Paul Rohde vor der Vitrine mit den neuen Schätzen des Historischen Museums Bremerhaven. Neben den wieder aufgetauchten Fundstücken, die erstmals seit ihrer Entstehung vor 3.000 Jahren in der Öffentlichkeit ausgestellt werden   Foto: tw

BREMERHAVEN tw ∙ Als Paul Rohde letztes Jahr seinen Bundesfreiwilligendienst im Historischen Museum Bremerhaven begann, konnte er nicht ahnen, welchen Schatz er bald in Händen halten sollte. Ein Schwert, eine Beil und eine Fibel, Teil der wertvollsten Funde der Bronzezeit, aus dem „Fürs­tengrab“ bei Heerstedt. 1938 entdeckt, wurden sie 1946 beim Brand des Marschenhauses vernichtet und sind nur als Nachbildung im Mainzer Museum erhalten geblieben. So war jedenfalls bis Ende letzten Jahres der Stand der Dinge.

„Eine ganz wunderbare Geschichte“

Denn was niemand für möglich gehalten hatte – die drei Originalstücke befanden sich 75 Jahre lang in Privatbesitz und wurden Ende des Jahres an das Museum zurückgegeben. „Eine ganz wunderbare Geschichte“, so Museumsdirektor Dr. Kai Kähler, die jetzt in der Kabinettausstellung „Das Wunder von Heerstedt. Ausgegraben – ‚vernichtet‘ – gestiftet“ im Historischen Museum nacherlebt werden kann.

Als Bundesfreiwilligendienstler gehört es zu Rohdes Aufgaben, sich eigenständig ein Thema zu erarbeiten. Dabei hatte er sich von Anbeginn für die archäologischen Hinterlassenschaften im HMB interessiert. Dass er mit einem so spannenden Thema in Berührung kommt, hätte er jedoch nicht gedacht. Nach der Übergabe der Objekte befasste er sich intensiv mit dem „Fürstengrab“ von Heerstedt und den dazugehörenden Fundstücken. Begab sich auf Spurensuche im Museum, recherchierte in der Fachliteratur und im Internet und arbeitet auch an der Restaurierung der Funde mit. Entstanden ist dabei die von ihm konzipierte Ausstellung, die erzählt, was nach der Bergung mit den Fundstücken geschah.

Alles begann im Jahr 1938, als bei Erdarbeiten das Steinkistengrab entdeckt wurde, zu dem unter anderem neben den drei jetzt wiedergebrachten Gegenständen auch ein Dolch, ein Fingerring und die Reste einer Holzschale gehörten. Besonders der Fund der Holzschale galt als sensationell, kannte man diese Art bis dahin nur aus Grabbeigaben aus Skandinavien. Weshalb sie zu Untersuchungen ins römisch-germanischen Nationalmuseum in Mainz gebracht wurden, wo zudem Abgüsse angefertigte wurden. Die Funde wurden dann wieder an das damalige Morgenstern-Museum übergeben. Ausgelagert mit anderen Sammlungsgegenständen überstanden sie auch die Kriegszeit. Doch ein unvorsichtiges Hantieren mit Leuchtmunition durch amerikanischen Wachsoldaten wurde ihnen im März 1946 zum Verhängnis. Das Reetdach des Marschenhauses im Speckenbüttler Park fing Feuer, das gesamte Gebäude brannte ab und mit ihm die Fundstücke. Übrig blieben nur die in Mainz vorhandenen Abgüsse, von denen das Bremerhavener Museum wegen der Bedeutung der Sammlerstücke Nachbildungen erhielt.

Was niemand von offizieller Seite wusste: Schwert, Beil und Fibel aus dem Fürs­tengrab hatten den Brand „überlebt“. Gerettet wurden sie von einem Bremerhavener, der die Fundstücke, als er in den Süden zog, mitnahm und sie in Vergessenheit gerieten. Und so galten sie ebenfalls als vernichtet. Sein Enkel gab sie jetzt Ende letzten Jahres an das HMB zurück.

Zu sehen sind die Funde und ihre Geschichte bis zum 12. Juni dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Als Begleitprogramm findet am Dienstag, 26. April, um 18 Uhr ein Vortrag mit Dr. Dieter Bischop von der Landesarchäologie Bremen statt.