„Groden jenseits der Brake C. Küthers Gasthof“ – Das muss zu „Kaisers Zeiten“ gewesen sein Foto: U-Boot-Archiv
CUXHAVEN jt ∙ Die „Grenze“ ist zu – diese kurz dahingeworfenen Worte werden dem historischen Ursprung und der über 50-jährigen Bewirtschaftung durch Robert und Anneliese Borwieck nicht gerecht. Die Geschichte des Hauses ist aus einem traurigen Anlass beendet worden – durch den Tod der Wirtin Anneliese Borwieck, die am 10. August 2022 im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Sie hatte mit ihrem Ehemann Robert das Haus 52 Jahre lang erfolgreich bewirtschaftet. Gemessen an den schnellen Wechseln anderer gastronomischer Betriebe ist das fast eine astronomische Epoche.
Ein Blick zurück: Warum trug das an der Wehldorfer Straße 7 gelegene Haus den Namen „Zur Grenze“? Im 14. Jahrhundert hatte sich die Stadt Hamburg das Umfeld des Schlosses Ritzebüttel und einen Streifen Land nördlich von Altenbruch bis zum Gehöft Blohm einverleibt. Die Grenze war durch einen Graben markiert, der das damals Lauenburgische Hadeln von den Hamburgern trennte. Der Verlauf dieses Grenzgrabens ist bis heute noch bis zum „Steert“ (ein Landstück am ehemaligen Hof Blohm) zu ersehen.
Auf beiden Seiten waren die Handelswaren (Salz, Alkohol, Rauchwaren) mit unterschiedlichen Zöllen belegt. Diese Preisunterschiede boten Raum zum Schmuggeln. Um diese zu unterbinden, errichtete die Stadt Hamburg zwischen 1810 bis 1820 das heutige Haus „Zur Grenze“ als Zollstation. Schon damals war neben dem Zoll eine Schankwirtschaft auf der einen Seite des Hauses. Noch heute hängt im Gastraum der Bürgereid des Wirtes Oest von 1861. Er musste bei Gott schwören, der Stadt Hamburg und dem Amtmann zu Ritzebüttel „getreu und hold“ zu sein und alle auferlegten Steuern „redlich und unweigerlich“ abzuführen.
Diese Zollgrenze hat sich bis zur Eingemeindung Altenbruchs im Jahre 1972 als Getränkesteuer erhalten. Die im ehemaligen hamburgischen Teil gelegene Gastronomie („Schleuse“, „Grenze“, „Strandhaus“) musste Getränkesteuer bezahlen. Die innerörtlichen Hadler Wirte kannten diese Steuer nicht und boten den Köm billiger an. Nach Oest führte sein Schwiegersohn Claus Küther den Betrieb fort. Abermals ging „Küther’s Gasthaus“ an einen Schwiegersohn, Georg Schulz, über, der das Haus bis 1960 innehatte.
Vor dem 1. Weltkrieg befand sich im 1. Stock ein Saal, in dem Kaffeebälle abgehalten wurden. Der Saal wurde später in Zimmer für Badegäste umgewandelt. Ab 1960 bis 1970 war Lucia Grunberg Besitzerin, die dem Haus den Namen „Zur Grenze“ gab. Als letzte in dieser Re
Der große Flur präsentiert sich mit Handwerkszeug vergangener Tage. Das veranlasste sicherlich auch die landwirtschaftlich verbundenen Jäger, Geflügelzüchter und Stierhalter hier ihr Stammlokal zu haben. Bei ihren Zusammenkünften gab es oft ein Essen, das wegen Güte und Reichhaltigkeit bald zum Markenzeichen des Hauses wurde. Im Sommer waren die sieben Zimmer mit Frühstück durch Badegäste und Monteure gut belegt. Das Geschäft lief so gut, dass man 1977 vom Pächter zum Besitzer wurde.
Im Außenbereich wurden Fische gebraten und Ferkel gegrillt. In der Wintersaison war die Nachfrage beim Grünkohl und Rouladen-Essen so groß, dass man sich anmelden musste. Freunde und Nachbarn halfen dabei, alles zu bewerkstelligen. Das gepflegte Umfeld lockte weitere Gruppen an, so sind Robert und Lilo seit 30 Jahren Domizil der Volleyballer geworden. Mit der Schließung der „Grenze“ Mitte August ist nicht nur den Gästen, sondern dem ganzen Dorf ein Stück Heimat, Dörflichkeit und Menschlichkeit verloren gegangen.