„Seit 1880 betreibt unsere Familie die Wattenpost“, sagt Jan Brütt Foto: jt
CUXHAVEN jt ∙ „Mitte März wurde der Wattwagenweg neu eingeprickt“, berichtet Wattkutscher Jan Brütt, dessen Familie die Duhner „Wattenpost“ mittlerweile in der 7. Generation betreibt. Wie eh und je, wird das offizielle Postgut im Herbst und Winter noch immer per Pferd und Wagen nach Neuwerk transportiert. Und im Sommer natürlich die Touristen, die jetzt auf einer neuen Route auf die Insel kutschiert werden. Die neue Prieldurchquerung haben Jan Brütt, sein Sohn Hendrik, Christian und Volker Griebel, Werner Fock und Thomas Fischer im Winter gemeinsam ausgekundschaftet.
Die hohen, gut gefederten Pferde-Kutschen sind als touristische Attraktion im Wattenmeer vor Cuxhaven nicht mehr wegzudenken. Im Juli und August sind täglich bis zu 50 Wagen von mehreren Anbietern unterwegs. Gefahren werden kann natürlich nur bei Niedrigwasser. Im letzten Jahr allerdings war der große Priel bei ungünstigen Tiden nicht zu durchqueren. Das ist nun vorbei.
„Mit der neuen Route haben wir unseren Problempriel damit umfahren“, freut sich Jan Brütt. „Jetzt geht es erstmal etwa zwei Kilometer Richtung Weser rüber, bevor dann Kurs auf Neuwerk genommen wird“, erklärt er. Die Spur sei aber wirklich nur fünf Meter breit, da müsse man echt auf den Meter genau fahren, so der erfahrene Wattkutscher. „Links und rechts von dieser Spur ist das Wasser knietief“, deutet er mit der Hand an. Sein Tipp: Wenn man zu Fuß nach Neuwerk wolle, sei es angeraten, sich einem kundigen Wattführer und einer Gruppe anzuschließen. Wer auf eigene Faust zurückwolle, dem sei abgeraten. Zu Fuß hin und her in einem Rutsch schafft kein Mensch.
Nachdem man im Winter nach möglichen Querungen Ausschau gehalten hatte, war irgendwann eine passende Stelle gefunden. „Wir haben erstmal provisorisch ein paar Pflöcke hingesetzt, damit man einen ungefähren Anhaltspunkt hat. Diese Spur hat sich dann, zunächst mit einem Wagen, bewährt. Jetzt wurde sie offiziell alle 30 Meter mit Pricken abgesteckt“, berichtet Jan Brütt. Damit niemand in den Fluten untergeht, wurden entlang der markierten Strecke Rettungsbaken aufgestellt. Sie sehen aus wie Bienenkörbe auf Stelzen. Wer also noch unterwegs ist, wenn das Wasser steigt, kann hineinklettern.
Zunächst war diese neue Route nur mit leeren Fahrzeugen und Inselversorgern befahren worden, die nicht Unmengen an Last geladen hatten und mit dem Postwagen natürlich und die Querung sei gut verlaufen, berichtet er.
Man wisse natürlich nicht, wie es aussieht, wenn jeden Tag 40, 50 Wagen diese Spur benutzen, lässt Brütt durchblicken, aber er sei guter Hoffnung. „Das NLWKN (Niedersächsische Landesbehörde für Wasserbau, Küstenschutz und Naturschutz) habe die Spur mit Muschelkalk befestigt, berichtet er. „Der hält.“ Das sei besser, als wenn man Kies oder Steine einbringt. Das NLWKN halte fünf Tonnen auf Halde vor, die man auf Bedarf einbringen könne.
Einen entscheidenden Unterschied zur bisherigen Priel-Querung gibt es: Die Priel-Durchfahrt ist zwar 60 bis 70 Zentimeter flacher als die ehemalige Route. Dafür hat man jetzt sehr viel Flachwasser. „Die Watten, die sonst trocken waren, sind jetzt weitflächig mit 20 bis 30 Zentimeter Wasser bedeckt.
Und der neue Weg ist 1,5 Kilometer länger. „Wenn wir viel Flachwasser haben, kann man auch mal 20 Minuten länger unterwegs sein; da kann man nicht im Trab fahren. Wir machen jetzt 45 Minuten Inselaufenthalt, nicht mehr eine Stunde wie bisher.“