Das Rollnetzverbot findet bei den Fischern genauso wenig Akzeptanz wie bei der Politik mit Claus Seebeck (l.), Enak Ferlemann (3.v.l.) sowie David McAllister (5.v.r.) und der Wirtschaft    Foto: sh

DORUM sh ∙ Großes Ungemach für die hiesigen Krabbenfischer zeigt sich in den neusten Plänen der EU. Die EU-Kommission hat im vergangenen Monat ihren „EU-Aktionsplan: Schutz und Wiederherstellung der Meeres­ökosysteme für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“ vorgestellt. Für die hiesige Fischerei werden damit schlimmste Befürchtungen wahr. In ihren Plänen sieht die EU-Kommission vor, alle Naturschutzgebiete, Nationalparke, Natura 2000-Gebiete usw. auf dem Meer für aktiv bewegte, grundberührende Fanggeräte zu verbieten. Dazu gehört auch die traditionelle Krabbenfischerei in den Nationalparken der Nordsee. Deren Auswirkung auf den Meeresboden ist wissenschaftlich nachgewiesen tatsächlich kaum messbar und bedeutet keinen Schaden für das Ökosystem. Die Verbote sollen bis zum Jahr 2030 vollzogen werden. Im Bereich der Natura2000-Gebiete im Niedersächsischen Wattenmeer soll noch früher Schluss sein. Bereits zum 1. April 2024 ist aktuell in den Plänen der EU vorgesehen, die Nutzung von Grundschleppnetzen hier zu verbieten.

In einem Gespräch mit betroffenen Krabbenfischern aus Dorum traten die im Cuxland beheimateten Abgeordneten Claus Seebeck MdL, Enak Ferlemann MdB und David McAllister MdEP geschlossen im Sinne der betroffenen Fischer und den in der Fischwirtschaft Tätigen zum Thema Rollnetzverbot in deutschen Fangebieten auf. Es wurde die Wucht deutlich, mit der dieser EU-Aktionsplan die hiesigen Fischer treffen würde. Für Deutschlandweit 160 Familienbetriebe in der Krabbenfischerei an der Nordseeküste bedeutet es das kurzfristige und endgültige Aus. Und dass alles trotz erheblicher Erholung der Krabbenbestände im EU- und Wattenmeer dank vieler Betriebe mit MSC zertifizierter Nachhaltigkeit ihrer Fischerei. Durch das Thünen-Institut wurde zudem wissenschaftlich nachgewiesen, dass durch das Rollnetzverfahren der deutschen Fischer in der Nordsee im Gegensatz zu außereuropäischen Varianten kein nachhaltiger Schaden am Meeresboden entsteht. Ein wirtschaftlich nicht zu vertretender Schaden und der Verlust kulturellen Erbes würde das Cuxland treffen. Auch die Auswirkungen auf den in der Wurster Nordseeküste und im gesamten Landkreis Cuxhaven stark prägenden Tourismus werden immens sein. Die gesamte Wertschöpfungskette steht vor grundlegenden Einschnitten.

Claus Seebeck hat dazu eine deutliche Meinung. „Anstatt diese Erfolge, die gemeinsam mit der Fischerei erreicht wurden, weiter auszubauen, zieht man jetzt einer Branche, die auch Opfer für diesen Erfolg gebracht hat, den Boden unter den Füßen weg.“ Enak Ferlemann wird ebenfalls deutlich: „Kein Fischer zerstört vorsätzlich und bewusst seine Lebensgrundlage. Die betreffende Passage aus dem Aktionsplan muss komplett gestrichen werden.“ Man dürfe vermuten, so David McAllister dass hier Kommissionsmitarbeiter am Werke gewesen seien, die „lebensfremd und tatsachenfremd“ zugange gewesen seien. Er wird sich, so sein Versprechen an die Küs­tenfischer, dafür einsetzen, dass der betreffende Passus nicht im Aktionsplan bleibe.

Im krassen Widerspruch zu den Aufgaben der EU, die die wirtschaftliche Entwicklung und den Schutz der Mitgliedsländer in ihrer Verfassung garantiert, ist dieser Aktionsplan allemal. Denn es gäbe auch Gewinner einer solchen EU-Politik. Die Grundschleppnetzfischerei in Drittländern außerhalb der EU würde durch Einfuhren in die von der EU-Flotte hinterlassene Lücke stoßen, ohne von den Verboten betroffen zu sein. Schon jetzt protestieren die Fischer vehement gegen den Aktionsplan. Schwarze Kreuze auf den Kuttern und in den Dörfern symbolisieren seit dem 21. Februar den Todestag der deutschen Küstenfischerei. An dem Tag wurde der Aktionsplan von der EU vorgestellt.