Sind mit Spaß als Team bei der Sache: Die jungen Frauen und Männer, die ihren Freiwilligendienst beim WattBZ absolvieren   Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ Schon von weitem sieht man es golden glitzern. Das Kunstwerk „zwölf25“, das vor zehn Jahren zur Einweihung des Wattenmeer-Besucherzentrums (WattBZ) den Vorplatz schmückte, wird neu nachgestellt. Dafür wickeln die Jugendlichen, die hier ihren Bundesfreiwilligendienst bzw. ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr verbringen, Baumstämme mit goldglitzernden Rettungsdecken ein, die damit weit sichtbar „auch für die Rettung der Natur und des Wattenmeeres stehen“, so Bernhard Rauhut, Leiter des WattBZ. Das Einwickeln und Aufstellen geht Hand in Hand. Man merkt, dass die jungen Männer und Frauen ein eingespieltes Team sind.
„Wir sind wirklich Freun­de geworden“, sagt Lu­do­wika Siebenbrodt, die hier ihren Bundesfreiwilligendienst macht. „Das macht super Spaß und sorgt für einen reibungslosen Ablauf.“ Nach der Schule wollte sie für ein Jahr was ganz anderes machen, sich austesten und etwas Neues kennen lernen. Bei der Suche im Internet nach passenden Stellen, fand sie den Weg zum WattBZ. „Mir gefällt die Vielfalt“, sagt sie über die abwechslungsreichen Aufgabengebiete.

Der Schwerpunkt liegt auf der Besucherbetreuung und auf Wattexkursionen. Dazu kommen unter anderem Büroarbeit, Verkauf und Präsentation der Waren im Shop sowie die Aquarienpflege. Spannend fand Ludowika Siebenbrodt aber auch die Lager­inventur, das Besteigen einer Rettungsbake während einer Übung oder den Besuch einer Produktmesse in Hamburg, wo geschaut wurde, was vielleicht für den Shop des WattBZ passt. „Das fand ich wahnsinnig beeindruckend“, sagt die 20-Jährige.

Seit 30 Jahren besteht im Wattenmeer-Besucherzentrum die Möglichkeit einen Freiwilligendienst zu absolvieren. Inzwischen sind hier jährlich fünf junge Frauen und Männer über den Bundesfreiwilligendienst und zwei über das Freiwillige Ökologische Jahr angestellt. Seit 30 Jahren sind auch Heike Niemann vom Bereich Bildung und Information und Ronald Osterndorf vom Bereich Verwaltung und Organisation für die Jugendlichen da, die sich freiwillig engagieren wollen. Im Vordergrund steht die Bildungsarbeit und Besucherbetreuung, wie etwa die Führung von Schul- oder Touris­tengruppen durchs Watt. „Das stärkt das Selbstwertgefühl und die jungen Leute lernen vor Gruppen zu sprechen“, so Osterndorf. „Aber es bringt auch uns viel“, betont er. „Wir bekommen viel Input, was bei den Jugendlichen angesagt ist“, sagt er und fügt hinzu: „Uns würde etwas fehlen, wenn die jungen Leute nicht mehr kommen.“ „Es macht Spaß mit den jungen Menschen“, bestätigt auch Heike Niemann. „Die Jugendlichen sind sehr engagiert und man merkt, sie fühlen sich wohl.“

So wie Jana Kessel, die extra aus Merxheim in Rheinland-Pfalz an die Nordseeküste gekommen ist. Für die 19-Jährige war schon während ihrer Schulzeit klar, dass sie vor dem Studium noch einmal etwas anderes machen wollte. Ein Freiwilliges Ökologisches Jahr sollte es werden. Und das am liebs­ten beim WattBZ, kannte sie dieses doch schon aus Urlauben mit ihrer Familie in Sahlenburg. Und so schickte sie eine Initiativbewerbung los und wurde genommen. Im August letzten Jahres gestartet, hat sie es bisher keinen Tag bereut. „Das hat perfekt gepasst“, freut sie sich. Sie mag vor allem die riesige Bandbreite, „jeder Tag ist anders“. Vor allem gefällt es ihr, täglich mit den verschiedensten Gruppen rauszugehen, und dabei selbst auch immer mehr über den Lebensraum zu lernen.
„Und es hat mich auch persönlich weitergebracht“, sagt sie. Vieles falle ihr inzwischen leichter, wie der Kontakt mit den Menschen. „Man kann sich ausprobieren, dass steigert das Selbstvertrauen.“

Am Anfang des Freiwilligendienstes steht eine intensive Einarbeitung in die Teamarbeit, denn es gilt vor allem auch eigenverantwortlich Menschen für die Natur zu begeis­tern. Hierfür werden die Jugendlichen entsprechend geschult und dürfen nach bestandener Wattführerprüfung als staatlich geprüfte Wattführer eigenständig Wattexkursionen durchführen.
Doch die Freiwilligen sind auch gefragt bei vogelkundlichen Führungen, Salzwiesen- und Heideführungen, Ferienpass­aktionen oder den Zugvogeltagen. Und in den ruhigeren Wintermonaten können sie auch ein eigenes oder ein Gemeinschaftsprojekt zu einem sie interessierenden Thema erarbeiten.
Die Freiwilligen, ob Bufdis oder FÖJler, kommen aus der Region oder von weiter weg. Für sie gibt es eine WG-Wohnung in der Nähe mit maximal vier Plätzen. Die anderen drei wohnen so nah, dass sie nach Hause fahren können
So wie Jonath Sawitzki, der ebenfalls als Bundesfreiwilliger ans WattBZ kam. „Ich habe einen guten Freund, der auch hier war und nur gutes berichtet hat.“ Und es sei in großen Teilen so, wie er es sich vorgestellt hat. „Jeder Tag ist eine kleine Herausforderung“, sagt der 19-Jährige und meint das im positiven Sinne, „denn wir treffen auf die verschiedensten Gruppen und Menschen, auf die wir eingehen müssen“. Der Kontakt mit den Kunden, den Menschen ein Thema nahebringen, die das auch wertschätzen – das ist es, was er an seiner Bufdi-Stelle selbst schätzt.

Für die kommende Freiwilligen-Saison, die im Herbst startet, sind noch Plätze für Jugendliche frei, die aus der Region kommen.
„Ich kann nur an alle appellieren, sich das zu trauen“, sei es doch eine tolle Erfahrung, die das Selbstbewusstsein stärke, so Ludowika Siebenbrodt. Wer Interesse hat, erhält weitere Informationen telefonisch unter (04721) 700-704 00 oder per E-Mail über wattbz@cuxhaven.de.

Über den Freiwilligendienst im Wattenmeer-Besucherzentrum hat zu­dem Finn Karsten, Mitglied im Freiwilligenteam 2023/2024, einen kleinen Film gedreht, der einen persönlichen Einblick in die Arbeit der jungen Männer und Frauen bietet, und in dem er zum Abschluss sagt: „Wir haben wirklich ein unfassbar großes Spektrum an Sachen, die wir hier machen können und haben dadurch auch vor allem keinen langweiligen Alltag.“
Zu finden ist der knapp vierminütige Film mit dem Titel „Freiwilligendienst im Wattenmeer-Besucherzentrum Cuxhaven“ auf dem Youtube-Kanal des WattBZ.