Lieblingsort: Christian Berg in der Grimmershörnbucht Foto: jt
CUXHAVEN ∙ „Ich habe meine Wurzeln hier und meine Flossen“, sagte Christian Berg in einem Interview mit mir anlässlich der Premiere „Von´n Fischer un sien Fro“ im Jahr 2019 in Cuxhaven. Das von Christian Berg geschriebene und inszenierte Stück mit der Döser Speeldeel zeigte die Vielfältigkeit des „Kinder-Musical-Königs“, wie er liebevoll genannt wurde.
Obwohl Berg am 12. Mai 1966 in Bad Oeynhausen geboren war, fühlte sich der Nordrhein-Westfale von klein auf als Nordlicht. Er liebte Cuxhaven und war geradezu „Schock-verliebt“ in die Menschen der „Döser Speeldeel“ während der Proben für das Stück in seinem Wohnort Cuxhaven. Genauso begeisterte ihn das Plattdeutsch. „Es ist die Sprache meiner Kindheit, die Sprache meiner Wurzeln, Großeltern, Menschen am Hafen. Die Sprache der Heimat“, sagte er. „Heimat ist ja nicht nur der Wohnort. Es ist auch ein Gefühl.“
Wie gerne hat er seine kleine persönliche Cuxhaven-Fahne gehisst. Zum Beispiel mit dem Musical um die gebürtige Padingbüttelerin Tjede Peckes, die als Jeanne d’Arc des Elbe-Weser-Dreiecks gilt. 2010 wurde es „live“ im Schlossgarten aufgeführt. Die Musik komponierte Konstantin Wecker und der damals 81-jährige Pierre Brice spielte eine Gastrolle im „Traum vom Leben.“ Gerne hätte Christian Berg jedes Jahr ein Schlossgarten-Musical inszeniert, doch das scheiterte an den Kosten.
Die meisten sehr beachteten Premieren seiner Familien-Musicals fanden allerdings in Hamburg statt. Seine über 30 Musicals sind etwas anderes, eben Kult-Musicals. Man muss sie gar nicht alle aufzählen, jeder wird sein persönliches Lieblingsstück in Erinnerung haben – Christian Berg wird mit jeder Aufführung weiter bei uns sein. Auf die Frage, wo er all die Ideen herhabe, antwortete er dem Reporter. „Ich bin ein sehr visueller Mensch. Man muss sich das so vorstellen, dass mein Kopf ein riesengroßer Kessel ist, in dem Millionen von Puzzleteilen herumfliegen. Und ich habe Ideen für zehn Leben und wollte davon mindestens fünf Prozent umsetzen.“
Umgesetzt hat Christian Berg viele seiner Ideen auch in seinen Kinderbüchern, die in 17 Sprachen übersetzt wurden. Er hat Kinder immer ernst genommen und ermutigt, sich gegen Ungerechtigkeiten aufzulehnen.
„Wenn ihr merkt, dass irgendwo was nicht in Ordnung ist und euer Bauch sagt: Halt, hier stimmt etwas nicht, dann sucht euch einen Erwachsenen, dem ihr das erzählt. Wenn er euch nicht zuhört, dann schreit es in die Welt hinaus. Denn Kinder sind genauso wichtig und genauso viel wert, wie jeder Erwachsene.“ Der Motor seines Lebens war: Kinder zu mutigen Menschen zu machen, zum Lesen und zum Träumen zu bringen.
Viel zu früh ist der „Motor“ von Christian Berg am 17. Januar ausgegangen. Mit 55 Jahren schloss er seine Augen für immer. Doch in seinen unzähligen Werken bleibt er der Nachwelt erhalten. An seinem Lieblingsplatz, der Grimmershörnbucht, fragte ich ihn mal, als welche Märchenfigur er sich vorstellen könne, wiedergeboren zu werden. „Ich möchte ganz gerne als Ich wiedergeboren werden und dann da weitermachen, wo ich aufgehört habe.“
Joachim Tonn