Schon vor der Entscheidung versprachen sich Friedhelm Ottens (l.) und Thorsten Krüger auf gute Zusammenarbeit zu setzen, egal wer aus der Wahl als Sieger hervorgehen würde Foto: tw
LANDKREIS tw ∙ Die Entscheidung ist gefallen, und das mit einem knapperen Ergebnis als mancher erwartet hatte. Mit 89 zu 77 Stimmen konnte sich Geestlands Bürgermeister Thorsten Krüger gegen den Erstem Kreisrat Friedhelm Ottens als SPD-Kandidat für die kommende Landratswahl durchsetzen. In den gesetzten Zielen und Themen, wie etwa Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen, eine gute ärztliche Versorgung, bezahlbarer Wohnraum, Nähe zu den Menschen, vom Inhalt her sehr ähnlich, stellte sich bei beiden doch jeweils ein Schwerpunkt heraus, der auch in der folgenden Aussprache nach der Vorstellung der beiden Kandidaten zum Ausdruck kam.
Warf Krüger seinen Erfolg im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz für die Stadt Geestland in den Ring, so spielte Ottens seine Erfahrung als Erster Kreisrat und seine sozialen Kompetenzen als Trumpf aus.
„Wir brauchen einen gemeinsamen Kompass um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bestehen“
„Ich trete für einen Stil an, der Kollegialität vor Macht stellt, der Solidarität über Konkurrenz stellt, der ein Miteinander über ein Gegeneinander stellt“, betonte Ottens. Ihm sei es wichtig zuzuhören und auf Augenhöhe zu arbeiten, denn das bedeute, dass sich jeder als Teil des Teams fühle. Und nur dann fühle sich auch jeder verantwortlich für das, was er tut. „Und nur wenn wir uns verantwortlich fühlen, schaffen wir richtig etwas.“
Als Brückenbauer für das Cuxland präsentierte sich Krüger. „Wir brauchen einen gemeinsamen Kompass, um die Herausforderungen der nächsten Jahre zu bestehen“, betonte er und zeigte auf, dass das Geestland schon auf viele Zukunftsfragen eine Antwort habe. „Und das möchte ich gerne weitertragen“. So sprach er etwa das Projekt „Smart City“ an, in dem die Stadt Geestland als eine von 28 Kommunen vom Innenministerium gefördert werden, um das Leben in den Kommunen weiterzuentwickeln.
„Es geht darum, wie wir unser Leben verbessern, vereinfachen und gestalten können. Denn wir müssen aufpassen. Wenn wir heute nicht anfangen zu investieren, uns zu verändern und die Zukunft so zu gestalten, dass die jungen Leute etwas davon haben, dann spielen wir mit deren Zukunft. Das kann nicht sein.“ Dabei gelte es, nicht zurückschauen was falsch gelaufen ist, sondern den Ist-Zustand festzustellen, und mit Energie nach vorne zu schauen und es anzugreifen. „Man kann vieles wenn man es möchte“, sagte er.
„Wir haben es in Geestland geschafft, gemeinsam politisch, verwaltungsmäßig und mit den Bürgern einen Zufriedenheits- und Wohlfühlfaktor herzustellen und trotzdem Veränderungen vorzunehmen. Und wir haben stabile Finanzen, wir verbessern uns sogar noch.“ Dazu brauche es Weitsicht und Vertrauen, „dass wir das auch bewegen können und manchmal auch ein Ziel verfolgen, das im Schatten liegt und wir dafür sorgen, dass die Sonne dort wieder hinkommt.“
In der nachfolgenden Aussprache machten Jannes Schulz und Mattheus Berg von den Jusos deutlich, was den jungen Sozialdemokraten besonders am Herzen liegt: Der Klimaschutz. „Wir sind die Jugend. Wir wollen noch in 60 Jahren auf diesem Planeten leben. Und Thorsten Krüger hat das Geestland zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit gemacht. Und genau das wünschen wir uns für das ganze Cuxland“, so Schulz.
Nach diesem Plädoyer der Jugend half es am Ende auch nichts, das Peter von Spreckelsen fragte: „Brauchen wir Einzelne die Visionen haben, die das auch durchsetzen können, oder brauchen wir die intellektuellen Ressourcen, die intellektuelle Kraft von vielen, um gemeinsam diese Ziele zu erreichen? Und gleich die Antwort mitlieferte: „Ich glaube, dass wir in der historischen Situation sind, wo der Einzelne viel aber zu wenig bewirkt. Ich glaube, dass es notwendig ist, dass wir Menschen befähigen müssen, sich für ihre Interessen einzusetzen. Dazu braucht es einer intellektuellen Fähigkeit, das auch tun zu können. Auf Augenhöhe, Menschen da abzuholen, wo sie gerade stehen. Und das verkörpert meines Erachtens Friedhelm Ottens besser.“
Dieser zeigte sich am Ende als fairer Verlierer, und betonte: „Wir müssen jetzt geeint nach vorne gehen. Lasst uns das Cuxland gemeinsam rocken.“
Und Krüger versprach: Wir wollen jetzt gemeinsam die Zukunft gestalten. Wir müssen jetzt starten. Es ist eine Menge Arbeit, aber es macht Spaß und es gibt eine Zukunft im Cuxland.“
Die Kandidatenkür für die Landratswahl wurde nach dem überraschenden Beschluss von Landrat Kai-Uwe Bielefeld, vorzeitig zum Ende des Jahres seinen Hut zu nehmen, angesetzt. Wen die CDU als Kandidaten um das Amt des Landrats ins Rennen schickt oder vielleicht auch Thorsten Krüger mit unterstützt, ist noch ungewiss.
Die Wahl des neuen Landrats findet zeitgleich mit der Wahl zum Niedersächsischen Landtag am 9. Oktober statt.