Auf der Vernissage nutzten Organisatoren und Betroffene die Gelegenheit zur Diskussion mit den Besuchern Foto: sh
CUXHAVEN sh ∙ Nein, ganz ehrlich. Da fehlt jedes Verständnis. Nicht für die Betroffenen fehlt dieses Verständnis, sondern für die Fratze der Dummheit. Denn anders kann man nicht nennen, was sich tagtäglich vor unseren Augen abspielt und was denen widerfährt, die sich eigentlich für eine bessere Welt aufopfern. Und Aufopfern trifft es ziemlich genau. Denn immer häufiger werden sie zu Opfern.
Die Ausstellung „Der Mensch dahinter“ in der Bürgerhalle des Cuxhavener Rathauses widmet sich Ordnungskräften, Sanitätern, Polizisten, Feuerwehrleuten, Behördenmitarbeitern, Pflegekräften und allen, die im Dienst der Dummheit und Borniertheit von Tätern ausgesetzt sind. Man merkt es schon, das Thema wühlt auf und lässt keinen Raum für Verständnis über Pöbler und Gewalttäter, die mal eben die „Contenance“ verlieren. Denn diese Verharmlosung darf einfach nicht mehr gelten, wenn geschlagen, getreten oder unflätig beschimpft wird.
Respekt und Toleranz
Die Ausstellung im Cuxhavener Rathaus soll ein Zeichen für Respekt und Toleranz gegenüber der Blaulichtfamilie setzen. Einsatzkräfte berichten von ihren Erfahrungen. Und diese Erfahrungen machen nicht nur sprachlos, sie machen auch zornig. Weil die Erfahrung derer, die – nennen wir es vereinfachend – nur helfen wollen, so unglaublich und unfassbar sind. Erfahrungen aus Taten, die von Tätern begangen werden, die sich nicht im Griff haben und ein bedenkliches Spiegelbild der Gesellschaft erzeugen, in der Alkoholexzesse als schuldmindernd begriffen und ein Schlag als „ausrutschende Hand“ verharmlost wird.
Was die Ausstellung zeigt
Und dass zeigt diese Ausstellung? Ja und Nein. Kurz zur Einordnung: Auf Schautafeln werden Kurzinterviews gezeigt und mit einem Bild des Interviewten versehen. Ein bestimmtes Erlebnis dieser Interviewten wird angeführt und dazu noch in einem kurzen Statement die Relevanz dieses Erlebnisses auf das gesellschaftliche Klima beleuchtet.
Bei der Vernissage standen einige der Einsatzkräfte neben den Tafeln und konnten im Gespräch mit den Besuchern weitere Auskünfte geben. Britta Schumann, Polizeioberkommissarin, moderierte die Vernissage. Dabei kamen auch die Organisatoren zu Wort.
Die Wanderausstellung ist ein Projekt der „Initiative für Respekt und Toleranz e.V.“ und wurde im Jahr 2021 ins Leben gerufen. Andrea Wommelsdorf, Burkard Knöpker und Dr. Dirk Reinhardt aus Münster gründeten die Initiative nach der sogenannten „Krawallnacht“ 2020 in Stuttgart, bei der über 30 Beamtinnen und Beamte verletzt wurden.
Die Wanderausstellung ist noch bis zum 24. April während der Öffnungszeiten des Rathauses in der Bürgerhalle zu sehen.