Schneller als man denkt, kann es passieren, dass man auf Barrierefreiheit angewiesen ist Foto: Pixabay
LANDKREIS re ∙ „Das Schicksal kann brutal zuschlagen und dann muss man sich mit völlig unerwarteten Gegebenheiten auseinandersetzen und leben.“ Darüber diskutierte die AG 60+ der SPD-Mitte vor kurzem in Bad Bederkesa. Jürgen Wintjen, Vorsitzender des Beirats für Inklusion Cuxhaven, erläuterte eindringlich, wie wichtig es ist, Menschen mit Beeinträchtigungen in Gesundheit und Bewegung das Leben zu erleichtern. „Jeder von uns kann von jetzt auf gleich aus dem gewohnten Leben gerissen werden und plötzlich auf Barrierefreiheit angewiesen sein,“ erläuterte er. Änderungen und vor allem die Durchsetzung des barrierefreien Bauens und Wohnens in Deutschland, mit der hierfür erforderlichen Novellierung der Landesbauordnungen, müssten das „Recht auf barrierefreie Wohnung“ durchsetzen und so eine inklusive Gesellschaft ermöglichen, führte er fort.
„Barrierefreiheit muss Standard und nicht Ausnahme werden. Barrierefreiheit muss auch im privaten Wohnungsbau die Regel werden.“ Künftig sollten nicht nur öffentliche Gebäude, sondern auch Wohnungen und Einfamilienhäuser so geplant und gebaut werden, dass sie für alle Menschen nutzbar oder später leicht umzurüsten sind. Diese Forderung umfasst:
∙ Stufenfreier Zugang: Wohnungen sind ohne Treppen erreichbar.
∙ Breitere Türen und Flure: Ausreichend Platz für Rollstuhlfahrer und Gehhilfen.
∙ Barrierefreie Sanitärräume: Badezimmer, die mit Rollstuhl nutzbar oder dafür später leicht anpassbar sind.
∙ Schwellenlose Übergänge: Ein sicheres und komfortables Bewegen in allen Räumen.
Davon profitierten nicht nur Menschen mit verminderter Mobilität, sondern auch junge Familien mit Kinderwagen, Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit temporären Einschränkungen.“
Hieraus ergebe sich auch wirtschaftlicher Nutzen:
Erstens Kosteneffizienz: Die Umsetzung im Neubau ist deutlich günstiger als ein späterer, aufwändiger Umbau.
Zweitens Attraktivität für Investoren und Mieter: Der Bedarf an barrierearmem und -freiem Wohnraum übersteigt das Angebot bei Weitem. Bauherren, die diesen Standard jetzt schon erfüllen, positionieren sich zukunftsorientiert am Markt.
Barrierefreies Bauen sei eine gesellschaftliche Notwendigkeit und keine milde Gabe, betonte Jürgen Wintjen zum Schluss seiner Erläuterungen. „Jeder, der über diese Forderung lächelt, sollte sich bewusstwerden, dass er schon morgen dringendst darauf angewiesen sein kann.“
Die AG 60+ beschloss nach eingehender Diskussion, den Parteigliederungen ein Memorandum zum Barrierefreien Bauen vorzulegen und setzte hierfür eine Arbeitsgruppe ein.