Landrat Thorsten Krüger, Robert Frimpong, Leiter der Wintershall Dea Deutschland, Oberbürgermeister Uwe Santjer, Turneo-Geschäftsführer Jochen Kaufholt, Wirtschaftsminister Olaf Lies, Wirtschaftsförderer Marc Itgen und Tobias Moldenhauer, Leiter Wasserstoff bei EWE, (v.l.), schnitten das Band zur offiziellen Freigabe der Elektrolyseanlage durch     Foto: tw

CUXHAVEN tw ∙ „Angefangen hat alles mit der Idee und der Frage, ob wir ein Schiff mit lokal produziertem Wasserstoff betreiben können“, erinnerte sich Jochen Kaufholt, Turneo-Geschäftsführer, an die Anfänge der Zwei-Megawatt-Elektrolyseanlage, An der Baumrönne, die am Mittwoch feierlich eröffnet wurde.

Die Anlage der Turneo GmbH, einem Gemeinschaftsunternehmen der Hamburger Karlsson GmbH und des Energiedienstleis­ters EWE, produziert ab sofort grünen Wasserstoff und liefert damit den Treibstoff für das erste von vier Versorgungsschiffen der Mittelplate-Flotte des Energieunternehmens Wintershall Dea. Der Wasserstoff wird mit Tanktrailern auf die „Coastal Liberty“ gebracht. Dort wird er mittels einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt, der in Akkus gespeichert wird, die den Elektromotor des Schiffes antreiben.

Dies sei erst der Anfang so Kaufholt. „Wir gehen ganz klar Richtung 100 Megawatt“, sagte er angesichts weiterer Projekte. „Das ist die Zukunft. Die Projekte werden größer, Anwendungen finden statt.“ Dafür, dass dies gelinge, dankte er auch den politisch Verantwortlichen.

„Es sind die mittelständischen Unternehmen, die die Treiber sind“, ging ein Dank zurück von Wirtschaftsminister Olaf Lies. „Sie gehen mutig voran, ohne zu wissen ob es klappt oder wie lange es dauert.“ „Hier wird gehandelt und nicht geredet“, sagte auch Landrat Thorsten Krüger, der überzeugt ist, „dass wir mit Zuversicht und positivem Denken viel schaffen“.

Oberbürgermeister Uwe Santjer sieht in dem Projekt eine Riesenchance. Sieht er doch Cuxhaven als Stadt, ohne die die Energiewende nicht gelinge, „denn wir sind das Offshore-Zentrum“. Aber es gebe auch das Weltnaturerbe Wattenmeer, dem Rechnung getragen werden müsse. Nach Zügen, die mit Wasserstoff betrieben Cuxhaven anfahren, einem städtischen Fuhrpark, der etwa bei der Müllabfuhr auf Wasserstoff setzt, „sind wir Vorreiter“. Und die neue Elektrolyseanlage sei ein „sichtbares Zeichen und für den Logistikbereich großartig“.

„Hier sieht man, was möglich ist, wenn man Ideen hat und daran glaubt“, findet auch Robert Frimpong, Leiter der Wintershall Dea Deutschland. „Pioniere und erste Beispiele für konkrete Anwendungen sind die Wegbereiter für eine klimafreundliche Zukunft“. Und er freut sich, „dass wir unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern und künftig Emissionsfrei und deutlich leiser durch das Wattenmeer fahren können“.

Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft spiele eine zentrale Rolle, um das Ziel eines klimaneutralen Deutschlands zu erreichen, sind sich alle Beteiligten einig, denn durch die Umwandlung der fluktuierenden erneuerbaren Energien in Wasserstoff entstehe die Möglichkeit, grüne Energie bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. „Das hiesige Projekt ist ein gutes Beispiel für die regionale Herstellung von Wasserstoff und dessen Anwendung im Mobilitätssektor und insbesondere im maritimen Bereich“, erklärt Tobias Moldenhauer.

In Zukunft soll die Anlage auch Wasserstoff für weitere Schiffe und eine Wasserstofftankstelle in Cuxhaven produzieren, und ist damit ein Grundstein für eine landseitige Wasserstoffmobilität in Cuxhaven, sind sich alle Beteiligten einig.

Erste „Norddeutsche Wasserstoffkonferenz“

Die Bedeutung der Wasserstoffwirtschaft machte auch die erste „Norddeutsche Wasserstoffkonferenz“ deutlich, die am gleichen Tag in den Hapag-Hallen stattfand. „Der Schlüssel für einen erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft liegt an der Küste“, so die Veranstalter, die Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven, die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH, das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein, der WAB e.V., das Wasserstoffenergiecluster Mecklenburg-Vorpommern, das WindEnergy Network sowie das Niedersächsische Wasserstoff-Netzwerk. „Hier ist der Grünstrom aus Windparks an Land und auf See heute schon verfügbar, und zwar so viel, dass ein Teil davon nicht in das Stromnetz aufgenommen werden kann. Die Region verfügt außerdem über optimale Konditionen, um Wasserstoff auch für Wochen oder Monate in unterirdischen Salzkavernen zu speichern.“

Für Olaf Lies ist die Kooperation der Norddeutschen Länder auf allen Ebenen entscheidend für die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft im Norden. „Nur gemeinsam können wir die Vorteile des Nordens optimal nutzen“, betonte er.

Und auch Kai Stührenberg, Staatsrat für Häfen im Bremer Wirtschaftsministerium, ist überzeugt „dass der Norden Deutschlands als Offshore-Standort mit grünem Wasserstoff als Energieträger der Zukunft die einmalige Chance hat, die zentrale Rolle in der Energiewende zu übernehmen“.