Florian Rogge erzählte beim Pressegespräch mit dem EWK von einer spannenden Spurensuche Foto: tw
CUXHAVEN tw ∙ Am Anfang weiß man oft gar nicht, was am Ende rauskommt. So ging es Museumsleiterin Erika Fischer und ihrem Mitarbeiter Florian Rogge auch bei den Vorbereitungen zur aktuellen Sonderausstellung „Wald und See hab ich zu danken – Ringelnatz und Freunde in Cuxhaven“ im Ringelnatz-Museum, die auf so große Resonanz stieß, dass sie bis zum 28. Februar verlängert wurde. Das Besondere an dieser Ausstellung ist, dass nicht Ringelnatz selbst, sondern seine Beziehungen zu den Menschen in Cuxhaven im Mittelpunkt stehen.
Ausgehend von Ringelnatz‘ 1928 erschienener Autobiografie „Als Mariner im Krieg“, in der er nicht nur einige Marinekameraden, sondern auch mehrere Familien aus Cuxhaven und dem Umland mit ihren richtigen Namen nannte, ging es auf eine Spurensuche, die erstaunliches und zum Teil neues ans Tageslicht beförderte. „Das war zum Teil wie ein Puzzlespiel“, so Rogge.
Entstanden ist dabei eine Ausstellung, die den Besucher in die Geschichte Cuxhavener Familien entführt. „Bei den Recherchen sind wir auf ganz besondere Familien gestoßen“, so Florian Rogge, wie etwa die Familien Prüter, Rohde, Strohsahl, und Thalmann. „Dabei hat eine Spur immer weitere Fährten ergeben.“ Wobei nicht nur die Spurensuche in Archiven, sondern auch Nachfahren der einzelnen Familien behilflich waren, die unter anderem Fotos zur Verfügung stellten.
„So standen eines Tages auch zwei Herren vor der Tür“, erinnert sich Rogge. Aus Hamburg kommend hatten sie eine Postkarte ihres Vorfahrens Hans-Eberhardt Bahre bei sich. Dem Hamburger Maler war Ringelnatz im Cuxhavener Gasthaus „Zur Sonne“ wieder begegnete.
Und die Spurensuche brachte auch bisher nicht Bekanntes zu Tage. So war ein Gedicht, das mit der Zeile „Lasst mich jetzt mit der Truhe in Ruhe“ zwar bekannt, aber nicht warum es entstand und welcher Sinn sich dahinter verbarg. „Vier ganz verschiedene Quelle haben dabei alles zusammengeführt und ans Tageslicht gebracht“, so Rogge. „Zum ersten Mal konnten wir das Gedicht in einen richtigen Zusammenhang stellen.“
Eine Rolle spielen dabei eine Postkarte mit dem Gedicht, die 1958 ihren Weg zur „Cuxhavener Presse“ fand, verbunden mit der Frage „Wo ist ‚Ringels‘ Truhe?“, einem darauffolgenden Briefwechsel mit Ringelnatz Frau Muschelkalk und einem Foto, dass die im Gedicht behandelte Truhe zeigt. Was die Cuxhavener Familien Thalmann und Prüter damit zu haben und in welcher Beziehung sie zu Ringelnatz standen, erfahren die Besucher in der Ausstellung.
Zudem sind auch Weggefährten zu entdecken, die Ringelnatz nur mit Spitznamen erwähnte wie etwa „Leutnant Bobby“ oder seine damalige Freundin, der er – wie nur wenigen weiteren Personen in seiner Autobiografie – ein Pseudonym gab: den Namen Annemarie Schmied. Wer sich dahinter verbirgt, ist natürlich auch in der Sonderausstellung zu entdecken, die bis zum 28. Februar dienstags bis sonntags von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr zu sehen ist.