Die Welt kommt nach Cuxhaven – auch in der Familie Aguiar wird das schöne Osterritual gelebt     Foto: jt

CUXHAVEN re ∙ In Cuxhaven leben neben über 99 Nationen etwa 1.200 Portugiesen, für die zur Osterzeit ein ganz besonderes Festgebäck, „Folar da Páscoa“ von großer Bedeutung ist. Was es damit auf sich hat, wird hier verraten.

In dem kleinen portugiesischen Café, der Pasteleria Sul der Familie Aguiar in der Poststraße, ist schon eine Woche vor Ostern alles österlich geschmückt. Weidenkätzchen in den Vasen, flauschig-gelbe Küken, die aus Porzellan-Eiern schlüpfen. Das Besondere aber ist „Folar da Páscoa“ – das spezielle Gebäck zu Ostern. Dazu muss man wissen, Ostern ist in Portugal ein hoher katholischer Feiertag, der im ganzen Land gefeiert wird. Und eine besondere Zeit für die Patenkinder, die traditionsgemäß von ihren Paten Mandeln und Eier (Lebenssymbol) oder Folar da Pascoa (Osterkuchen) geschenkt bekommen. Die Grundlage ist ein Hefeteig, der mit Eiern, Zucker und Mehl zubereitet und auch „süßes Brot“ genannt wird.

In seiner Mitte steckt eine Überraschung: ein gekochtes, bunt bemaltes Ei. Das Gebäck mit dem eingebackenen Ei in der Mitte soll Patenkindern Glück bringen. Manchmal sind auch zwei oder mehr Eier eingebacken. In süßem Teig, gewürzt mit Fenchel und Zimt, versteckt, steht das Ei für die Auferstehung Christi. Die Analogie zur Form des Kranzes ist der Dornenkranz Jesu. Die Form der Brezel, die manchmal als Verzierung obenauf sitzt geht auf die Fußfessel Jesu bei der Marterung zurück. Wir haben es also mit einem durch und durch sakralen Gebäck zu tun.

Am Sonntag vor Ostern bindet das Patenkind einen kleinen Rosmarinstrauß, der in der Kirche gesegnet wird und schenkt ihn seinen Paten. Eine Woche später, Ostern, bekommt das Patenkind im Gegenzug den Kuchen geschenkt. Ein schönes Ritual, das bis heute, auch unter den Portugiesen Cuxhavens, gelebt wird, die fern der Heimat ihre Traditionen aufrechterhalten.