Was Nützliches und was für die Seele – Schokolade gehört immer dazu Foto: Tiemann
WINGST jt ∙ „Eine 86-jährige Frau aus Cadenberge hatte elf Pullover, 21 Paar Socken, zehn Paar Handschuhe, acht Schals und sieben Mützen in einem Jahr gestrickt. Es ist das dritte Mal in Folge, dass sie uns bei ‚Weihnachten im Schuhkarton‘ unterstützt“, freute sich die Wingsterin Anke Tiemann, die schon seit 2009 als Annahmestelle dabei ist. Die von vielen lieben Menschen gepackten Pakete gehen an Kinder in Kroatien, Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Republik Moldau, Nordmazedonien, Polen, Montenegro, Lettland, Litauen und Weißrussland. „In vielen Teilen Osteuropas leben die Kinder oft in für uns unvorstellbaren Umständen, da es ihnen fast an allem fehlt: ausreichend Nahrung, fließend Wasser, Strom, ein warmes Zuhause, eine Zukunftsperspektive. Da soll ihnen das Paket ein Stück Hoffnung geben“, sagt Anke Tiemann.
Anke Tiemann wurde seinerzeit durch einen Flyer im Weltladen in Stade auf die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ aufmerksam und fühlte sich sofort davon angesprochen. „Ich habe spontan zwei Päckchen gepackt und dachte mir, dass wir auch in unserer Region so eine Annahmestelle bräuchten. 2009 konnten erstmals 56 Schuhkartons aus der Wingst auf die Reise über Berlin nach Osteuropa gehen. Bis 2019 gab es eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Sammelstelle von Lydia Brümmer in Hemmoor. Vor drei Jahren sind Birgit Rohde und Karin Lafrenz als tolle Unterstützung dazugekommen. Zusammen konnten die drei Damen in diesem Jahr 459 liebevoll und sorgfältig zusammen gestellte Päckchen (in 46 Versandkartons) an eine Spedition übergeben, die diese zum Sammellager nach Filderstadt brachte. Von dort geht es dann weiter in die elf Empfängerländer nach Osteuropa. 2020 wurden in den deutschsprachigen Ländern 361.764 Schuhkartons gesammelt; das größte Empfängerland ist mit über 150.000 Päckchen jedes Jahr Rumänien.
„Es wird immer wieder erwähnt, dass so ein hochwertiger Schuhkarton für manche Kinder das erste Geschenk in ihrem Leben ist. Die Freude der Kinder ist unbeschreiblich, wenn sie ihren ganz persönlichen Schuhkarton öffnen und die Schätze in Form von Kuscheltieren, Spielzeug, Schulmaterial, Hygieneartikeln, Bekleidung und Süßigkeiten auspacken und sie für einen Moment ihre Trostlosigkeit vergessen können. Viele Kinder bewahren die Weihnachtskartons sehr lange auf und sind stolz darauf, dass sie diese Geschenke von deutschen Familien bekommen haben“, berichtet Anke Tiemann und erklärt: Diese Aktion könne Kindern oder auch ganzen Familien helfen, aus ihrer sozialen Isolation herauszufinden.
Die Kinder werden in einer Altersspanne von zwei bis 14 Jahren beschenkt. Jedes Kind in einer Familie bekommt sein eigenes Paket. Ausgewählt werden die Familien vor Ort von Schulleitern, Bürgermeistern und Pastoren. Sie kennen die Gegebenheiten in den Familien vor Ort und wissen um ihre Verantwortung, dass die Geschenke in die richtigen, Hände kommen. Die Übergaben finden oft in Form von Weihnachtsfeiern in Waisenhäusern, Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern und Behinderteneinrichtungen statt. Familien, die etwas abseits wohnen oder auch isoliert von der Dorfgemeinschaft sind, werden die Pakete zum Teil mit Pferd und Wagen gebracht. „Es wird ganz viel Hoffnung dadurch verbreitet, denn zum Teil befinden sich die Familien, überwiegend durch Arbeitslosigkeit, in einer ausweglos scheinenden Situation. Daher werden diese Pakete auch Geschenke der Hoffnung genannt“, sagt Anke Tiemann. Auch in diesem Jahr bedanken sich Birgit Rohde, Karin Lafrenz und Anke Tiemann von Herzen bei den vielen Päckchenpackerinnen (einige Männer packen auch), den fleißigen Strickfrauen, den Grundschulen Wingst und Osten, Geschäftsleuten, Ärzten und Organisationen zwischen Otterndorf und Stade, die zum Teil seit vielen Jahren die Aktion mit Sach- und Geldspenden so großzügig fördern und ohne die diese Aktion nicht möglich wäre. „Dankbar sind wir für folgende Sachspenden: selbstgestrickte Socken und andere Kinderkleidung unserer fleißigen Strickerinnen, Zahnbürsten einer Zahnarztpraxis, dem Schuhhaus Steffens, Kindermoden Lollypop Lamstedt, Fa. Prüfer und Herting Otterndorf und dem Kiebitzmarkt Cadenberge. Ein wahrer Glücksfall ist das Armstorfer Schuhhaus Steffens, das die Aktion mit seinen Filialen in Form von Annahmestellen unterstützt.“