Reinhard Krause, Marissa Burchard und Dr. Penteker (v.l.) zeigten auf verschiedene Art und Weise die Brutalität und Absurdität der Nazizeit auf    Foto: sh

OTTERNDORF sh ∙ Am Mahnmal für die Opfer der Ausländerkinder-Pflegestätte während der Nazi-Zeit wird am Großen Specken in Otterndorf am 8. Mai jährlich das Unfassbare ins Gedächtnis zurückgerufen: der Mord an 14 Kindern im Alter zwischen einem Tag und sieben Monaten. Die Zeit zwischen 1944 und Mai 1945 reichte dafür aus. Perverser Weise nutzte man dafür das Gartenhaus auf dem Gelände des damaligen Krankenhauses.

Dr. Penteker: Erinnern ist die Grundlage für Aufarbeitung

Der Verein „Zukunft durch Erinnern“ hat den durch Verhungern ermordeten Säuglingen und Kindern von Zwangsarbeiterinnen das Mahnmal gesetzt und organisiert am 8. Mai eine Gedenkveranstaltung. In diesem Jahr sprach dazu Dr. Gisela Penteker. Musikalisch begleitet wurde sie von Marissa Burchard auf der Querflötte. Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden Reinhard Krause und einem Grußwort von Bürgermeister Claus Johannssen machte Dr. Penteker in klaren Worten deutlich, das Erinnern die Grundlage für Aufarbeitung ist. „Unser Verein hat sich zum Ziel gesetzt, zu verstehen, was die gesellschaftlichen Voraussetzungen für das Wegschauen, für die Gleichgültigkeit waren und darüber zu diskutieren, wie solche gesellschaftlichen Entwicklungen rechtzeitig gesehen und verhindert werden können.“ Denn nach wie vor sei es unglaubhaft, dass niemand etwas von den Gräueltaten mitbekommen habe. Und sie erinnerte daran, dass sehr bald die letzten Zeitzeugen versterben würden, wobei es tatsächlich dem Verein gelungen ist, einen der letzten lebenden Otterndorfer Zeitzeugen am Mahnmal von seinen Erinnerungen berichten zu lassen. Peter Brunks prägen bis heute die schrecklichen Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit.

Dr. Penteker rief den Zuhörern nicht nur die Geschehnisse aus der Nazizeit in Erinnerung, sondern verwies auf Parallelitäten in der heutigen Zeit. Das Wiedererstarken der rechten Ideologie mit deren menschenverachtenden Begleit- erscheinungen und die teilweise Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber den Zugereisten auf der Flucht, sind Zeichen für sie, dass Erinnerung ein probates Mittel ist, in der Gesellschaft etwas zu bewegen. Was die Tatsache, dass unter den gut 30 Teilnehmern der diesjährigen Gedenkfeier keine Jugendlichen anwesend waren, zeigt, wie notwendig auch in den Schulen ein Erinnern an die Zeit von 1933 bis in die jüngste Vergangenheit ist und bleibt.