Die Waldohreule gehört mit zu den Kandidaten für die diesjährige NABU-Wahl zum Vogel des Jahres Foto: Hoffmann
ELBE-WESER re ∙ Das virtuelle Wahllokal zum „Vogel des Jahres“ ist wieder geöffnet. Jetzt heißt es: Stimmen abgeben! Der NABU und sein bayerischer Partner LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) rufen bundesweit zur Wahl des „Vogel des Jahres 2026“ auf – jede und jeder kann mitentscheiden, welcher gefiederte Botschafter im kommenden Jahr die Krone trägt.
Auch in diesem Jahr stehen wieder fünf Arten zur Wahl – die Amsel, das Rebhuhn, die Schleiereule, die Waldohreule und der Zwergtaucher. „Sie alle sind in der Elbe-Weser-Region heimisch und stehen stellvertretend für wichtige Naturschutzthemen“, erklärt Jana Jensen, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle Elbe-Weser. „Jede dieser Arten hat besondere Aufmerksamkeit und die Stimmen der Wählenden verdient, denn sie alle spiegeln zentrale Herausforderungen im Natur- und Artenschutz wider.“
So vielfältig die zur Wahl stehenden Arten, so vielfältig sind auch ihre jeweiligen Schutzbotschaften: So leiden manche der Arten unter dem Verlust von Grünflächen, der extensiven Landnutzung, dem Einsatz von Giften oder der Entwässerung und andere unter dem Schwund geeigneter Brutplätze. Was sie alle eint, ist der Rückgang an Futterquellen. „Mit der Wahl möchten wir nicht nur die Schönheit und Vielfalt unserer Vogelwelt zeigen, sondern vor allem auch auf die Bedrohungen hinweisen, mit denen diese Arten und damit verbunden ganze Lebensräume konfrontiert sind“, betont die NABU-Mitarbeiterin.
Mit der Amsel (Turdus merula) steht einer der wohl bekanntesten Singvögel zur Wahl. Ihre melancholischen Konzerte gibt sie am liebsten auf Ansitzwarten wie etwa Dachfirsten oder oben in hohen Bäumen zum Besten. „Derzeit ist sie nicht gefährdet, doch insbesondere in Niedersachsen und auch dem Elbe-Weser-Dreieck sind im vergangenen Jahr viele Amseln vermutlich dem durch Stechmücken übertragenen Usutu-Virus zum Opfer gefallen“, mutmaßt Jensen. Das bestätigten auch die Ergebnisse der NABU-Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“: So wurden Amseln in diesem Jahr um 27 Prozent weniger gesichtet als noch im Vorjahr. Mit naturnahen Gärten, in denen heimische Sträucher als Rückzugsorte und Futterquelle gedeihen, kann jede und jeder die Amsel unterstützen. Sie braucht extensive gepflegte Grünflächen und davon viele. Daher lautet ihr Wahlslogan auch: „Beeren statt Beton!“
Im Gegensatz zur Amsel ist das Rebhuhn (Perdix perdix) stark gefährdet. Der Hühnervogel lebt auf Wiesen, Feldern und Brachflächen. Dort leidet die Art jedoch unter der intensiven Landwirtschaft und großflächigen Monokulturen. Mit dem Slogan „Für Felder voller Leben!“ fordert das Rebhuhn eine naturverträgliche Landwirtschaft, mehr ökologischen Anbau und weniger Ackergift.
Die dritte Kandidatin – die häufig in Kirchtürmen und alten Scheunen residierende Schleiereule (Tyto alba) – findet durch Sanierungen und Vergitterungen von Einfluglöchern zunehmend weniger Brutplätze. „Gib mir dein Dach!“, bittet sie darum in ihrem Wahlslogan. Mit speziellen Nistkästen, die sie gerne annimmt, kann ihrem Wunsch nachgegangen werden. Auch sie sieht sich durch die intensive Landnutzung bedroht: Häufig eingesetzte Rodentizide beispielsweise dezimieren Wühlmäuse und Spitzmäuse – die Hauptnahrung der Eule mit dem weißen Herzgesicht.
Die Waldohreule (Asio otus), die bereits 2025 kandidierte, sieht aus wie ein kleinerer, schlankerer Uhu. Ihren Namen verdankt sie ihren auffälligen Federpuscheln, die eigentlich gar keine Ohren sind. Bevorzugt lebt sie in lichten Wäldern und jagt in strukturreichen Landschaften ebenso wie die Schleiereule nach Wühl- und Spitzmäusen. Sie ist auf alte Bäume angewiesen ob im Wald, Park oder auf dem Friedhof. Denn sie nutzt alte Krähen- und Greifvogelnester. Bei der nächtlichen Jagd fliegt sie wie alle Eulenarten lautlos und ortet ihre Beute akustisch. Ihr Wahlslogan lautet daher: „Ohren auf, Vielfalt an!“
Der kleinste heimische Taucher – der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis) – ist der fünfte Kandidat. Er ist der kleinste Taucher Deutschlands und so zart, dass er auf den ersten Blick fälschlicherweise für ein Entenküken gehalten werden könnte – sofern er überhaupt gesichtet wird. Er baut sein meist schwimmendes Nest nämlich gut versteckt zwischen Schilf und anderen Pflanzen in der Uferzone. Nur sein Balztriller „bibibibibibibibi“ verrät ihn. Mit dem Slogan „Tauchen statt Trockenlegen!“, geht er ins Rennen um den Titel „Vogel des Jahres 2026“.
Das virtuelle Wahllokal ist unter www.vogeldesjahres.de geöffnet. Bis zum 9. Oktober um 11 Uhr können Stimmen abgegeben werden. Noch am selben Tag wird der Sieger bekannt gegeben.
Der „Vogel des Jahres“ ist die bekannteste Artenwahl in Deutschland. Sie wird seit 1971 vom NABU durchgeführt – zunächst als interne Fachentscheidung, seit 2021 als offene Online-Wahl. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit auf besonders schutzbedürftige Arten und ihre Lebensräume zu lenken und möglichst viele Menschen für den Naturschutz zu begeistern. Der aktuelle Vogel des Jahres ist der Hausrotschwanz.