Mit flottem Schritt ging es für Ministerpräsident Stephan Weil (m.) und Oberbürgermeister Uwe Santjer (l.) in Richtung der geplanten Liegeplätze    Foto: tw

LANDKREIS tw ∙ Manchmal könnte alles so einfach sein. Der Planfeststellungsbeschluss für die geplanten Liegeplätze fünf, sechs und sieben mit einer Gesamtlänge von 1,3 Kilometern steht, die europaweite Ausschreibung durch N-Ports ist erfolgt, auch Interessenten sind gefunden, bis 2025 könnte alles fertig sein, doch ein großer Brocken fehlt noch – das Geld, rund 300 Millionen Euro. Da traf es sich gut, dass am Donnerstag Ministerpräsident Stephan Weil den Landkreis besuchte und dabei am Nachmittag auch am Hafen in Cuxhaven Station machte, wo er unter anderem von Oberbürgermeister Uwe Santjer, Landrat Kai-Uwe Bielefeld sowie von Vertretern der Hafenwirtschaft, Politik und Verwaltung begrüßt wurde.

„Wir platzen schon jetzt aus allen Nähten.“

Zur Einstimmung durfte der Ministerpräsident sich dann jedoch erst einmal als begeisterter „Hafenlehrling“ erweisen, der einen 44 Tonnen schweren Rohling einer Turbinennabe mit einem sogenannten Reachstacker (Greifstapler) in die Höhe heben durfte. Danach ging es jedoch gleich zur Kaimauer weiter mit Blick auf die geplanten Liegeplätze. Die dringend benötigt werden, wie Arne Ehlers, Geschäftsführer des Hafenumschlagsbetrieb Blue Water BREB deutlich machte. „Wir platzen schon jetzt aus allen Nähten. Für weitere Entwicklung gibt es keinen Platz mehr.“

Denn Cuxhaven sei nicht nur das deutsche Offshore­-Industriezentrum, die Stadt habe sich seit 2017 zum größten deutschen Logistikhafen für Windenergie entwickelt und sei nach Esbjerg die Nummer zwei in Euro­pa, betonte Ehlers. Mehr als 200 Schiffe laufen jedes Jahr das Hafenterminal der BREB an, und löschen über 3.500 Großkomponenten von Windenergieanlagen aller führenden Hersteller. Die Schiffsgrößen nähmen dabei kontinuierlich zu, führte Ehlers aus. „Diesem Wachstum der Branche und seiner Kunden muss Cuxhaven, muss Niedersachsen, muss der Bund gerecht werden, auch auf Grund des globalen Klimaschutzes“, so Ehlers.

„Die Flächen sind schon jetzt überbucht“, machte er dabei die Dringlichkeit deutlich und verwies auf die direkten Konkurrenten Dänemark und Holland, die für solche Projekte unverzüglich Gelder bereitstellen würden. „Und das wissen wir aus eigener Erfahrung, der kommunale Hafen Esbjerg würde sofort mit günstigen Finanzmitteln aus Kopenhagen ausgestattet werden, nicht nur um den eigenen Hafen auszubauen, sondern sogar um sich im Ausland zum Beispiel in Cuxhaven einzukaufen.“

Womit sich auch erkläre, warum Flächenmieten dort schon jetzt um Zweidrittel günstiger seien, als in Cuxhaven. Und die auch die Privatwirtschaft vor einer alleinigen Finanzierung zurückschrecken ließen, würde dies doch dazu führen, „dass Cuxhavens Hafenflächen um das Zwanzigfache teurer werden würden, als Hafenflächen unserer direkten Konkurrenten“. Deshalb müsse eine andere Finanzierungslösung gefunden werden.

Finanzierung über ein PPP-Modell?

Und die zeigte Holger Banik, Geschäftsführer von Niedersachsen Ports auf. Die Finanzierung über Projektgesellschaften, sogenannte PPP-Modelle, das heißt, dass das Land, Privatwirtschaft und Banken den Lückenschluss mit den Liegeplätzen fünf, sechs und sieben finanzieren, und kann sich dabei eine Verteilung von 25 zu 25 zu 50 vorstellen.
Ein Vorschlag, dem auch Weil nicht abgeneigt schien, der dafür aber vorher noch einen Blick in den Business­plan werfen will. Und gleichzeitig auch die Bundesregierung in der Verantwortung sieht, brauche diese doch für die von ihr angestrebte Energiewende auch die passende Infrastruktur. Auf Initiative der Hafenwirtschaft habe Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann auch bereits an Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck geschrieben, jedoch noch keine Antwort erhalten.

Und so klingt erst einmal Arne Ehlers Appell im Ohr: „Cuxhaven hat sich einen guten Namen in der Windbranche erarbeitet. Die Hersteller und Reedereien verlassen sich auf uns. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil, helfen sie uns, dass das so bleibt.“

Nach einem kurzen Abriss, wie denn sein Tag so gewesen sei, betonte dieser, dass es wie immer gewesen sei, wenn er nach Cuxhaven komme, „es macht ers­tens Spaß hier zu sein, zweitens fährt man schlauer Weg als man hergekommen ist“. Weil kann sich aber auch noch an seine ersten Besuche vor etwa zehn Jahren erinnern, die vom Blues geprägt gewesen waren, „das ist heute eine komplett andere Stimmung: selbstbewusst, realistisch, erfolgreich. Also machen sie weiter so, und wenn das Land helfen kann, immer gerne“.