Rund 4.000 Menschen versammelten sich auf dem Ritzebütteler Marktplatz Foto: tw
CUXHAVEN tw ∙ Das ist die größte Kundgebung, die es je in Cuxhaven gab.“ Organisationsleiter Gunnar Wegener zeigte sich angesichts von rund 4.000 Menschen aus Cuxhaven und der Region, die an der Kundgebung „Gegen Rechtsextremismus – für Demokratie, Respekt und Menschenwürde“ teilnahmen, begeistert. „Danke, dass Sie da sind“, sagte er am letzten Samstag mit Blick über den Rizebütteler Marktplatz.
Mit Plakaten wie „Zukunft mit Freiheit, Respekt, Toleranz, Nächstenliebe“, „Wer schweigt stimmt zu“ oder „Der Unterschied zwischen 1933 und 2024 bist du“ machten die Anwesenden ihre Meinung deutlich.
„Das ist heute ein starkes Zeichen“, sagte Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens angesichts der Menschenmenge. Mit einer deutlichen Botschaft: „Das ist unser Land. In diesem Land ist kein Platz für Faschismus und Menschenfeindlichkeit.“ In ihrer Rede kam sie auch auf ihre Erfahrungen mit der AfD im Landtag zu sprechen, die sie, ebenso wie ihre Landtagskollegen Oliver Ebken, Oliver Lottke (beide SPD) und Claus Seebeck (CDU) als eine Partei erlebe, die nur ein Thema kennen würde: Migration und Überfremdung. Egal worüber gesprochen und diskutiert werde, am Ende trage für die AfDler, „der Fremde die Schuld für alles, was nicht gut läuft“.
Für sie heißt die Antwort darauf, aufzustehen gegen alle Demokratieverächter. Und das nicht nur auf Kundgebungen. „Wir müssen im Privaten dagegenhalten, wenn menschenfeindliche Parolen geäußert werden. Unsere Werte, unsere Demokratie gilt es jeden Tag zu leben.“
Und es gelte aufzupassen, zeigte der Altenwalder Pastor Achim Wolf in seiner Rede auf. „Es gibt sie, die Wölfe unter uns, wie in dem Märchen von den sieben Geißlein, die Kreide fressen mit dem Ziel Hass und Hetze zu verbreiten. Das ist ein Irrweg. Heute zeigen wir ihnen auch hier in Cuxhaven, dass sie damit falsch liegen.“
Seine Kirche sei ein Teil einer vielgestaltigen Gemeinschaft von Menschen aus vielen Ländern, die in Cuxhaven und der Region lebten. „Da ist kein Platz für Antisemitismus, für Islamfeindlichkeit, Homophobie oder Ausgrenzung von Lebensentwürfen.“
„Als Hafenstadt ist Weltoffenheit Teil unserer Genetik“ betonte Arne Ehlers, stellvertretender Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven. Der Kapitän und Geschäftsführer einer Reederei, machte in seiner Rede deutlich, dass Schifffahrt, Hafen und Handel von weltweiten Verbindungen und interkultureller Kompetenz leben. Und das schon seit langen Zeiten, wie er anhand eines Bildes aus dem Jahr 1860 mit dem Titel „Das Leben in Cuxhaven“ deutlich machte. Einem Bild auf dem ein Cuxhavener Junge drei Matrosen zuhört, einer mit Seemannshut, einer offensichtlich Schotte, der dritte ein dunkelhäutiger Seemann. Zudem erinnerte er sich an seinen Großvater, der 1909 zur See ging – mit elf Nationen an Bord und jeder bekam die gleiche Heuer. Und er machte deutlich, dass sich die Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven „ausdrücklich gegen jede Form von Extremismus ausspricht, ob von rechts oder links, Nord oder Süd, religiös oder wie auch immer geartet“.
Helle Vanini, die als gebürtige Dänin der Liebe wegen nach Cuxhaven gekommen und damit selbst Migrantin ist, machte deutlich, „dass es keine Migranten erster, zweiter oder dritter Klasse gibt“. Als Geschäftsführerin des Paritätischen Cuxhaven weiß sie um die Ängste von Migranten aber auch von Eltern behinderter Kinder. Deswegen begrüßte sie die vielen Teilnehmer der Kundgebung, die eine Schutzkette bilden würden, „für unser Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde oder Familie. Als Deutsche, als Europäer, einfach als Mensch“.
Den Wert der Demokratie stellte Altenbruchs Ortsbürgermeister Christoph Frauenpreiß in den Mittelpunkt seiner Rede. „Demokratie ist das Fundament unserer Gesellschaft“, betonte er und fügte hinzu, dass Respekt ein weiterer wichtiger Wert sei, der oft vernachlässigt werde. „Wir müssen uns gegenseitig respektieren und uns bemühen, einander besser zu verstehen. Nur so können wir eine Gesellschaft schaffen, in der jeder Mensch willkommen ist.“ Am 9. Juni könne jeder bei der Europawahl ein klares Zeichen für die Demokratie setzen. „Jede Stimme für eine demokratische Partei ist wichtig und stärkt die europäische Idee von Frieden, Freiheit und Wohlstand.“
Oberbürgermeister Uwe Santjer zeigte, was es heißt, als Mensch durchs Leben zu gehen und füreinander da zu sein. Er erinnerte an die Cuxhavener Thesen für ein gutes Miteinander, die sich die Stadt schon 2019 gegeben hat und an die große Hilfsbereitschaft der Cuxhavener, sei es bei der Flüchtlingskrise 2015 in Altenwalde, bei der Unterstützung der Tafel während der Pandemie, oder ganz aktuell als die Feuerwehren und Hilfsorganisationen woanders beim Hochwasser geholfen hätten. „Viele von euch sind ehrenamtlich aber auch einfach nur als Freunde für Kinder, für Kranke, für Ältere, für Menschen, die eine neue Heimat suchen, für Neubürger da. Und dabei achtet ihr nicht darauf, wo euer Gegenüber herkommt, welche Hautfarbe er hat, an welchen Gott er glaubt, welche Sprache er spricht, ob er Reich oder Arm ist, einsam oder in einer Großfamilie lebt.“
Reden, die von den Anwesenden mit viel Beifall aufgenommen wurden, ebenso wie die musikalische Untermalung durch das Duo „Ebbe & Flut“, die mit Liedern wie „Über den Wolken“, „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ oder „Freiheit“ die Stimmung des Tages wiedergaben.
Neben der vom „Cuxhavener Bündnis für Respekt und Menschenwürde“ veranstalteten Kundgebung in Cuxhaven, gab es am Wochenende unter anderem auch in Otterndorf, Beverstedt und Bremerhaven Kundgebungen unter dem Motto „Aufstehen gegen Rechtsextremismus, für Demokratie, Respekt und Menschenwürde“.