Der Künstler Florian Lechner mit seinen Werken im Museum gegenstandsfreier Kunst Foto: MgK
OTTERNDORF re ∙ Was ist Realität – was ist Wahrnehmung? Wie nehmen wir wahr und was bedeutet das für uns? Mit diesen Fragen spielt der Künstler Florian Lechner in seiner Ausstellung im Museum gegenstandsfreier Kunst (MgK) in Otterndorf, die vom 14. April bis 16. Juni zu sehen ist.
Bereits am heutigen Samstag, 13. April, lädt das MgK um 19 Uhr zur Ausstellungseröffnung mit einer Einführung von Wilko Austermann ein. Am Sonntag, 14. April, besteht um 11 Uhr die Gelegenheit zum Künstlergespräch.
Ästhetischer Erfahrungsraum
Florian Lechner nutzt in seiner ersten musealen Einzelausstellung „Rauschen“ die Räume des Museums gegenstandsfreier Kunst zur bildhauerischen Befragung von Konventionen und dessen, was wir als unsere Realität benennen. Er setzt das Museum als architektonisches Material und mediales Format in Bezug zu den Menschen als wahrnehmende Subjekte. Damit schafft er einen ästhetischen Erfahrungsraum und eröffnet Zugänge in Grenzbereiche und Zwischenräume. Optisches wird in der Ausstellung zu Akustischem, Besucherinnen und Besucher werden Teil der Ausstellung. Ein besonderes Werk in Lechners Ausstellung sind 3D-gedruckte digitale Körper, die sich durch spiegelnde Chromflächen regelrecht aufladen. Gegenständliches kippt ins Abstrakte – oder umgekehrt?
Wenn räumliche, materielle Qualitäten optisch im schwarzen Nichts verschwinden, um an anderer Stelle als akustische Umformung und visuelle Umstülpungen wieder erfahrbar zu werden, konfrontiert uns Lechner unmittelbar mit uns selbst und dem, wie wir der Welt begegnen.
Florian Lechner, geboren 1981 in Burghausen, hat an der Akademie der bildenden Künste in München Bildhauerei bei Hermann Pitz und Hans Op de Beeck studiert und lebt in München. Sein breites Spektrum an Arbeiten umfasst flächige Werke, Skulpturen sowie Rauminstallationen. In seinem Schaffen erkundet er sowohl den Raum selbst als auch die Charakteristika von Plastik und Skulptur. Lechner nutzt verschiedene Techniken, um seine künstlerischen Ideen zu realisieren. Er kreiert virtuelle Figuren und Bildräume mithilfe von Computertechnologie. Das Schichten von Materialien auf Scannern generiert neue Formen. Das Ausgangsmaterial wird gedruckt, geschnitten, collagiert und verdichtet, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Das Besondere an Lechners Werken ist, dass sie nur im Augenblick ihrer Wahrnehmung durch den Betrachter existieren. Sie lösen sich von ihrer rein physischen Manifestation und überschreiten die herkömmlichen Grenzen von Bild und Skulptur. Seine Inszenierungen verkörpern eine Art barocke Exzessivität und Komplexität, die den Raum als virtuelle Plastik neu definiert.
Florian Lechners Werke sind in den Sammlungen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, des Museums Buggenhagen und der Collection Born vertreten. Er wurde mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet und erhielt zudem den Förderpreis der Heitland-Stiftung in Celle.
Kuckucksei
Im „Kuckucksei“ in der Ausstellung sind Werke von Rozbeh Asmani zu sehen. Der 1983 in Shiraz, Iran geborene Künstler hat an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studiert, lebt und arbeitet in Greifswald und Köln. Asmani beleuchtet in seinen Colourmarks die vielschichtige Verwendung von Farben sowie die verknüpfte Thematik von Farbphänomenen, Machtdynamiken und Identitätsbildung. Seit 2020 ist er Professor für Neue Medien und angewandte Grafik im Bezugsfeld Bildender Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald.