Der Literaturwissenschaftler Florian Rogge ist begeistert von seinem neuen Arbeitsplatz im Joachim-Ringelnatz-Museum Fotos: tw
CUXHAVEN tw ∙ Jeden Morgen, wenn Florian Rogge das Ringelnatz Museum betritt und auf seinen ersten Rundgang geht, die Vitrinen abstaubt und schaut, dass das Museum in einem vorzeigbaren Zustand ist, ist er froh hier seit Anfang des Jahres sein neues berufliches Zuhause gefunden zu haben. „Ich komme glücklich und ich gehe noch glücklicher nach Hause“, sagt er begeistert über seine neue Arbeitsstelle.
Zum 1. Januar hat der Literaturwissenschaftler die Nachfolge von Museums-Mitarbeiterin Birte Preuß angetreten Mit einem vielfältigen Aufgabengebiet. Neben der Inventarisierung und wissenschaftlichen Arbeit sorgt er dafür, dass der Alltagsbetrieb im Museum und Museumsshop rund läuft, plant Sonderausstellungen und Veranstaltungen, koordiniert die Mitarbeit der Ehrenamtlichen kommuniziert mit den Besuchern. „Kurzum, er ist für alles zuständig“, so Museumsleiterin Erika Fischer. Sie ist begeistert, „dass wir einen jungen Mann gefunden haben, der über so ein profundes literarisches Wissen verfügt und schon so viel über Ringelnatz weiß.“ Und sie ist überzeugt: „Das wird eine konstruktive Zusammenarbeit.“
Florian Rogge hat Literaturwissenschaft und Politik studiert. Ursprünglich aus dem Emsland kommend hat ihn sein Studium an die verschiedensten Orte verschlagen – unter anderem nach Hannover, Südkorea und Frankreich. Vor zehn Jahren hat er in Tübingen seinen Master gemacht. Danach schlossen sich ein Volontariat in einem Belletristik-Verlag sowie die Mitarbeit an einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt an. Dieses Jahr schließt er auch seine Doktorarbeit zum Thema Exilliteratur ab. Vor zwei, drei Jahren zog es ihn dann wieder zurück in den Norden nach Bremerhaven. Hier wurde er auf das Joachim Ringelnatz Museum in Cuxhaven aufmerksam, lernte es zuerst als Besucher und dann als ehrenamtlicher Mitarbeiter kennen.
In dieser Zeit bearbeitete er auch das persönliche Gästebuch Ringelnatz‘, entzifferte die zum Teil in Sütterlin geschriebenen Einträge, schaute welche Netzwerke Ringelnatz hatte. „Das hat mir viel Freude gemacht“, erzählt er mit strahlendem Lächeln.
Ein Gefühl, dass sich in pures Glück steigerte, als er das Angebot bekam, im Januar die Nachfolge von Birte Preuß zu übernehmen. „Ich hatte gar nicht zu hoffen gewagt, hier zu arbeiten. Das fühlt sich für mich an, wie ein Sechser im Lotto.“ Denn es sei keine Selbstverständlichkeit einen Arbeitsplatz zu finden, der so nah an der eigenen Ausbildung und den eigenen Interessen liege, erklärt er.
Florian Rogge bei der Inventarisierung: Eine wichtig Aufgabe, um zu wissen, was dem Museum gehört und wo es zu finden ist. So wird jedes Objekt verschlagwortet, das heißt Stichworten zugeordnet, die deren Inhalt beschreiben, um sie in einer Liste zu erfassen und damit besser zugänglich zu machen. Dazu gehören unter anderem Titel, Provenienz, in wessen Besitz es vorher war, ob eine Schenkung oder gekauft, der Zustand, aber auch – etwa bei einem Buch – das Fotografieren einer Widmung oder Zeichnung
Schon während seines Studiums kam der 35-Jährige immer wieder mit Ringelnatz‘ Werk in Kontakt, vor allem während seiner Masterarbeit, die sich mit satirischen Schriftstellern der Weimarer Republik und den Kontroversen, die sei auslösten beschäftigen. „Im Rückblick ist das alles sehr stimmig, sehr organisch gewachsen, auch wenn es gar nicht so geplant war“, sagt er.
Auf die Frage, was ihn am Ringelnatz Museum und seiner Arbeit besonders fasziniert, ist Florian Rogges Antwort kurz: „Vieles“. Um dann doch auf ein paar besondere Aspekte einzugehen. Da sind zum einen die Gemälde Ringelnatz‘. „So nah an die Bilder ranzukommen, die Farbschichten zu entdecken, die sich überlagern, die Pinselstriche zu sehen. Ich freue mich jeden Tag darüber, sie anschauen zu können.“ Mit Freude geht er auch an die Inventarisierung etwa von Schenkungen. Durch Erstausgaben, Briefe, Handschriften, bekomme er das Gefühl, Ringelnatz ganz nahe zu kommen. Und dabei Sachen zu entdecken, die noch nicht so bekannt seien, sei ein wunderbares Gefühl.
„Und seitdem ich hier arbeite, ist mir bewusst geworden, wie schön es ist, mit Besuchern in Kontakt zu kommen“, fügt er hinzu, „mitzubekommen, wie wohl sie sich fühlen, neues entdecken und bereichert das Museum verlassen. Da macht es noch mehr Freude hier zu arbeiten“, erzählt er voll Begeisterung. Und zählt noch eine Beobachtung auf: den Vorzug eines kleines Museums, das mit viel Liebe und Begeisterung gestaltet wurde und wird. „Die Leute nehmen sich Zeit.“ Der verspielte und trotzdem ernsthafte Umgang mit Ringelnatz nehme immer den Blick des Besuchers ein. „Das sagt mir persönlich sehr zu.“ Und eines will er auf keinen Fall vergessen. Die Ehrenamtlichen. Bisher kannte er nur die Perspektive des Ehrenamtlers. Jetzt, von der anderen Seite, wird ihm erst so richtig bewusst, mit welcher Leidenschaft sie sich für das Museum einsetzen. „Auch sie haben dafür gesorgt, dass ich mich gleich vom ersten Tag an willkommen gefühlt habe.“