die in der Vergangenheit nicht erfasst wurden, weil die gelben Zettel bei den Versicherten liegenblieben. „Wir hatten in der Vergangenheit beim Krankenstand durchaus eine gewisse Untererfassung. Dieser Effekt dürfte jetzt deutlich reduziert sein. Durch die elektronische Krankmeldung haben wir eine wesentlich geringere Dunkelziffer und einen noch schärferen Blick auf den wirklichen Krankenstand“, sagt Dirk Vennekold.
Die Fehlzeiten in Niedersachsen sind mit denen der Beschäftigten bundesweit vergleichbar. Der Krankenstand liegt mit 5,6 Prozent nur 0,1 Punkte über dem Bundesniveau von 5, 5 Prozent.