Die ehemalige Generalbundesanwältin Prof. Monika Harms erläuterte eindrücklich welche Rolle die vier „Mütter des Grundgesetzes“ für die heutige deutsche demokratische Gesellschaft spielten Foto: sh
OTTERNDORF sh ∙ Eine besondere Ausstellung ist derzeit im Kranichhaus in Otterndorf zu sehen. Noch bis zum 31. Mai ist dort im Rahmen des Themenjahres des Landkreises zu „Erinnerungskultur und Demokratieförderung“ die kostenfreie Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ zu erleben.
Parteiübergreifende Zusammenarbeit
Die Ausstellung wurde mit einem Vortrag durch die ehemalige Generalbundesanwältin Prof. Monika Harms eröffnet. Sie fasste zusammen, welche Bedeutung die vier Politikerinnen Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel bei der Abfassung des Grundgesetzes hatten. Ohne sie, so darf man Professorin Harms verstehen, hätten die Rechte der Frauen nicht den heutigen gesetzlichen Stellenwert und es stünde um die Gleichberechtigung wesentlich schlechter. Besonders die SPD-Politikerin Elisabeth Selbert hatte entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung des Grundgesetzes, so Professorin Harms. Gemeinsam mit den drei anderen genannten Frauen, die als Politikerinnen aus unterschiedlichen Parteien kamen und durch ihr Engagement als die „vier Mütter des Grundgesetzes“ bekannt wurden, konnte der Gleichheitsgrundsatzes in Artikel 3 durch: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ gegen heftigen Widerstand durchgesetzt werden.
Grundgesetz: Grundlage der Gleichberechtigung
Im Zuge der Verfassungsfindung verpflichtet der Staat sich zudem, die „tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Mann und Frau zu fördern“ und auf die „Beseitigung bestehender Nachteile“ hinzuwirken. Professorin Harms verwies dabei auch auf den Umstand, dass hier in der Lebenswirklichkeit noch nicht „alle erreicht wurde“.
Tatsächlich leisten auch heute vor allem Frauen mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen in der sogenannten Rushhour des Lebens deutlich mehr, auch mehr unbezahlte, Arbeit als Männer. Das durchschnittliche Einkommen und die Renten von weiblichen Beschäftigten sind zudem wesentlich geringer, das Armutsrisiko hingegen erhöht. Professorin Harms hob gleichzeitig auch hervor, dass die deutsche Demokratie hier weiter entwickelt sei, als viele andere Gesellschaften.
Neben dem Vortrag bietet die Ausstellung die Möglichkeit, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Zu Antworten auf die Frage, wie mehr Gleichberechtigung umgesetzt und gelebt werden kann, möchte die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Angelika Kornau, in einem Begleitworkshop zur Ausstellung anregen.
Workshop begleitet die Ausstellung
Teilnehmen können alle Menschen, die interessiert sind. Die kostenfreie Veranstaltung findet am Donnerstag, 22. Mai, von 17.30 bis 19.30 Uhr im Archiv des Landkreises Cuxhaven statt.