Lasse Weritz setzt auf das neue Raumordnungsprogramm bei der Entwicklung des Cuxlandes     Foto: sh

Die Politik im Landkreis Cuxhaven wird in den nächsten Jahren große wie etwas kleiner Aufgaben beschäftigen. Schulpolitik, Umweltfragen, Flüchtlingssituation und ÖPNV sind einige, mitnichten alle. Es stehen Landeswahlen an, aber auch die Wahl eines neuen Landrats zum Jahreswechsel. Da gerade die Fraktionen von SPD und CDU sich gelegentlich in ihren Grundsätzen unterscheiden hat der Elbe Weser Kurier die beiden Fraktionsvorsitzenden dieser Parteien gebeten, zu einigen Fragen Stellung zu beziehen. Diese Woche beantwortet Lasse Weritz von der CDU die Fragen von Stefan Hackenberg.

? Uns alle bewegt wohl der Krieg in der Ukraine besonders. Welche Bedeutung und Auswirkung hat dieser auf die Politik im Landkreis Cuxhaven?
! Der 24 Februar bedeutet für jeden von uns eine Zeitenwende, in der alles, was bis dahin galt, in Frage gestellt wurde. Dieses gilt auch für mich persönlich. Das fängt nicht nur damit an, wie wir unsere ukrainischen Freunde in diesem Angriffskrieg unterstützen können, sondern bedingt auch Fragen wie „Droht uns eine neue Ernährungskrise und damit folgend eine weitere Flüchtlingswelle?“ Die Welt wird in Zukunft auch für uns im Cuxland eine andere sein.

? Hat Sie der Entschluss von Landrat Bielefeld zum Rücktritt zum Jahresende überrascht oder sehen Sie darin eher die Konsequenz wie schon von ihm im letzten Wahlkampf angekündigt?
! Nein, das war von der Tendenz absehbar. Es ist gut, dass für einen notwendigen Neuanfang im Kreis der Weg frei wird. Ein neuer Wind im Kreishaus ist notwendig. Für die Verdienste, die sich Landrat Bielefeld ohne Zweifel gemacht hat, dankt ihm die gesamte CDU-Fraktion.

? Wird es schwer einen geeigneten Nachfolger zu finden, der eventuell von den demokratischen Parteien gemeinsam unterstützt wird, oder wird es eine Kandidatenkür geben mit offenem Ausgang?
! Die Kreis-CDU hat eine Findungskommission eingerichtet, um das Profil für einen neuen Landrat aus Sicht der CDU zu klären. Uns hat die Schnelligkeit überrascht, wie schnell Namen und Hüte in den Ring geworfen wurden. Neben einem gemeinsamen Kandidaten mit den anderen demokratischen Mitbewerbern ist auch ein von der CDU vorgeschlagener Kandidat denkbar.

? Was bedeutet das Thema Klimawechsel und Klimaschutz für das Cuxland?
! Zuerst einmal eine enorme Herausforderung. Neben der Deichsicherheit als Aufgabe haben wir auch die Energiequelle Wind als Möglichkeit. Eines ist der CDU ganz klar: Das Cuxland lebt von der Landwirtschaft, die müssen wir berücksichtigen. Wenn wir beispielsweise an die Moore denken, stehen wir im Zwiespalt. Moore zu renaturieren bedeutet einen enormen Verlust an landwirtschaftlicher Fläche. Für die Energie aber bleibt das Cuxland der Windkraftstandort Nummer eins.

? Der Aufreger ist und bleibt das Hamburger Verhalten bezüglich Elbvertiefung, Hafenschlick und Verklappung. Auch für Sie ein Aufreger?
! Das Handeln der Hamburger ist mir völlig unverständlich. Zumal es Alternativen gibt, die zwar etwas teurer, aber sehr viel Umwelt- und Nachbarschaftsverträglicher sind. Hamburg muss seiner Verantwortung da endlich gerecht werden.

? Zwei Krisen bedrohen auch die Wirtschaft und damit den Arbeitsmarkt. Müssen wir uns im Cuxland Sorgen machen?
! Ja, müssen wir. Der Druck auf die Landwirtschaft beispielsweise wird bundesweit immer stärker, da komme ich wieder auf die Moore. Der Arbeitsmarkt ist ansons­ten robust, auch dank des Tourismus. Es bleibt aber der Fachkräftemangel als Sorgenkind.

? Reizthema ÖPNV: Wie ist die Situation?
! Da erwartet die CDU das Schülerticket. Dazu braucht es jedoch erstmal einen Cuxland-Tarif und dafür muss die Verwaltung sorgen. Die Politik hat es beschlossen, nun muss es kommen. Zusätzlich soll ein Ladesäulenprogramm in den nächsten zwei Jahren die Mobilität, auch die im ÖPNV, unterstützen.

? Ein politisches Lieblingsthema aller Parteien ist die Schulentwicklung und Berufsausbildung. Wie steht es darum im Cuxland?
! Auch für uns. Ein Inves­titionsprogramm wird sich auf Dorum, Stade und Rundturnhalle auswirken. Ein zweites Investitionsprogramm wird der BBS zu Gute kommen. Materialkrise und Fachkräftemangel machen die Baupreisentwicklung unkalkulierbar. Auf jeden Fall muss der Investitionsstau abgebaut werden.

? Wie schaut es aus, wenn wir Politik kreisübergreifend begreifen?
! Mit den Kollegen der Nachbarlandkreise wie in Rothen­burg, Osterholz und Stade gibt es einen guten Austausch.

? Dauerthema Energiewende, wird da was draus?
! Der Landkreis wird 2023 ein neues regionales Raum­ordnungsprogramm beschließen. Erste Entwürfe werden noch dieses Jahr kommen. Da werden Solarparks und Windparks eine besondere Rolle spielen und das Cuxland zum Hauptlieferanten erneuerbarer Energien machen.

? Money makes the world go round. Auch bei uns?
!Selbstverständlich. Der Kreis muss sich finanzieren, allerdings ohne die Umlage ins Unermessliche zu steigern. Sind die Kommunen stark, ist es der Kreis auch.

? Wo unterscheidet sich die Kreispolitik von der Landes- und Bundespolitik? Wo fahren Sie als Fraktionsvorsitzender einen ganz eigenen Kurs?
!Zuerst einmal wird in Bund und Land die beste Politik für Bund und Land gemacht. Da bringen sich die Kreise durch die Kontakte ihrer Vertreter ein und bestimmen über die Ländervertretungen deren als auch die Bundespolitik mit. Das wird beim schon erwähnten Moorschutzprogramm deutlich. Da wirken alle verantwortungsbewussten demokratischen Vertreter des Kreises auf die Landes- und Bundespolitiker, soweit nötig, ein.

? Gemein, aber gerne gestellt: Bitte nennen Sie eine positive Eigenschaft Ihres Fraktionsvorsitzenden-Kollegen von der SPD!
!Ein zielstrebiger Kollege mit hohem Erfahrungsschatz.

? Wieviel Zeit braucht es Ihrer Familie zu erklären, dass der geplante Frei­zeitausflug ‚mal‘ wieder nicht stattfindet?
!Wie immer kann das schwierig sein, muss aber nicht. Meine Familie zieht mit, sie unterstützt mich völlig. Natürlich muss sie häufig zurückstecken, aber ich versuche das auszugleichen.

? Thema Glaskugel: Wenn Sie die Kreisentwicklung in vier Jahren betrachten, hat sich was ergeben:
!Viel. Wir haben ein neues Raumordnungsprogramm. Die Digitalisierung ist weit fortgeschritten. Beispielsweise haben wir ein digitales Kreishaus. Das Glasfasernetz im Gewerbegebiet Hemmoor und Cadenberge steht und auch die meisten privaten Haushalte sind digital versorgt.

Lasse Weritz ist in Cuxhaven geboren. Aufgewachsen ist er in Hemmoor. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Von Beruf ist er Lehrer und Politiker. Sein Lebensmotto lautet: Die Wahrheit erkennt man nicht an schönen Worten, sondern an leisen Taten.