CUXHAVEN tw ∙ Neben der Seebäderbrücke steht ab sofort auch die Pier am Steubenhöft wieder für Anläufe von Kreuzfahrtschiffen (Foto: Pixabay) zur Verfügung. Das gab der Hafenbetreiber N-Ports am Donnerstag auf dem Cuxhavener Kreuzfahrtforum in den Hapag-Hallen bekannt. Ein gutes Omen für die Entwicklung Cuxhavens zum Kreuzfahrtstandort, die sich Norbert Plambeck, Vorsitzender der Tourismuswirtschaftsgemeinschaft (TWG) Cuxhaven, auf die Fahne geschrieben hat. Zusammen mit der IHK Stade hat die TWG das Forum mit namhaften Teilnehmern ins Leben gerufen.
Das hätte man mit Drehbuch auch nicht besser hinbekommen. Pünktlich zum Beginn der Diskussionsrunde um die Potenziale der Kreuzfahrtbranche in Norddeutschland fuhr die „Sea Cloud Spirit“ als Sinnbild für die Zukunft der Kreuzfahrt am Steubenhöft vorbei. Das Dreimast-Vollschiff setzt beim Antrieb auf Windkraft, und wird bei Flaute durch einen abgasarmen diesel-elektrischen Antrieb unterstützt. Und trägt damit der Nachhaltigkeit Rechnung.
Die Kreuzfahrtbranche habe eine Zukunft, wenn man es schaffe, die Branche klimaneutral zu machen
Und das Thema Nachhaltigkeit stand auch beim Kreuzfahrtforum in den Hapag-Hallen am Steubenhöft im Mittelpunkt. Über 100 Branchenvertreter waren gekommen, um über die Zukunft der Kreuzfahrt zu diskutieren.
Philipp Rademann, Leiter der Cuxhavener IHK-Geschäftsstelle, freute sich, die Bundestagsabgeordnete Claudia Müller, Grüne, als Gastrednerin begrüßen zu können. Die Koordinatorin für maritime Wirtschaft und Tourismus der Bundesregierung hat selbst im Kreuzfahrttourismus gearbeitet und kennt aus eigener Anschauung die negativen aber auch positiven Seiten dieser Branche. Der Kreuzfahrttourismus habe eine Zukunft, wenn man es schaffe, die Branche klimaneutral zu machen, betonte sie.
„Diese Form des Tourismus ist zukunftsfähig, wenn die Touristen ohne schlechtes Gewissen an Bord gehen können“. Ein Thema das die ganze Schifffahrtsbranche beherrsche, von der die Kreuzfahrt gerade mal 0,6 Prozent ausmache. „Doch es ist der Teil, der die Entwicklung vorantreibt, weil er die größte Aufmerksamkeit erhält. Und gleichzeitig ist die Kreuzfahrt das Komplizierteste was wir haben. Wenn wir Lösungen finden, die Kreuzfahrtschiffe klimaneutral gestalten können, finden wir auch Lösungen für alle anderen Schiffe.“ Dabei hob sie den Standortvorteil Deutschlands, seine Innovationsfähigkeit hervor und betonte: „Wir dürfen nicht die billigsten, wir müssen immer die besten sein.“
Das Herausfordernde sei jedoch nicht nur der Schiffbau, sondern die Frage wie Energie produziert werde. Und dafür sei Cuxhaven der richtige Standort, denn das Thema Offshore-Energie werde eine entscheidende Rolle auch bei der Frage der Klimaneutralität der Schifffahrt spielen.
Denn sie sei Voraussetzung für eine CO2-neutrale Kreuzschifffahrt, betonte Helge Grammerstorf, National Director der „Cruise Lines International Association“ (CLIA). „Erste Klimaneutrale Schiffe sind für 2030 angekündigt“, betonte er. Bis 2050 sollen die Kreuzfahrtschiffe insgesamt CO2-neutral sein, „und gehen damit weit über die Forderungen der Internationalen Schifffahrtsorganisation hinaus“. Ein Thema sei auch immer wieder die Landstromversorgung, „ein typisches Beispiel für Klimaschutz und Umwelttechnologie“. Hier gebe es eine gute Nachricht: „Landstromfähigkeit wird zum Standard im Neubau und ist jedenfalls in Deutschland auf dem Vormarsch.“ Die schlechte Nachricht: Weltweit bieten bisher nur 18 Häfen Landstrom an.
Dr. Jan Meyer, Geschäftsführer der Meyer Werft, wies nicht nur darauf hin, dass jede neue Schiffsgeneration um 20 Prozent energieeffizienter sei als die vorangegangene, sondern hatte mit der „Mein Schiff 7“ auch ein positives Beispiel im Gepäck. Ein Neubau, der für den Betrieb mit Bio-Methanol vorbereitet wird.
Der Kreuzfahrttourismus steht aber auch immer wieder in der Kritik weil er Häfen überfordere und sich scheinbar Unmengen an Menschen in die Häfen ergießen. Hier werde jedoch häufig vergessen wie wichtig diese Menschen für die Standorte sind, betonte Müller. „Viele kleine touristische Orte haben bestimmte Angebote, eine bestimmte Infrastruktur, nur weil es eben den Bedarf durch die Touristen gibt.“
Und wie stehen die Chancen für Cuxhaven als Kreuzfahrtstandort? Alexander Napp, geschäftsführender Gesellschafter der PWL Port Services, kann sich dies gut vorstellen. „Cuxhaven ist für mich eine schlummernde Perle“, befand er und betonte: „Wir können den Terminal, so wie er ist, in einer Woche so herrichten, dass 4.000 Leute ein und aussteigen können.“ Und er kann sich auch vorstellen, dass ein Reeder hier investiert. „Das ist in keiner anderen Hafenstadt in Deutschland mehr möglich.“