Friedhöfe und ihre Grabsteine machen Kultur lebendig – und der alte Ochsenturm ist mittendrin Foto: jt
IMSUM jt ∙ Der Friedhof am Fuße des Ochsenturms mit seinen etwa 150 Gräbern, wo der Wind, der vom Deich hinüberweht, Grabstätten und Turm sanft miteinander verbindet, ist ein Ort, wo sich der Gedanke aushalten lässt, dass wir nicht ewig leben. Wir stellen ihn unseren Lesern vor.
Friedhöfe machen die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens bewusst und sind viel mehr als ein Ort der Trauer. Sie stehen sinnbildlich für das Leben und sind als Kulturräume wertzuschätzen. Schlendert man durch die Grabreihen, erfährt man bei der Betrachtung der letzten Ruhestätten auch ein Stück Geschichte über den jeweiligen Ort und die Menschen, die dort lebten.
Wer auf dem Friedhof am Ochsenturm innehält, dem erschließen sich Geschichten, die weit zurückgehen. Liebste Menschen liegen hier begraben. Für Imsumer ist der Friedhofsbesuch meist mit der eigenen Familien- und Lebensgeschichte verbunden. Uralte Grabsteine sind über den ganzen Friedhof verteilt, die ältesten von ihnen sind im Ochsenturm verwahrt.
Der unter Denkmalschutz stehende Friedhof, auf dem nach wie vor Beerdigungen stattfinden, ist direkt am Standort der ehemaligen Kirche um den Ochsenturm herum gelegen. Er wird teilweise von der Kirchengemeinde, der auch der Ochsenturm gehört, kommunal verwaltet. Auf dem Areal und im Untergeschoss des Ochsenturms gibt es mehrere historische Grabplatten und -steine zu entdecken. Unter anderem für Pastor Christian Wölbers (Wolberti), amt. 1552-1588. Die Grabplatte schmückt ein Relief des Verstorbenen im Talar.
Der Ochsenturm ist der Kirchturm der Bartholomäuskirche. Er steht idyllisch abseits, umgeben vom stillen Friedhof, auf einer Warft in den Wiesen hinter dem Deich. Errichtet im Jahr 1218 als rechteckiger Feldsteinbau zwischen Dingen, Weddewarden und Lebstedt (in einer Flut in der Weser untergegangen), wurde die Kirche im Jahr 1895 abgerissen. Der Kirchturm blieb erhalten, wobei das Dach entfernt wurde. Er diente zunächst als Seezeichen. Später wurde er als Aussichtsturm mit einer Besucherplattform hergerichtet.
Um den Turm, der 1413 errichtet wurde, rankt sich die Sage von den beiden Ochsen, die den richtigen Platz für den Bau der Kirche bestimmen sollten. Sie wurden zusammengebunden und trotteten mit dem Auftrag los, sich dort niederzulegen, wo heute nur noch der Turm steht und die Zeit stehengeblieben scheint.
Die Kirche war den Heiligen Bartholomäus und Thomas geweiht. Sie zählte neben Dorum und Wremen zu den drei Hauptkirchen des Landes Wursten. Schriftlich ist erstmals 1312 ein Geistlicher des Kirchspiels belegt: In der Zeugenliste einer Urkunde sind mehrere ecclessiarum rectoribus (Pfarrern), unter ihnen ein Theodericus de Ymessen.
Um die Betreuung des Friedhofs kümmert sich seit zwei Jahren ehrenamtlich Gabriele Young, die in Imsum aufgewachsen ist. Sie habe unheimlich gerne mit Menschen zu tun und es erfülle sie sehr, ihnen in schweren Tagen zur Seite zu stehen. Den Friedhof kennt sie von Kindesbeinen an. „Es ist gar nicht so einfach, so einen verwinkelten Friedhof zu erhalten“, sagt sie.