Claus Seebeck, MdL, Robin Kleinschmidt von Turneo, Torsten Wüstenberg von EWE und Dr. Dirk Timmermann von der MIT (v.l.) sprachen über die Zukunft der Energiegewinnung im Norden Foto: sh
CUXHAVEN sh ∙ Die Zukunft ist grün. Jedenfalls was die Energiegewinnung in Deutschland und speziell im Norden angeht. Zu dem Schluss – und vielleicht auch Versprechen – kamen die Vortragenden Robin Kleinschmidt, Projektleiter der Firma Turneo, und Torsten Wüstenberg, dem Leiter der EWE-Netzregion Cuxhaven/Delmenhorst beim Themenabend der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Cuxhaven.
Den Abend eröffnete der Kreisvorsitzende der MIT Dr. Dirk Timmermann mit einer Warnung. „Wenn wie zuletzt beim geplanten Heizungsgesetz immer kleinteiliger in das Leben des Einzelnen eingegriffen wird und die Pläne sehr ideologisch gefärbt sind, entsteht eine große Verunsicherung in der Bevölkerung.“ Zumal, wenn eine Kommunikation zwischen Bevölkerung und Politik scheitere oder nicht vorhanden sei. Auch der Landtagsabgeordnete Claus Seebeck warnte davor, den Klimawandel ideologisch zu behandeln. Es sei, so der Abgeordnete, „ja wohl mittlerweile jedem klar, dass der Klimawandel und die Energiewende nur durch Sachlösungen zu schaffen sei.“
Bei der Suche nach Lösungen spiele der Norden eine immer gewichtigere Rolle. Die Windenergie spiele jetzt schon eine entscheidende Rolle, die Solarenergie werde – auch kleinteilig – bei privaten Haushalten eine immer wichtigere Rolle übernehmen und der grüne Wasserstoff fände mit ausreichend Wasser, Lagerungsmöglichkeiten in Kavernen sowie einer guten Infrastruktur beste Voraussetzungen. Zumal in den kommenden Jahren eine kommunale Wärmeplanung für die notwendige Investitions-Sicherheit bei privaten Haushalten als auch für die Wirtschaft gelte.
Voraussetzung sei, so die beiden Experten, eine Technologieoffenheit die nichts ausgrenze. So sollten Windenergie, Solarenergie und Wasserstoff genauso behandelt werden wie Blockheizwerke und Biogasanlagen.
Um zu wissen, worüber bei dem Hype „Wasserstoff“ überhaupt diskutiert wird, erläuterte Robin Kleinschmidt die Elektrolyseanlage, die sich im Cuxhavener Hafen im Aufbau befindet. Damit soll der Wasserstoff gewonnen werden, der für ein wasserstoffbetriebenes Versorgungsschiff für die Ölbohrplattform Mittelplate benötigt wird. Darüber hinaus sollen künftig Lkw und Busse mit grünem Wasserstoff dort betankt werden. Die Nachfrage nach Wasserstoff in der Region sei groß, so Kleinschmidt. Damit lohne es sich, diese Technologie weiterzuentwickeln.
Fundierte Sachargumente für den Norddeutschen Standort in allen Fragen der Energiewende führte auch Torsten Wüstenberg an. Und begann mit einer überraschenden Aussage.
Cuxhaven als Vorreiter
In Cuxhaven würde bereits genug regenerative Energie erzeugt, um die Stadt damit vollständig zu versorgen. Man sei hier technisch gesehen Vorreiter-Stadt. Einschränkend fügte er an, dass zur Sicherheit die regenerative Energiegewinnung noch um den Faktor vier gesteigert werden müsse. Da auch die EWE über ausreichend eigene Kavernen verfügen würde, sehe er für die Entwicklung der Energiespeicherung gute Bedingungen. Allerdings stände EWE vor großen Herausforderungen.
Gerade angesichts der zunehmenden Dezentralisierung auf der Erzeugerseite, auch durch private Haushalte, würden in Zukunft intelligente Netze gebraucht. Bis 2030 werde sich die Zahl der Anlagen vervierfachen. Ein logistisches Problem, dass er aber für lösbar hält.