Strahlende Gesichter schon bei der Begrüßung durch Enak Ferlemann (2.v.l.), der die Versammlungsleitung übernahm. Am Ende setzte sich Christoph Frauenpreiß (2.v.r.) bei der Wahl zum Direktkandidaten gegen Dr. Thomas Appel (r.) durch  Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ Damit hatte selbst der CDU-Vorstand nicht gerechnet. Zur Wahlkreismitgliederversammlung für die Aufstellung des Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Cuxhaven-Stade II am Mittwochabend waren so viele Mitglieder ins MarC5 nach Cadenberge gekommen, dass extra erst noch Stühle herangeschafft werden mussten.
229 stimmberechtigte Mitglieder waren es am Ende, die sich zu 92,5 Prozent für den Altenbrucher Chris­toph Frauenpreiß als ihren Kandidaten entschieden. Mit 209 zu 17 Stimmen setzte er sich haushoch gegen seinen Mitbewerber Dr. Thomas Appel aus der Wingst durch. „Danke für das tolle Vertrauen, dass sie mir entgegengebracht haben“, sagte er am Ende überglücklich und dankte seinem Mitbewerber für den fairen Wahlkampf, der sie die letzten Wochen durch den ganzen Wahlkreis geführt hatte.
Mit viel Schwung wolle er jetzt auch in den Wahlkampf gehen, um am 28. September nächsten Jahres das Direktmandat zu erringen, versprach er gleich am Anfang seiner Vorstellungsrede. Dass er diese jetzt halten konnte, sei vor allem seiner Frau zu verdanken, die das Rückgrat sei, für alles, was er tue und er so engagiert in den Wahlkampf starten könne.

Als Kommunalpolitiker ein Ohr für die Bürger

Der 39-jährige Bankbetriebswirt ist seit 2003 Mitglied der CDU, hat in der Jungen Union „das Rüstzeug erhalten, dass mich bewegt jetzt hier zu stehen“. Inzwischen Ortsbürgermeister von Altenbruch und Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Cuxhaven stellte er vor allem seine Erfahrung als Kommunalpolitiker heraus. Wichtig für die Arbeit im Bund, wie er findet, habe man als Kommunalpolitiker doch ein Ohr für die Bürger vor Ort.
Mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit forderte er wieder Mut, der unter der Regierung Kohl zu dieser Einheit geführt habe. Ein Mut, den die jetzige Ampel-Koalition vermissen lasse. Angesichts des schlechten Wirtschaftswachstums, dass Deutschland zum Schlusslicht Europas mache, brauche es Mut für eine Agenda, „die das Unternehmertum fördert, Bürokratie abbaut und den Leistungsgedanken wieder in die Mitte der Gesellschaft stellt“. Er will wieder die soziale Marktwirtschaft in den Fokus stellen, in der „die unterstützt werden, die nicht können, und nicht die, die nicht wollen“ und fordert „bessere Bedingungen für alle“. Zudem plädierte er für einen Staat, der schneller bei Infrastrukturmaßnahmen werden müsse und einen Blick auf gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land habe. Er sprach sich für eine verlässliche Politik aus, auch für Landwirte, die Vertrauen und keine bürokratischen Hindernisse bräuchten. Im Bereich der Erneuerbaren Energien hält er einen Mix für entscheidend. Ein Thema, „bei dem es Realismus vor Ideologie braucht“.
Sein Kontrahent Dr. Thomas Appel, Vorsitzender der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) im Landkreis Cuxhaven, gehörte zu den ersten Gratulanten. Es war ein Ergebnis, mit dem der 53-jährige Studienrat gerechnet hatte, „auch wenn ich mir ein paar Stimmen mehr gewünscht hätte“. Sein Antrieb war auch, den Mitgliedern eine Wahlmöglichkeit zu bieten. Und es war für ihn keine verlorene Zeit, wie er betonte. Er zeigte sich dankbar für die Erfahrungen, die er gemacht, die Menschen, die er kennengelernt und die Ideen, die er mitgenommen hat.

„Du hast die Weichen für die Zukunft gestellt“

Worauf es für ihn nach der nächsten Wahl ankommt, zeigte Stades Landrat Kai Seefried in seinem Grußwort auf. „Wir brauchen eine Regierung, die wieder Lust auf Infrastrukturprojekte hat und nicht eine, die diese einfach aussitzt.“ Und er prangerte an, dass die Finanzierung der Krankenhäuser durch den Bund nicht sichergestellt sei und dafür die Gemeinden, Landkreise und Städte einspringen müssten. „Allein im Land Niedersachsen haben die Kommunen 600 Millionen Euro in die laufende Finanzierung gesteckt“, so Seefried. Geld, dass für kommunale Arbeit fehle.
In seiner Rede richtete er auch einen Dank an den jetzigen CDU-Bundestags­abgeordneten Enak Ferlemann, der nach über 20 Jahren im Bundestag mit seinem Rückzug einen Generationenwechsel einleiten will. „Damit hast du die Weichen für die Zukunft gestellt“, wie Seefried betonte.
Um die Zeit des Stimmenauszählens zu überbrücken, warf der Europaabgeordnete David McAllister einen Blick auf Europa nach der Wahl. Für ihn die wichtigste Nachricht: „Die Mitte hat gehalten. Die Menschen sind aufgestanden und haben die Radikalen dorthin gebracht, wohin sie gehören – an den Rand.“
Mit einem Blick auf Deutschland sprach er von der „schlechtesten Regierung, die wir jemals gehabt haben“. Damit werde Deutschland seiner Führungsrolle nicht gerecht, was von den anderen Mitgliedsstaaten mit Sorge gesehen werden. Er sprach dabei auch die vielen Enthaltungen bei Entscheidungen von deutscher Seite an, die in Europa schon als „German Vote“ verschrien seien. Und machte deutlich: „Enthaltung ist keine Haltung“. Vor diesem Hintergrund warb er für eine Regierung unter CDU-Verantwortung, „die die Aufgaben angeht. Und dabei können wir einen Beitrag leisten, mit einem Direktmandat, das an die Christdemokraten geht“.
Eine Aufgabe, der sich jetzt Christoph Frauenpreiß stellen will. Und mit seiner Rede im Saal schon einmal für Begeisterung sorgte. „Das ist Aufbruchstimmung“, hieß es zum Ende aus den Reihen der Mitglieder, deren zahlreiches Erscheinen – „das habe ich lange nicht gesehen“ – zu dieser Stimmung beigetragen habe.