Große Freude auf beiden Seiten: Oberbürgermeister Uwe Santjer überreichte das Bundesverdienstkreuz am Bande an Seemannsdiakon Martin Struwe. Extra zu diesem Anlass hatte Santjer erstmals in seiner Amtszeit die Amtskette angelegt   Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ Es sind Tage, die noch vielen in Erinnerung sind. Ziemlich am Anfang der Corona-Pandemie kreuzte die „Mein Schiff 3“ über den Atlantik, ohne die Chance an einem der angesteuerten Häfen vor Anker zu gehen. Nachdem viele andere Häfen sich verweigert hatten, gab die Stadt Cuxhaven Ende April ihr okay. An Bord rund 3.000 Besatzungsmitglieder, die nicht wussten wie es mit ihnen weitergehen soll, vor allem nachdem das Schiff wegen Coronafällen unter Quarantäne gestellt wurde. Dass die Situation nicht eskalierte, ist auch dem Diakon und Leiter der Seemannsmission Martin Struwe zu verdanken, der im Rahmen der Psycho-Sozialen Notfallversorgung mit seinem Team die Seeleute während der rund einmonatigen Liegezeit seelsorgerisch betreute.

Es ist nur einer von vielen Einsätzen in denen Martin Struwe für die Seeleute ein offenes Ohr und eine helfende Hand hatte. Ein Engagement, für das ihm am Montag das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen wurde. „Es wird auch Zeit, dass Martin Struwe Applaus bekommt“, sagte Oberbürgermeister Uwe Santjer, der die Auszeichnung im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an den Seemannsdiakon überreichte. Und das auch für die tägliche Arbeit die er tue. „Heute ist ein liebenswürdiger Tag, an dem der Gerechtigkeit genüge getan wird“, betonte er in Anlehnung an ein Zitat des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Auch wenn er wisse, dass Struwe selbst sich nicht so wichtig nehme und lieber die Seemannsmission selbst, sein Team und die Seeleute ins Rampenlicht rücke. „Doch heute kannst du dich nicht wehren“, sagte er augenzwinkernd. Und hob dabei gleichzeitig die Bedeutung der gesamten Seemannsmission hervor. „Ohne euch hätten die Seeleute oft viel schlechtere Tage, weniger Kontakt nach Hause, weniger Licht im Leben.“

Mit einem hohen Maß an Empathie seien Struwe und sein Team auf die Mannschaft der „Mein Schiff 3“ eingegangen und habe ihnen mit einem eigens gedrehten Film mit einem Kollegen, der eine Corona-Infektion überstanden hatte, die Angst genommen. „Verantwortung für dich selbst und andere zu übernehmen liegt in deiner DNA: Im Blick zu haben, wo Hilfe gebraucht wird und einfach da zu sein.“ Eine Haltung, die unverzichtbar sei, für die Demokratie, wie Santjer betonte.

Seit 2007 leitet Martin Struwe die Seemannsmission Cuxhaven, hat davor in Finnland und Bremerhaven gearbeitet. In Zusammenarbeit mit dem Havariekommando hat er die Psycho-Sozial Notfallversorgung mit aufgebaut. „Es ist eine Ehre und Freude für mich, das Bundesverdienstkreuz zu erhalten“, sagte Struwe. Eine Auszeichnung, die er als Auszeichnung für das gesamte Team sieht, Haupt- wie Ehrenamtliche. Ein Dank ging aber auch an den „unbekannten Besserwisser“.

Schon früh wusste Struwe, dass er Diakon werden wollte. Dafür suchte er ein Praktikum, das ihm – um das Jahr finanziell zu überstehen – auch einen Wohnplatz und ein Taschengeld bot. Ein fast unmögliches Unterfangen. Denn beides gleichzeitig schien es nicht zu geben. Auf der Suche begegnete er dann dem Besserwisser. „Der Typ war ein richtiger Klugscheißer.“ Der ihm auf die Frage „wenn du alles weißt, wo bekomme ich einen Praktikumsplatz mit Wohnplatz und Taschengeld“, tatsächlich die richtige Antwort gab. „Bei uns an der Hochschule hängt ein Aushang, dass die Seemannsmission in Bremerhaven jemanden für ein Freiwilliges Soziales Jahr sucht.“ Struwe bewarb sich, wurde genommen und fand so den Weg zur Deutschen Seemannsmission. „Ohne ihn wäre ich vermutlich nicht hier“, sagte er schmunzelnd.

In einer Pressemitteilung gratulierte Martin Struwe auch Hans Christian Brandy, Vorsitzender der DSM Hannover und Regionalbischof für den Sprengel Stade für die Auszeichnung. „Auch stellvertretend für das gesamte Team der Seemannsmission erhält er das Bundesverdienstkreuz. Es wird auf diese Weise gewürdigt, dass die Deutsche Seemannsmission sich täglich einsetzt für die Belange von Seeleuten, die sonst so schnell vergessen werden.“

Auf diesem Weg gratulierte auch Matthias Ristau, Generalsekretär der DSM. „Wir freuen uns sehr über diese verdiente Ehrung. Martin Struwe ist ein Seemannsdiakon, der mit seinem großen Einsatz weit über Cuxhaven hinaus wirkt. Das gilt für den Alltag vor Ort, in den Gremien der weltweiten Deutschen Seemannsmission und vor allem bei den Einsätzen der Psycho-Sozialen Notfallversorgung, ganz groß während des Einsatzes auf ‚Mein Schiff 3‘, aber auch in der Zusammenarbeit mit dem Havariekommando.“
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