Die Mitglieder des Arbeitskreises freuen sich auf die diesjährige Aktion (v.l.): Caroline Kasper, Celine Hetschel, Brunhild Rost-Helle, Angelika Becker, Ute Feldt, Mirian Breuer, Carmen Ewen, Ira Großmann-Berger, Ulrike Reiter, Angela Köthe-Tietje und Martina Buhlmann  Foto: Landkreis

CUXHAVEN re ∙ In Deutschland stirbt statistisch gesehen jeden dritten Tag eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Expartners. Gewalt erfahren Frauen jeden Alters – aus allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus. Hier will der „Arbeitskreis Häusliche Gewalt Cuxhaven“ ansetzen. Den internationalen Gedenktag gegen Gewalt an Frauen am 25. November nehmen die Mitglieder jährlich zum Anlass, mit unterschiedlichen Aktionen auf dieses gesellschaftliche Problem aufmerksam zu machen und die Öffentlichkeit für dieses tabuisierte, schambesetzte, und zuweilen tödliche Thema zu sensibilisieren.

In diesem Jahr konnten die Beschicker der Wochenmärkte im Landkreis und der Stadt Cuxhaven erfolgreich ins Boot geholt werden. Sie unterstützen die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ – mit überraschender Resonanz, wie Ulrike Reiter von der Beratungs- und Interventionsstelle für häusliche Gewalt (BISS), deutlich macht: „Im Rahmen der Aktion sollen die Betreiber die von uns bedruckten Tüten mit ihren Waren unters Volk bringen. Wir haben 10.000 Stück in Auftrag gegeben – sie sind alle weg.“, freut sich die Leiterin das Arbeitskreises.

Die Tüten für die von den Mitgliedern des Arbeitskreises geplante Aktion wurden durch die Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Cuxhaven, Angelika Becker, und der Stadt Cuxhaven, Heike Bach, finanziert, damit sie den Händlern kos- tenlos zur Verfügung gestellt werden können. In der 47. und 48. Kalenderwoche können diese Tüten damit an den Marktständen der Wochenmärkte kostenlos abgegeben werden. „Im Sinne der Nachhaltigkeit war uns wichtig, hochwertige belastbare Tüten zu bestellen, die mehrfach verwendet werden können“, betont Angelika Becker. Die Aktion wird in den beiden Wochen durch Informationsstände auf den einzelnen Märkten begleitet.
Die Istanbulkonvention, die 2018 in Deutschland in Kraft getreten ist, hält fest, dass partnerschaftliche Gewalt gegen Frauen eine Menschenrechtsverletzung ist. Dennoch wird häusliche Gewalt nach wie vor als Privatsache angesehen. Nur ein Bruchteil der Gewalttaten wird zur Anzeige gebracht. Ein Großteil der Straftaten bleibt damit unentdeckt und wird nicht verfolgt.

Durch diese wie auch die vielen zurückliegenden Aktionen des Arbeitskreises sollen Betroffene ermutigt werden, die Brisanz ihrer gewalttätigen Beziehung zu erkennen und sich vertrauensvoll an die regionalen Hilfeorganisationen zu wenden. „Wir wollen deutlich machen: Es gibt Hilfe“, betont Becker. Auch Zeugen von Gewalt gegen Frauen sollen sich ermutigt fühlen, die Polizei zu informieren, wenn sie entsprechende Beobachtungen machen.

Häusliche Gewalt beschränkt sich nicht auf körperliche Gewalt, unterstreicht Ulrike Reiter: „Jede Form von Gewalt, die körperlichen und/oder psychischen Schaden hinterlässt, gehört mit in diesen Bereich. Das beinhaltet die Androhung derartiger Handlungen genauso wie Nötigung, Freiheitsberaubung oder Stalking“, macht sie deutlich.
Martina Buhlmann macht darauf aufmerksam, dass Betroffene der Situation nicht schutz- und machtlos ausgeliefert sind. „Durch das Gewaltschutzgesetz gibt es die Möglichkeit, bei Gericht Schutzmaßnahmen zu beantragen“, erläutert die Leiterin des Frauenhauses im Cuxland. So könne beispielsweise bisher gemeinsamer Wohnraum für einen gewissen Zeitraum durch die Betroffene und ihre Kinder allein genutzt werden.

Die BISS, die Frauen- und Mädchenberatung sowie das Frauenhaus und der Frauennotruf (alles Einrichtungen des Paritätischen), stehen speziell den betroffenen Frauen zur Seite. Die Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis und der Stadt Cuxhaven, die Mitarbeitenden bei Caritas, pro familia, Diakonie, Opferhilfe, Kinderschutzbund, VBS, Jugendhilfestationen und natürlich nicht zuletzt die Polizei unterstützen betroffene Frauen nach Kräften. Sie alle haben sich in diesem Netzwerk zusammengeschlossen, das sich schon seit über 20 Jahren der Ächtung von Häuslicher Gewalt und der Unterstützung der Betroffenen verschrieben hat.

Informationen zu dem Arbeitskreis finden sich auf dessen Internetseite (http://ak-haeusliche-gewalt-cux.de/). Betroffene Frauen können sich an den Frauennotruf unter (04721) 57 93 93 wenden.